Abessinien, das Alpenland unter den Tropen und seine Grenzländer. Andree Richard. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Andree Richard
Издательство: Bookwire
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Жанр произведения: Путеводители
Год издания: 0
isbn: 4064066117634
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       Richard Andree

      Abessinien, das Alpenland unter den Tropen und seine Grenzländer

      Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020

       [email protected]

      EAN 4064066117634

       Einleitung.

       Historischer Ueberblick und Geschichte der Erforschung Abessiniens.

       Das Land, seine Pflanzen- und Thierwelt.

       Das Volk, seine Sitten und Gebräuche, Handel und Industrie.

       Religion, Kirche und Geistlichkeit Abessiniens. Das Missionswesen.

       Der Ackerbau und die Viehzucht Abessiniens.

       Massaua und die abessinische Küstenlandschaft.

       G. Lejean’s Reise durch Abessinien.

       Reisen in den nördlichen und nordwestlichen Grenzländern Abessiniens.

       1. Reise des Herzogs von Koburg nach Mensa und Bogos.

       2. Werner Munzinger bei den Barea und Kunama.

       Schoa und die britische Gesandtschaft unter Major Harris.

       Die Galla.

       Theodoros II., Negus von Aethiopien.

      [pg 1]

Obelisken von Axum. Nach Rüppell.

      Obelisken von Axum. Nach Rüppell.

       Inhaltsverzeichnis

       Inhaltsverzeichnis

       Aethiops. – Die Königin von Saba. – Menilek und die salomonische Dynastie. – Berührungen mit den Völkern des Alterthums. – Die Königsstadt Axum und ihre Ruinen. – Einführung des Christenthums. – Wechsel der Dynastie. – Die Invasion der Muhamedaner unter Granje. – Portugiesen und Jesuiten in Abessinien. – Ihre Vertreibung. – Zerfall des Reiches und Bürgerkriege. – Die Verfassung. – Erforschungsgeschichte. – Portugiesische Reisende. – Hiob Ludolf. – Bruce. – Salt und Pearce. – Hemprich und Ehrenberg. – Rüppell. – Tamisier und Combes. – v. Katte. – Schimper. – Aubert und Dufey. – Lefêbvre – Gebrüder d’Abbadie. – Rochet d’Héricourt. – Beke. – Zander. – Sapeto. – Munzinger. – Lejean. – Die deutsche Expedition.

      „In den ersten Jahrhunderten unserer Aera stand Abessinien auf der Höhe der damaligen Kultur; das Christenthum, das ununterbrochen von Aegypten den Nil hinauf bis hierher reichte, schuf einen stetigen Verkehr mit dem römischen Reiche. In Glauben, Sitte, Recht und Feinheit des Lebens war es uns ähnlich; [pg 2]doch seit es von dem Abendlande durch die Fortschritte des Islam abgeschnitten ist, blieb seine Entwicklung stehen, und wie, wer steht, zurückgeht, so ist auch Abessinien zurückgegangen und ist verwildert, wenn es auch jetzt noch Europa viel näher steht als dem nachbarlichen Afrika. Es ist umringt von Feinden, wie die Rose von Dornen; im Norden, wo das Hochland in Stufen abfällt und endlich in unabsehbare Tiefebenen sich endet, wohnen muhamedanische Völker, meist rebellische Kinder des Hochlandes, die hellfarbigen Habab, die Leute von Barka; ihnen folgen noch nördlicher die altnomadischen fremdredenden Hadendoa. Im Westen begrenzt Abessinien das Nilland, türkischer Herrschaft unterworfen, im Süden das halb muhamedanische, halb teufelanbetende Volk der Galla. Wohl brauchte es Jahrhunderte, das Hochland vor allen diesen Feinden dem Christenthume zu wahren. Doch jetzt steht Abessinien gegen außen unabhängig da; es hat nur die inneren Feinde zu fürchten, die Anarchie, den freiwilligen Verfall seiner Religion und Sitte, den Selbstmord.“

      So charakterisirt einer der besten Kenner des Landes, Werner Munzinger, die Lage der „afrikanischen Schweiz“, die von alters her das Interesse der europäischen Völker wach zu halten wußte, schon wegen der Gleichartigkeit der Religion, welche uns mit ihren Bewohnern verbindet. Dorthin verlegte man den Sitz des schwarzen Erzpriesters Johannes, dorthin zogen Glaubensboten und wissenschaftliche Forscher in großer Zahl und übermittelten uns Kunde von den Wundern des so verschiedenartig gestalteten Landes. Bald sind es die heißfeuchten Niederungen mit tödtlichem Klima, tropischem Pflanzenwuchs und belebt von den Riesen der Thierwelt, bald kahle, vom Winde gepeitschte Hochebenen, über denen die gezackten, kuppel- und domförmigen Bergriesen bis in die Eisregion hineinragen, dann wieder die verschiedenen Stämme des Landes, ausgezeichnet vor ihren Nachbarn durch leibliche und geistige Vorzüge, doch tief gesunken, die uns jene Berichte vorführen. Endlich aber ist es die mehr als tausendjährige, wol anfangs in den Schleier der Sage gehüllte Geschichte des Landes, die mit ihrem Dynastienwechsel, ihren blutigen Bürgerkriegen und Religionskämpfen uns unwillkürlich anzieht. Ja, Geschichte auf afrikanischem Boden! Welche Anomalie! Denn sehen wir ab von den muhamedanischen Staaten und den alten, vorübergehenden Kulturreichen im Norden des schwarzen Erdtheils, so bietet uns allein Abessinien eine Geschichte, ein Reich in Afrika dar. Staatenbildungen, Historie bei den Negervölkern zu suchen, wäre vergebliche Mühe; Abessinien aber hat beides, und der Grund dafür liegt in der Abstammung, der Begabung seiner Bewohner, die gleich uns zur kaukasischen Rasse gehören, denn sie sind äthiopische Semiten, Verwandte der Araber, Phönizier, Juden.

      Nach der Ueberlieferung der Abessinier kam Kusch, ein Sohn Ham’s, in ihr Land, ließ sich dort nieder, gründete die Stadt Axum und bevölkerte weit und breit die Umgebung. Er hinterließ zwölf Söhne, unter welchen der älteste, Aethiops, dem ganzen Lande den Namen Aethiopia gab. So hieß es wenigstens bei den Griechen und heißt es heute noch offiziell. Der allgemein übliche [pg 3]Ausdruck Abessinien jedoch ist aus dem arabischen Habesch abgeleitet. Nach dieser dunklen Sage schweigt die Tradition wieder, und nur Erinnerungen an heidnische Gebräuche und Schlangenkultus füllen den Zeitraum aus, bis die Geschichte Abessiniens – wenn auch immer noch sagenhaft – mit derjenigen der schönen Königin Maketa von Scheba (Saba) zusammenfällt. Zu Axum hatte sie im 11. Jahrhundert vor Christus ihren Thron aufgeschlagen; dort herrschte sie, ihr Volk beglückend, voller Milde und Güte. Eines Tags erschienen Fremdlinge aus einem fernen nördlichen Lande bei ihr, die viel von dem weisen Könige Salomo zu Jerusalem berichteten, der alle übrigen Menschen an Klugheit weit übertraf. Ihn zu sehen, reiste die Königin nach Kanaan, und kaum hatte der Judenkönig sie erblickt, als er sich in sie verliebte und sie zur Frau nahm. Nachdem die äthiopische Fürstin