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Strandfarben
gvFriedrich
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2012 gv. Friedrich
ISBN: 978-3-8442-4286-7
gvFriedrich
Diesen Kriminalroman widme ich meiner Familie.
Strandfarben
Der Tod soll nicht scheiden…
Prolog 24 Jahre zuvor.
»Sind sie nicht süß, die beiden?« rief die Brautmutter nach der Trauung den wartenden Hochzeitsgästen vor der Kirche zu und meinte damit die Zwillingsschwestern Manuela und Sonja. Als Blumenmädchen in ihren roséfarbenen Kleidern streuten sie Händevoll Rosenblätter auf den Weg, einige davon so weit, dass diese leicht auf einzelne Kreuze und Grabsteine rechts und links vom Weg niederregneten.
»Mama?« schaute Manuela später ihre Mutter fragend an, »was bedeutet eigentlich, bis dass der Tod euch scheidet?«
»Das, mein Kind, ist ein Ehegelübde. Hochzeitspaare heiraten doch, weil sie sich lieben. Und das sollen sie bis zu ihrem Tod, sich lieben. Erst dann, wenn einer von beiden gehen muss, endet der irdische gemeinsame Weg.«
Zwei Wochen später starb Sonjas Kanarienvogel Karl an Altersschwäche. Er lag am Morgen regungslos im Käfig. Neben ihm hüpfte Manuelas Vogel Karlchen aufgeregt hin und her. Sonja nahm ihren kleinen Freund in die Hand, ging in den Garten zu den Blumenbeeten und grub mit ihren Händen weinend ein kleines, aber viel zu tiefes Loch. Dann stand plötzlich Manuela neben ihr.
»Warte, Sonja schau her, ich habe meinem Karlchen die Traurigkeit genommen. Er wäre doch so alleine gewesen. Lass sie uns eng zusammen begraben.« Karlchens Kopf hing leblos an seinem kleinen Körper runter.
Der Tod soll nicht scheiden...
Kapitel 1 Die Tote in Zeringerhaff
…Ein Jake Russel gräbt gerne, besonders im Sand. Maximilian lag auf seiner Liege und beobachtete Body, einen schwarz-weißen Wirbelwind, der an diesem Hundestrand in Zeringerhaff durch sein wildes Hin und Her über Badetücher und sauber abgelegte Schuhe, über Luftmatratzen und Liegen fegte. Er brachte damit die anderen, sonst eher ruhigen Hundebesitzerurlauber etwas in Rage. Die Frauen etwas mehr als die Männer, was wohl nicht am Hund oder der gelasseneren Art der Männern lag als vielmehr an dem Aussehen und Auftreten der Hundebesitzerin dieses Jake Russels.
Es sollte wieder ein sonniger, heißer Tag werden und so füllte sich der Strand schon in den Morgenstunden. Für die einen bot der frühe Besuch die Möglichkeit einen der besten Plätze zu ergattern, die anderen dachten vielleicht daran, dass es am Nachmittag zu heiß werden würde.
Auf dem Hundestreifen tummelten sich schnell über 15 Hunde, so dass Maximilian es vorzog, nicht wie die anderen am Vormittag hier sitzen zu bleiben, sondern trotz der Hitze erst am Nachmittag den Strand nochmals aufzusuchen. Und es war so, wie er es sich gedacht hatte, gegen fünfzehn Uhr war der Strandabschnitt überschaubar leer. Drei Hunde tollten in Wassernähe, zwei weitere schliefen bei ihren Besitzern und auch sein Hund Sunshine, eine Dackelmischlingsdame, legte sich unter seinen Liegestuhl in den Schatten und schlief sofort ein, was keine Besonderheit war, da sie auch zu Hause die Ruhe liebte und sie immer schon, seitdem er Sunshine hatte, viel Schlaf brauchte.
Gegen halb vier kam sie dann. Das Frauchen von dem schon erwähnten Jake Russel. Nicht nur Maximilian wartete auf ihren Auftritt, sondern auch die heute im Vergleich zu den letzten Tagen wenigen anderen Männer hier am Strand, die sofort zu ihr hinüber starrten, als sie den Strandstreifen betrat. Ihren Hund ‘Body’, wie sie ihn rief, an der linken Hand an einer kurzen Leine zerrend, an der rechten Hand bepackt mit einer für eine Person eher übertriebenen Menge an Badesachen und Strandutensilien.
Bodys Frauchen war eine äußerst attraktive, junge Schönheit. Blond, mit einem Hauch von String und oben ohne sorgte sie seit ein paar Tagen am Strand für besonders viele Blicke der männlichen Urlauber. Nicht provozierend, aber als einzige an diesem Strandstreifen bewegte sie sich im Sand den ganzen Tag über mehr nackt als angezogen und sie hatte ein täglich wiederkehrendes Ritual. Das Ritual, sich zu präsentieren. Ihres schön gewachsenen Körpers wohl bewusst suchte sie sich, immer nach der Mittagszeit, einen Strandplatz in vorderster Reihe, achtete anscheinend hierbei darauf, gut gesehen zu werden, aber auch selber gut zu sehen.
Im ersten Ritualschritt stellte sie ihre dunkelrote, große Badetasche auf den Boden, öffnete diese, nahm einen Sonnenschirmständer heraus, einen von diesen, die man auch im lockeren Sandboden durch kräftiges Eindrehen fest verankern kann, steckte den Sonnenschirm auf den Ständer und öffnete ihn.
Im zweiten Schritt band sie ihren Begleiter, Hund Body, an seiner Leine an den Ständer, damit der, knurrend und an der Leine ziehend, nur innerhalb eines kurzen Radius herumtollen konnte. Danach, der Blicke einiger Männer, auch Maximilians Blicke bewusst, zog sie ihr T-Shirt langsam über den Kopf, schüttelte ihre langen blonden Haare, um danach mit beiden Händen nach hinten auf den Rücken zu greifen, ihr Bikinioberteil zu öffnen und es abzunehmen. In gebückter Haltung und oben ohne baute sie dann ihre kleine Festung um sich herum auf.
Das Bikinioberteil verschwand in der Tasche, dafür kamen zwei große Badetücher heraus, die sie mit etwas Abstand neben den Sonnenschirm in den Sand ausbreitete. Danach legte sie zwei kleinere Handtücher zusammengerollt und als Kopfstütze dienlich auf je eins der Badetücher. Unterhalb der linken Rolle legte sie ein dickes Buch, verschiedene Zeitschriften und einen Stift.
Zum Schluss ihrer Aktionen kam dann für die meisten Männer, die sie beobachteten, die spannende Frage, wie würde sie heute ihre blau-gelbe Strandmuschel aufbauen und in welche Richtung würde heute die Muschelöffnung stehen. In den Tagen von Maximilians Beobachtungen stellte er bald fest, dass es einigen Männern ganz egal wurde, wie diese Öffnung von ihr platziert wurde.
Denn nach ihrem Aufbau wechselten eben diese Männer nach und nach ihre eigene Sitzposition in Richtung Muschelöffnung, einige Male mit unverständlichem Kopfschütteln der mitwechseln müssenden Partnerinnen. Maximilian hätte interessiert, was diese Männer den Begleiterinnen wohl jeweils gesagt hatten, um ihren plötzlichen Umzugswillen zu erklären. Er hätte wohl die Sonnenausrichtung als Ausrede benutzt.
Vielleicht denken Frauen aber auch anders über eine eigentlich ganz normale Sache eines nackten Oberkörpers nach als Männer und für die meisten Frauen ist eine fast nackte Frau sicher uninteressanter in der Wirkung als für Männer, bis auf vielleicht die Frauen, die Frauen lieben.
Maximilian hatte in dieser Hinsicht heute Glück gehabt, denn Bodys Frauchen stellte die Muschelöffnung genau in sein Blickfeld, was ihn leicht lächeln ließ, hatte er doch mit seinen Blickmöglichkeiten gegenüber den anderen Männern zwei enorme Vorteile, erstens, er musste nicht umziehen und zweitens, er hatte diesen Blicktag gewonnen.
Erst nachdem sie ihre Festung aufgebaut hatte, zog sie im Stehen ihre Jeans aus legte diese zusammen neben die zwei Badetücher in den Sand. Das Zusammenlegen zelebrierte sie in einer Genauigkeit, als hätte sie ihren Kleiderschrank zu Hause vor sich um die zusammengelegte Wäsche dorthinein zu platzieren. So akkurat wie die Jeans jetzt in Falten lag, lagen auch die zwei Badetücher.
Beim Bücken sah man unwillkürlich auf ihren wohl geformten Hintern, der durch den String in der Pofalte die beiden Pobacken noch mehr zur Geltung brachte. Erst jetzt setzte Frauchen sich in die Muschel, etwas breitbeinig, die Knie angezogen, die Fußzehen halb im Sand vergraben und cremte sich eine kleine Ewigkeit lang ihren schon gebräunten Körper ein.
Auch hier erkannte man als geduldiger Hingucker eine sich täglich wiederholende Reihenfolge. Das schmale Gesicht bekam zuerst die Creme über die Stirn und Wangenpartien zu den geschlossenen Augen hin und über die Nase bis hinunter zum Mund. Danach folgten zuerst die rechte, dann die linke Schulterpartie, beide