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      Sigrid Kraft

      ARDEEN

      Band 10 | Teil 1

      Eryns Insel

      © Ardeen GbR

      1. Auflage, 2020

      Nachdruck, Vervielfältigung oder Verbreitung, elektronische Speicherung oder Verarbeitung, ganz oder auszugsweise, nur nach ausdrücklicher Genehmigung durch die Autorin.

      Illustrationen: Sigrid Kraft

      Gestaltung und Satz: Tobias Fahnauer, www.fahnauer.de

      Endkorrektur: Florian Blauel

      ISBN 978-3-941436-49-7

      Wissenswertes, Landkarten und aktuelle Informationen gibt es unter:

      www.Ardeen.de

      www.facebook.com/ardeen.fantasy

      www.ArdeenShop.de

      Inhalt

       Inhalt

       Zuflucht

       In den Wegen

       Auf Schatzsuche

       Kraag

       Udrat

       Verschwunden

       Scharmützel

       Das Ende einer Reise

       Im Dienste des Drachen

       Die Gesetze Ardeens

       Ein perfekter Gastgeber

       Feldzug im Süden

       Eine ungerechte Welt

       Ein Wiedersehen

       Tiundors Schätze

       Junge Herzen

       Der rote Drache

      Karte

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      Zuflucht

      Eryn trieb durch den Nebel der Wege und noch tat er sich schwer damit, die Geschehnisse der letzten Zeit zu begreifen. Ärger wallte in ihm hoch. Dieser Drecksack Ador hat mich als Objekt seiner Forschungen missbraucht. Wie kann ein Vater bloß so kaltherzig und grausam sein. Natürlich, er ist ja nicht mein Vater – Er ist lediglich mein Erschaffer. Bin ich doch genauso ein Hybrid wie der trottelige Chirok. Diese Gedanken schmeckten wie Galle.

      An seine ersten Tage in Elverin konnte Eryn sich noch erinnern. Aber dann, in den Wochen und Monaten unter dem Einfluss des Rauschkrautes verschwammen Traum und Wirklichkeit. Chirok, Ador, Elverin, die Feen. Nichts als wirre, zusammenhanglose Fetzen seiner Erinnerung. Er meinte auch, sich an Vedi zu erinnern, war sich aber nicht sicher, ob er seinen alten Freund tatsächlich gesehen hatte oder ob alles nur ein Traum gewesen war.

      Als sein Kopf plötzlich wieder klar war, da fand er sich in Gesellschaft von Meister Savyen in Draegnok wieder, ohne einen blassen Schimmer, wie er überhaupt dorthin gekommen war. In knappen Worten erklärte ihm sein Urgroßvater die Lage und offensichtlich hatte Eryn ihm seine unverhoffte Rettung zu verdanken. Weder seinem Dienstherrn Meister Raiden noch seinem Freund Vedi, dem kleinen schwarzen Drachen, sondern dem griesgrämigen Meister Savyen, dem er am allerwenigsten einen Sinn für Familie zugetraut hätte.

      Doch die Zeit drängte und Eryn schob die Erinnerungen an die Vergangenheit beiseite.

      Eine Stunde hält die Unterdrückung des Rauschkrautes an, das hat er gesagt. Das ist nicht sonderlich viel Zeit, um sich eine neue Bleibe zu suchen. Es muss ein sicherer Unterschlupf sein, wo mich keiner findet. Ich muss mich beeilen, bevor der Entzug einsetzt. Und mit Grausen erinnerte sich Eryn an seine erste Erfahrung mit dieser starken Droge. Damals hatte er nur kurz unter dem Einfluss des Krautes gestanden, aber diesmal war es anders. Monate der vollständigen Abhängigkeit waren vergangen und Meister Savyen hatte ihn bereits vorgewarnt, der Entzug würde grausam sein.

      Eins nach dem anderen. Ich muss mich zunächst in Sicherheit bringen. Ador ist der Meister der Wege. Wer weiß, welche Zauber er beherrscht, um meine Spur zu finden.

      Meister Savyen hatte Eryn zwar versichert, dass das Wasser die Spuren verwischen würde, doch gewisse Zweifel blieben und die nackte Angst, wieder nach Elverin verschleppt zu werden, ließ Eryn erschaudern.

      Ador ist zu mächtig, als dass ich offen gegen ihn kämpfen könnte. Wenn nicht einmal Meister Raiden eine Chance gegen ihn hat, was kann ich da schon ausrichten. Aber vielleicht war es Meister Raiden die Sache auch gar nicht wert. Wer bin ich schon für ihn? Ein weiterer seiner vielen nützlichen Dienstboten, mehr nicht.

      Diese Vorstellung schmerzte Eryn mehr, als er sich eingestehen wollte. Naganor mit all seinen Bewohnern war ihm eine zweite Heimat geworden und er verband viele gute Erinnerungen mit diesem Ort. Nicht zuletzt, weil sich auch sein Sohn Gannok dort befand, und Eryn fühlte sich schäbig, weil er seinen Sohn derart im Stich gelassen hatte.

      Warum musste ich auch nach Elverin gehen? Ich hatte alles und nun habe ich nichts mehr.

      Das war ein Fehler gewesen, sah Eryn nun reumütig ein. Doch daran ließ sich jetzt nichts mehr ändern. Die Ereignisse im Goldenen Turm waren ihm eine bittere Lehre gewesen und nun war die Zeit gekommen, auf eigenen Füßen zu stehen. Irgendwie hatte Eryn immer gewusst, dass er nicht ewig bei Meister Raiden bleiben würde und nun hatte ihm das Schicksal diese Entscheidung abgenommen. Jetzt gab es keinen Weg mehr zurück und ein Neuanfang stand bevor.

      Eryn trieb an den Rand des Nebels, sodass er in die reale Welt hinaussehen konnte. Wie durch einen Wasserschleier konnte er die leicht verschwommenen Umrisse der Landschaft erkennen. Vor ihm lag ein Kornfeld kurz vor der Ernte und dahinter konnte man ein kleines Dorf erkennen.

      Ein Fremder, der in solch ein Dorf kam, warf Fragen auf und sorgte für Gerede. Darum zog sich Eryn wieder zurück in den Bereich des magischen Reisens. Die Wege, wie jene Zone genannt wurde. Doch Wege im üblichen Sinne gab es hier keine. Wie genau das Reisen funktionierte, hatten schon klügere und vor allem weitaus erfahrenere Magier als Eryn vergeblich versucht zu ergründen. Es gab Gesetzmäßigkeiten und kannte man das magische Profil eines Ortes, so konnte man direkt dorthin gelangen. Das war die Art, wie die meisten Magier die Wege nutzten. Denn ein Herumstreunen in der nebeligen Wolke barg durchaus unvorhersehbare Gefahren. Eryn hatte eine Möglichkeit gefunden, um sich an die Oberfläche treiben zu lassen – jene Zone, kurz bevor er die Wege verließ, und er konnte dort verharren. Eine weitere nützliche Errungenschaft war das Entlangschweben an eben dieser Austrittsgrenze und er hatte auch gelernt die Struktur zu erkennen, in der er sich befand. Gestein, Wasser, Luft oder jenen Bereich, der ihn auf der Erdoberfläche herauskommen ließ. Sein erster Gedanke war es, sich ein Versteck in den Bergen zu suchen. Er war im Gebirge aufgewachsen und verband damit immer noch gute Erinnerungen. Aber dann dachte er an Meister Savyens Hinweis. Wasser verbarg und Wasser verwischte die Spuren der Magie. Somit war eine Insel der ideale Ort.

      Ich suche mir eine einsame Insel weit draußen im Meer.

      Nachdem sein Entschluss feststand, begab er sich auf die gezielte Suche. Normalerweise initialisierte man die Zieladresse noch vor dem Eintritt in die Wege, doch Eryn standen mithilfe seiner goldenen Ader