Асия Горошкова
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© Асия Горошкова, 2023
ISBN 978-5-0059-5882-2
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Anstelle eines Vorwortes
Hallo. Lassen Sie mich Ihnen eine merkwuerdige und echte Geschichte über eine Prinzessin und einen Löwen erzählen.
Kasan ist eine kleine wunderbare grüne (und für manche vielleicht große) Stadt. Die Moscheen mit hohen Minaretten, den Tempel mit goldenen Kuppeln, und natürlich eine Synagoge mit einer Menora vor dem Eingang, das alles finden Sie in meiner Heimatstadt. Es ist alles möglich hier, du kannst sein, was du willst, du musst nur wirklich es wollen und dich ein wenig Muehe machen. Ich hatte Glück, die beste deutsche Schule der Stadt zu absolvieren. Sprechen Sie deutsch? Ich war eine gute Schülerin, aber weit davon entfernt, Tag und Nacht zu pauken, eine Schulschwänzerin, ja, ja, es geht auch um mich. Es war wirklich toll, mit den besten Mitschuelern die Buecher und Bucherhelden zu besprechen, Theoreme zu beweisen, im Geometrieunterricht zu zeichnen und Aufhaben zu loesen. Es hat Spass gemacht, mit den Jungs, die nicht sehr fleissig in der Schule waren, durch die Garagen zu klettern, langweilige Lektionen zu schlendern und noch viel mehr zu tun, was die Eltern nicht wohl genehmigen wuerden. Haben Sie die Schule geschwaenzt, manchmal, einmal? Ich habe auch die Auffuerungen in der Schule inszeniert, die Mitschueler haben sich selbst, Koenige, Witze und andere Maerchenfiguren gespielt. Alle hatten Spass dabei. Hier konnte man alle moeglichen Ideen realisieren und sein, was man will.
Natürlich lag mein Weg nach der Schule direkt an die Fakultät der Romano-Germanistik, denn Übersetzerin zu werden war eine logische Fortsetzung des Studiums und der Lebensweise. Die Übersetzerin reist viel, kommuniziert mit den interessanten Menschen, dachte ich, mir kam damals nicht in den Sinn, dass der Uebersetzerberuf nur die Folge der Unterentwicklung von Übersetzungsprogrammen ist. Der Übersetzer vermittelt nicht eigene Gedanken sondern der anderen, und ich hatte immer etwas zu sagen. Trotzdem es hat immer Spaß gemacht, zu übersetzen, zum Beispiel… in der Sauna.
Irgendwann kam eine deutsche Delegation in unsere Stadt, deren Mitarbeiter mit Strassenkinder und vernachlaessigten Kindern in der Stadt beschaeftigt waren. Unsere Beamten aus dem zuständigen Ministerium zeigten den Deutschen Kinderheime, Unterkünfte, Jugendzentren, und beschlossen, den Tag in einer russischen Sauna zu beenden, wo ich damals noch als Deutschstudentin übersetzen musste.
Stellen Sie sich vor solche Situation, 20-Jährige Studentin voller Angst sitzt in einem hellgrünen Hosenanzug im Vorzimmer der Sauna. Es ist sehr heiß. Links von ihr sitzt ein alter Deutsche in einem weißen Laken und einer Kappe auf dem Kopf und spricht auf gut Deutsch, wie weit der Gastgeber noch von der fortgeschrittenen deutschen Erfahrung ist. Er spricht nachsichtig, dass es ihm alles gelingen wird, wenn die Stadtabgeordneten sich bemühen werden und hart an der Frage der Bekämpfung der Straßenkraft und der Entwicklung der Demokratie arbeiten werden. Rechts von ihr sitzt der russische Kollege in demselben schneeweißen Laken auf dem nackten mit Sport unbekannten Körper und erinnert sich an alles, was er über Deutschland und die Deutschen noch weiss. Hier konnte man den Satz “Haende hoch”, etwas ueber den Krieg in 1945 hoeren, die deutsche Autoindustrie und “Drei Kameraden” wurden auch erwaehnt. Man musste sagen, dass die beiden, bevor sie sich im Vorzimmer auf dem Laden fanden, mehr als ein Glas russischen Wodka fuer jeden getrunken hatten. Trotz aller Absurdität der Situation musste ich den Dialog übersetzen, indem ich ihn mit einer kleinen künstlerischen Fiktion ergänzte und einige Sätze verstummte, um die scharfen Winkel der internationalen Diplomatie zu glätten. Im Dampfbad, musste man den Maennern Respekt zollen, haben die beiden eine Art internationale nonverbale Art der Kommunikation gefunden, und haben keine Übersetzerin gebraucht.
Eine Übersetzerin, selbst sei sie eine Anfängerin, hat immer etwas zu erzählen. Die ganze Arbeit ist die Kommunikation mit den Menschen unter fuer den letzten ungewöhnlichen Umständen, an der Schnittstelle zweier Welten. Das ist in meinem Fall eine Deutsche und eine Russisch-Tatarische Welt.
Um an den Millenniums-Festveranstaltungen teilzunehmen, kam der deutsche Botschafter in Russland nach Kasan, man musste sagen, dass die Stadt damals noch nicht mit Aufmerksamkeit verwöhnt war. Das Begleitfahrzeug der Verkehrspolizei kam zu spät und der Assistent des Botschafters, der seinen Ausweis zeigte, versuchte, einen grünen Korridor für unseren Minibus einzurichten. Dann sahen die Kasaner Polizisten wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben einen diplomatischen Ausweis, der fuer sie nichts bedeutete und keine Wirkung auf die beiden ausuebte. Er verursachte ein Lachen statt den Wunsch, einen offiziellen Stand anzunehmen und seinen Besitzer zu ehren. Eine deutsche Delegation kam zusammen mit dem Botschafter aus Kazaner Partnerstadt Braunschweig, der Stadt von Heinrich dem Löwen. Ein Teil der Studentinen unserer Gruppe der ausländischen Fakultät sollte als Übersetzerinnen diese Delegation begleiten. Der Assistent des Botschafters war sehr gesprächig, fragte danach, wo wir lernten, warum wir so gut Deutsch sprachen, was wir weiter im Leben fuer die Zukunft planten.
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