Hermann Schunder
Mausetot
Kriminalroman von der Mittelmosel
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Joseph Wolf führte ein unauffälliges Leben. Sein Alter sah ihm keiner auf den ersten Blick an. Zugegeben, so durchtrainiert wie früher, fühlte sich der schlanke Mittfünfzigers nicht mehr. Aber bei einer Körpergröße von 1 Meter 78 fiel das leichte Übergewicht nicht sonderlich auf. In seinem Bekanntenkreis galt er als geselliger Typ, einer zum Pferde stehlen.
Die braunen nach hinten gekämmten Haare lichteten sich allmählich. Dieses Manko glich Joseph durch sein geschickt eingesetztes schüchternes Lächeln spielend aus. Er galt als eingefleischter Junggeselle, weniger aus Überzeugung, mehr aus Mangel an Gelegenheit. Als eifriger Kneipengänger bestand sein Freundeskreis in erster Linie aus Männern. Fußballbegeisterte Biertrinker blieben meist unter sich.
Die Frauen, ja, das war ein besonderes Kapitel in seinem. Die er wollte, mit Blicken förmlich auszog, das waren die um die Vierzig, die suchten nicht unbedingt einen Alten. Und die sich auf der Pirsch der Liebe tummelten, die 60 Plus-Generation, für die fühlte er sich noch zu jung. Ab und zu verirrte sich sogar die eine oder andere holde Weiblichkeit in seine Stammkneipe. Füllig und willig genügte ihm aber nicht. So blieb es meist bei verstohlenen Blicken und unerfüllten Träumen.
In beruflicher Hinsicht galt Joseph Wolf bei seinen Vorgesetzten nicht gerade als Überflieger. Zuverlässig und korrekt. Aber sonst? Kein Superbulle, der die kniffligsten Fälle im Alleingang aufklärte und sich auf seine übersinnlichen Fähigkeiten stets verlassen konnte. Weit gefehlt. Wolf agierte im Hintergrund, lieferte Erkenntnisse aus dem Umfeld von Verdächtigen. Kein Karrieretyp, wie sich aus seinen Dienstjahren und dem erreichten Rang eines Kommissars leicht ableiten ließ. Sein Glück oder vielleicht