Was bleibt | ?
Ich verfasse diese Zeilen mental, mit schwindender Kraft.
Der Brustkorb, den Gezeiten gleich,
hebt und senkt sich nur noch leicht.
Cholera;
Sanguis;
Melancholia;
Phlegma;
langsam weicht jeder Saft.
Der Körper nurmehr eine Hülle, taub und unbeweglich.
Jede Regung eine Pein, als versuche alles in einem sich
der einzigen Wahrheit im Inneren zu entledigen.
Das tausendfache Spiel aus Licht und Dunkeln
konzentriert in einem Punkt.
Eine Essenz, komprimiert in einem letzten Predigen.
Leiser und stimmgewaltiger als jedes Munkeln.
Was hier ausklungt;
ein Leben.
Nein, Nein, Nein, Nein, Nein, Nein, Nein,
das soll es jetzt gewesen sein?
Halt
Sitze im Dunkeln und blicke ins Nichts.
Der Geist späht schwach hinter Lidern bleiern.
Im hohlen Raum ein Zucken des Lichts.
Doch drunter ein schwaches Wimmern und Seiern.
Schwer wiegt die Last des schwarzen Tuchs,
des grünen Tuchs,
des roten Tuches.
Bringt all jene Lichter zum Schweigen.
Noch streckt sich der Geist das Glück, such es!
Lass es dich wärmen, in seinem Reigen.
Und verzehrt es einen auch danach:
Zu oft schon hatte man das Haupt gesenkt,
lag brach
und ungelenk.
So ist in der Unendlichkeit der Schwärze,
das warme Gefühl gleich dem Licht einer Kerze.
Flüchtig, dünn und unergiebig.
Unmöglich zu greifen, zu fassen, beliebig
oft möge man es auch versuchen.
Bloß Rauch dringt durch die farbigen Leinen.
Erstickt das Licht, die Wärme nur
eine Erinnerung unter hastigen Tuchen.
Ein Fluchen, das lähmende Gefühl, die Glieder stur.
Die Wärme noch spürbar, doch die Sensation des Gefühls vom inneren Blick
getäuscht, vernebelt, undurchsichtig.
Vermag es der Geist doch nicht,
heranzukommen an das Licht.
Hass | Religion
Es breitet sich aus.
Es breitet sich aus.
Es wächst, es ringt nach Luft, will heraus.
Es wächst, es ringt nach Luft, will heraus.
Ansteckend, einem Virus gleich, findet es einen Wirt.
Ansteckend, einem Virus gleich, findet es einen Wirt.
Breiter, verzweigter, stärker, verirrt.
Breiter, verzweigter, stärker, verirrt.
Der Hass.
Die Religion.
Das Tier
Stark und mächtig,
einsam und zerbrechlich.
Nicht in der Lage, sich auszudrücken.
Es fehlen ihm die Worte, es fehlt die Routine.
Das Gefühl fremd und eigenartig, abstoßend und doch ganz natürlich.
Angenähert wird nur in Stücken.
Kein sicherer Tritt, jederzeit die Angst, mit dem Fuß auf eine Mine
zu steigen.
Mit enormer Kraft wird dann zerrissen, was bis dahin dort gewesen.
Vorsichtig und leise, wohlbedacht jeder Schritt
an die ersehnte Beute.
Im Kopf die Sehnsucht nach dem warmen Gefühl.
Mit voller Konzentration das Gegenüber gelesen.
Abschätzend, einschätzend, Abschätzigkeit leugne‘.
Doch immer dabei, die Angst hält kühl.
Bloß bei sich bleiben.
Die letzten Schritte mühlich.
Lust;
Verzehren;
Frust;
Begehren.
Das ersehnte Fleisch
im Geschmack ihm gleich.
Auch voll des Entzücken‘.
Frohlocken
Welch ein erhaben Gefühl,
in die Augen einer anderen zu blicken
und die eigenen zu sehen.
Dann steht für einen Moment die Mühl
stumm, locker der Gesellschafts‘ Stricken;
im Verständnis zergehen.
Die Form
Ach ich wünscht ich wär‘ ein Tier,
Du bist ein Tier.
ganz natürlich frei.
Du bist ein Tier.
Um das Herz keine Schürze aus Blei.
Du bist ein Tier.
Kein Kontakt vor dem ich mich zier‘,
Du bist ein Tier.
aber autark,
Du bist ein Tier.
zufrieden.
Du bist ein Tier.
Ich zitterte nur, wenn es draußen kalt,
Du bist ein Tier.
ich stürbe nur, wenn ich grau und alt.
Du bist ein Tier.
Keinen Gedanken an Morgen besäß‘ ich.
Du bist ein Tier in einem Käfig.
Ein Schauer
Tropfen benetzen das konkave Glas.
Ein Schauer aus dem Inner'n,
schwelt wie ein Brand.
Nimmt einem das Licht,
nimmt einem die Sicht.
Jede Haltung zerspringt wie eine Vas‘.
In der Luft ein leises Wimmern.
Die Gedanken prallen gegen eine Wand:
Wie kann es nur jemals wieder anders sein, wie kann ich dem Sog entfliehen?
Tonnenschwer wird man herabgezogen, kein
Ausweg zu greifen, die Drüsen spiehen
weiter ihr süßes Gift, wiegen den Geist in einen Schlaf.
Traumlos und dunkel