Alle Osho Diskurse sind als Originale publiziert worden und als Original-Audios erhältlich. Audios und das vollständige Text-Archiv finden sie unter der online Bibliothek „Osho Library“ bei www.osho.com
Titel der Originalausgabe:
The Heart Sutra
Ebook-Auflage © 2017
Umschlaggestaltung: Silke Bunda Watermeier, www.watermeier.net
Übersetzung: Prem Nirvano
Copyright© Osho International Foundation, Zürich, Schweiz
Copyright© 2010, Innenwelt Verlag GmbH, Köln
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck und fotomechanische Wiedergabe, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung des Verlags
eISBN 978-3-942502-87-0
OSHO
DAS
HERZ SUTRA
OSHO KOMMENTIERT BUDDHAS HAUPTSUTRA
Inhalt
2.Sich hingeben, heißt verstehen
6.Nur ein vollkommener Egoist kann sich aufgeben
7.Voll-Leere – die Seele des Buddhismus
9.Gegangen, gegangen, hinübergegangen …
Ehre der vollkommenen Weisheit,
der lieblichen, der heiligen!
Avalokita, der heilige Herr und Bodhisattva,
zog auf der tiefsinnigen Bahn
der transzendenten Weisheit dahin.
Herabschauend von der Höhe
erkannte er nichts als fünf Haufen,
und er sah, dass sie in ihrem So-sein
leer waren.
1. KAPITEL
DU BIST EIN BUDDHA
Ich grüße den Buddha in euch. Es mag euch nicht bewusst sein, ihr mögt nie im Traum daran gedacht haben, dass ihr Buddhas seid, dass niemand überhaupt etwas anderes sein kann, dass Buddhaschaft der absolut innerste Kern eures Wesens ist, dass sie nicht etwas ist, das erst in Zukunft passiert, sondern dass sie bereits passiert ist. Sie ist die eigentliche Quelle, aus der ihr kommt. Sie ist die Quelle und auch das Ziel. Buddhaschaft ist es, woher wir kommen, und Buddhaschaft ist es, wohin wir gehen. Dies eine Wort ‚Buddhaschaft‘ enthält alles – den vollen Zyklus des Lebens, vom Alpha bis zum Omega.
Aber ihr schlaft fest. Ihr wisst nicht, wer ihr seid.
Ihr müsst nicht erst zum Buddha werden. Ihr müsst nur erkennen, dass ihr nur einfach zu eurer eigenen Quelle zurückfinden müsst, ihr müsst nur in euch hineinschauen. Eine Konfrontation mit euch selbst wird euch eure Buddhaschaft enthüllen. Am selben Tag, an dem man sich endlich erkennt, wird die ganze Existenz erleuchtet. Nicht, dass da eine Person erleuchtet wird – wie sollte eine Person erleuchtet werden? Schon die Vorstellung, eine Person zu sein, ist Teil des unerleuchteten Geistes. Nicht etwa, dass ich erleuchtet worden wäre – das ‚Ich‘ muss fallen, ehe man erleuchtet werden kann! Wie also kann ‚ich‘ erleuchtet werden? Das ist absurd. Am Tag, als ich erleuchtet wurde, wurde die ganze Existenz erleuchtet. Von jenem Moment an habe ich nichts anderes gesehen als Buddhas – in vielen Formen, mit vielen Namen, mit tausendundeinem Problem, aber dennoch Buddhas. Also grüße ich den Buddha in euch. Ich bin ungeheuer froh, dass sich so viele Buddhas hier versammelt haben. Schon die Tatsache, dass ihr zu mir gekommen seid, ist der Anfang des Wiedererkennens. Die Achtung in eurem Herzen vor mir, die Liebe in eurem Herzen zu mir, ist die Achtung und Liebe für eure eigene Buddhaschaft. Das Vertrauen in mich ist kein Vertrauen in etwas außerhalb von euch, sondern euer Vertrauen in mich ist Selbst-Vertrauen. Indem ihr mir vertraut, werdet ihr lernen, euch selbst zu vertrauen. Indem ihr mir nahekommt, werdet ihr euch selbst nahekommen. Es muss nur ein Wiedererkennen passieren. Der Diamant ist da – ihr habt ihn vergessen oder ihr habt euch von Anfang an nicht an ihn erinnert.
Es gibt einen sehr berühmten Ausspruch von Emerson: „Der Mensch ist Gott in Ruinen.“ Ich stimme ihm zu und ich stimme ihm nicht zu. In dieser Erkenntnis steckt eine gewisse Wahrheit, der Mensch ist nicht, wie er sein sollte. Diese Erkenntnis ist darin enthalten, aber sie steht etwas auf dem Kopf. Der Mensch ist nicht Gott in Ruinen, der Mensch ist vielmehr Gott im Aufbau.
Der Mensch ist ein knospender Buddha. Die Knospe ist da, sie kann jeden Moment aufblühen: einfach ein wenig Mühe, einfach ein wenig Hilfe … Und die Hilfe ist nicht die Ursache. Alles ist ja schon da! Eure Mühe deckt es euch nur auf, hilft euch, das zu entfalten, was da ist – im Verborgenen! Es ist eine Entdeckung, aber die Wahrheit ist bereits da. Die Wahrheit ist ewig.
Hört euch diese Sutras an, denn das hier sind die wichtigsten Sutras in der großen buddhistischen Literatur. Daher heißen sie Das Herz-Sutra – weil es genau das Herz der buddhistischen Botschaft ist.
Aber ich möchte gern ganz von vorn anfangen; nur von dort aus wird der Buddhismus relevant. Lasst es da sein in eurem Herzen: „Du bist ein Buddha!“ Ich weiß, es mag anmaßend wirken, es mag sehr hypothetisch wirken, ihr könnt der Sache nicht allzu sehr trauen. Das ist natürlich. Ich versteh das. Lasst es da sein – aber als Saatkorn. Mit diesem Faktum als Mittelpunkt kann vieles anfangen zu passieren, und nur mit diesem Faktum als Mittelpunkt werdet ihr diese Sutras verstehen können. Sie sind ungeheuer machtvoll – wenn auch sehr klein, sehr gedrängt, saatförmig. Aber auf diesem Boden, mit dieser Vision im Sinn – dass du ein Buddha bist, dass du ein knospender Buddha bist, dass du potenziell fähig bist, einer zu werden, dass nichts fehlt, alles bereitsteht, alles nur in die richtige Anordnung gebracht werden muss, dass nur ein bisschen mehr Wachheit dazu gehört, ein bisschen mehr Bewusstsein dazu gehört …
Der Schatz ist da; du brauchst nur ein Lichtchen in dein Haus zu bringen. Ist die Finsternis erst einmal fort, wirst du kein Bettler mehr sein, wirst du ein Buddha sein, wirst du ein Souverän sein, ein Kaiser. Dieses ganze Königreich ist dein, du brauchst es nur einzufordern. Du brauchst nur deinen Anspruch geltend zu machen. Aber du kannst es nicht