Karelia. Enna Pertim. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Enna Pertim
Издательство: Bookwire
Серия: keine
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738017632
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      Enna Pertim

      Karelia

      Eine Reise durch Finnland auf dem Weg in ein neues Leben

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       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Laiva

       Ulvila

       Unterwegs

       Lossi

       Sauna

       Pakosaari

       Jussi

       Ellen

       Gleisdreieck

       Tansilaulau

       Kokko

       VOCES INTIMAE

       Rapu

       Pierre

       Abschied

       Dämmerung

       Sotteniemi-Mauri

       Pallas

       Winter

       Ruska

       Nordlicht

       Anhang

       Impressum neobooks

      Laiva

      „Nichts geht mehr, meine Herrschaften, bitte nichts mehr!“

      Er setzt doch noch schnell auf den Blauen, mit dem eine Frauenhand zuvor die Achtundzwanzig be­deckt hat.

      Das Hüpfen der Kugel: „Achtzehn!“

      Beide Marken werden eingezogen.

      Und wieder: „Nichts geht mehr, bitte nichts mehr.“

      Er legt seine Marke abermals auf die Achtund­zwan­zig.

      Diesmal setzt die Frau nach ihm.

      „Siebenundzwanzig!“

      Er sieht zwei große Augen, die bald in die seinen, bald auf die Zahl starren.

      Warum spielt sie die Zahl Achtundzwanzig weiter, ob sie so alt sein mag?, denkt er.

      Auch er bleibt bei seiner Zahl, lächelt … und verliert erneut. Sie mit ihm.

      Dann verlässt er den Spielsaal.

      Wenig später steht er inmitten einer Masse von Fahr­zeugen vor dem Schiff. Ein riesiges Loch, eine dunkle, stählerne Höhle gähnt dem Pulk entge­gen.

      „Haben Sie gebucht?“

      Er reicht seine Fahrscheine vom Fahrersitz durch das geöffnete Seitenfenster hinaus.

      „ Achtundzwanzig!“

      „ … achtundzwanzig??“

      Doch der Mann mit den Bordkarten ist bereits zum näch­sten Wagen weitergegangen.

      Es ist eben heute der 28., denkt er … und wartet.

      Schließlich schiebt sich die Fahrzeugschlange in den Schiffs­­­körper. Zentimetergenau weist man ihn ein. Kaum hat er das große, dunkle Loch passiert, blen­det ihn das helle Neonlicht auf dem Wagen­deck.

      Er zwängt sich aus dem Fahrzeug. Menschen ren­nen durch das Schiff: hinauf, herunter, hinüber, herüber; stehen Schlange vor noch verschlossenen Kiosken, drücken die Nasen an die Glastüren des Speisesaa­ls. Er geht über schmale Treppen in seine Kabine: Sie trägt die Nummer Achtundzwanzig! Das war es, was ihn auf dem Warteplatz er­schreck­te.

      Er legt sich bäuchlings auf das Bett, stützt den Kopf auf die Unterarme und kann so durch das Bullauge blicken. Das Spielkasino an der Trave schwimmt vorbei, bleibt zu­rück. Dann ein paar Segler, ein Küstenschiff, schwar­­­­­­­­­­­­­­­ze und rote Bojen … drüben immer noch Land. Die ersten Lichter flammen am Ufer wie verhan­gene Sterne im Halb­dun­­­kel auf. Ahnbar befindet sich ein mit Menschenleibern über­füllter abendlicher Strand in Auflösung.

      Ein Küstenstrich – wie erlebt – für sich ganz allein? Praia grande – Jequiti mar – Brasilien?

      Die Fahrt geht Richtung NORDEN!

      Nie zuvor war er in einem Spielsaal gewesen. Die pure Lan­geweile trieb ihn vorhin hinein. Er mochte keine drei Stunden in der Autoschlange warten, auf das dunkle Schiffsdeck stieren, den krie­chen­den Uhr­zeiger vor sich, der träge Minute um Minute schwin­den lässt.

      Es wird nun Zeit, nach oben zu gehen, denkt er.

      Die Kabinentür gegenüber öffnet sich: Die Nummer 26 steht darüber.

      Dieselben großen Augen wie im Spielsaal irren hin und her, von der Zahl zu ihm und wieder zurück.

      „Verzeihung“, sagt er, „Verzeihung, habe ich viel­leicht die falsche ..?“

      Sie schüttelt kaum merklich den Kopf und ist plötz­lich fort. Eine Spur von Verlegenheit bleibt im Gang zurück.

      Die mollige Stewardess weist nebenan ein Ehepaar mit zwei un­aufhörlich schreienden kleinen Kindern ein. Wo waren die Leute bis jetzt?

      Am Eingang zum Speisesaal gibt es Platzkarten. Er er­hält den Platz 14/b. Es ist ein Tisch für zwei Per­sonen.

      Verbeugung, Erstaunen … und ein kurzer Gruß.

      Sie dankt mit einem Kopfnicken und sagt: „Hyvää

      päivää“ – guten Tag.

      Er rechnet: 2x14 ergeben achtundzwanzig – weni­ger zwei sind 26 ! Aber er behält die seltsame Zahlen­kom­bination bei sich.

      Er muss sich umstellen auf die warme Mahlzeit am Abend, denn er ist es gewohnt, zu dieser Stunde kalt zu speisen. Sie bestellt ein Glas Milch, er eine halbe Fla­sche französischen Rotwein.

      Der Himmel ist fahl, nach Norden zu färbt er sich wäss­rig-grün.