Sybille Waßner
Hugo und Andrea
Keine Liebesgeschichte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Für Sophie, für David, für Dich
Für Sophie, für David, für Dich
„Hugo & Andrea. Keine Liebesgeschichte.“
„Hugo & Andrea. Keine Liebesgeschichte.“ Vielmehr eine satirische Novelle, welche eine fiktive Geschichte, nach dem Erlass des Gesetzes zur Tarifeinheit, erzählt und zugleich eine Hommage an Hugo Sinzheimer ist: Andrea, eine machthungrige Politikerin, die übereilt das Gesetz zur Tarifeinheit verabschiedet, trifft auf Hugo Sinzheimer, der als Vater des deutschen Arbeitsrechts gilt und der nunmehr Andreas ständiger gedanklicher Begleiter wird. Nach Erlass des Gesetzes zur Tarifeinheit stellt sich jedoch nicht der erhoffte „Betriebsfrieden“ ein, sondern das Gegenteil hiervon geschieht. Die Ereignisse überschlagen sich. Die vermeintliche Lösung eines Problems verursacht eine Vielzahl von Problemen. Damit einher geht nicht nur der rasante politische Absturz von Andrea. Am Schluss der Geschichte wird Andrea persönlich von dem gerettet was sie bekämpfte.
Außer Namensgleichheiten sind Übereinstimmungen mit lebenden oder verstorbenen Personen rein zufällig, wie auch Handlungen und Äußerungen rein fiktiv und keinesfalls mit solcher realer Personen identisch sind.
Sybille Waßner, geb. 1976, Studium der Rechtswissenschaften mit Schwerpunktbereich Arbeit und Soziales in Frankfurt am Main, Rechtsanwältin und Mediatorin.
Nikolaus van den Bruck, geb. 1959, Studium der Rechtswissenschaften mit Schwerpunktbereich Arbeit und Soziales sowie Studium der Verwaltungswissenschaften in Speyer, Gewerkschaftsjurist.
Die Autoren verbindet die Leidenschaft für das Arbeitsrecht und die Literatur, was dieses Projekt ermöglichte. Es ist gleichzeitig eine Hommage der Autoren an den dogmatischen Begründer des modernen deutschen Arbeitsrecht – Hugo Sinzheimer. Schwer wäre es den Autoren gefallen bei dem Gesetz zur Tarifeinheit keine Satire zu schreiben.
„Und dieses Leben ist schön.
Zum Verrücktwerden schön.
Nicht, dass es so wäre.
Doch ich sehe es so.“
Bohumil Hrabal (1914-1997), tschechischer Schriftsteller
Prolog
Da steht sie am Rande des Schotters. Im fahlen Licht wirkt sie blassblau und halb verschlossen. Wer nicht genau hinsieht, erblickt nur den graugrünen Stängel und übersieht die noch kaum aufgegangene Blüte. Solange die Sonne sich nicht blicken lässt, wird die Cichorium intybus – die gemeine Wegwarte - auch nicht ihr Strahlen dem Himmel widerspiegelndem Blau entgegenrecken können.
Es steht eine Blume,
Wo der Wind weht den Staub,
Blau ist ihre Blüte,
Aber grau ist ihr Laub.
Ich stand an dem Wege,
Hielt auf meine Hand,
Du hast Deine Augen
Von mir abgewandt.
Jetzt stehst du am Wege,
Da wehet der Wind,
Deine Augen, die blauen,
Vom Staub sind sie blind…
Hermann Löns (1866-1914)
Die heilende Blume, die Himmel und Erde verbindet, trägt das hoffnungsvolle Blau in diesen scheinbar hoffnungslosen Tag. Gleichermaßen Heilmittel und Kaffee-Ersatz in mageren Zeiten, ist sie die kleine Freude am beginnenden Tag. Könnte Andrea das Blau erblicken, würde sie sich fragen, warum gerade die Wegwarte hier ihre Begleiterin ist und nicht der Eisenhut, der laut Mythologie aus dem Geifer des Höllenhundes Kerberos erwuchs, als der griechische Held diesen besiegte und in das Diesseits brachte. Wollte sie doch hier eine Reise antreten.
Auf den Gleisen liegend, spürte ich das kalte Eisen deutlich, empfand es aber als durchaus angenehm. Ich hatte die letzten Wochen stark abgenommen. Darüber hätte ich mich bei dem Vorliegen anderer Umstände gefreut. War da bereits ein Vibrieren oder bildete ich es mir nur ein? Ich schloss die Augen.
„Ist das der richtige Weg?“, fragte mich Hugo aus der Unsichtbarkeit heraus. Ich sah seine schmalen Lippen, welche in seinem rundlichen und bartlosen Gesicht, umrahmt von schütter gewordenem Haar, etwas verloren wirkten. Seine Nase gerade und unaufdringlich. Sein Gesichtsausdruck aristokratisch. Sein blasser Teint erinnert an etwas Edles. Sein Benehmen ähnelt