Gerd Ruttka
Alte Bekannte
Steezer und die vielen Zufälle
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Inhaltsverzeichnis
Auslöser :die Visters und Urbans Mutter
Bücher braucht der Mensch um zu Wissen
Gewissheit ist stets ein Risiko
Nicht immer ist Schaf gleich Schaf
Auslöser :die Visters und Urbans Mutter
Die Visters
Es war gerade 22:00 Uhr. Gerhard und Sabine Vister saßen gemeinsam im Wohnzimmer, hörten die Spätnachrichten. Wie immer strickte Sabine derweilen an irgendetwas, im Moment war es ein Pullover für einen der Söhne, die schon im Obergeschoss schliefen. Morgens früh mussten die Söhne frühzeitig zur Arbeit in die nächste Stadt. Ihr Hof lag ziemlich weit weg von der Stadt, fast eine Stunde Fahrtzeit bis sie dort waren. So hatten sie es sich angewöhnt nie nach 9:00 zu Bett zu gehen. Gerhard Vister gähnte. Sabine sah von ihrem Strickzeug hoch. "Bist Du müde, Lieber? Soll Ich nachher mit den Hunden noch raus." "Oh, ja, "freute Gerhard Vister sich- "weißt Du, wir hatten heute wirklich unendlich viel zu tun: Die Wartung der T1 stand mal wieder an. Gott sei Dank kommt das nur alle halbe Jahre an die Reihe." "Da könnt ihr aber wirklich froh sein." Sabine senkte ihren Blick wieder auf das Strickzeug, ihr Blick folgte dem Muster das sie gerade strickte, ihre Augen zählten die Maschen, konzentriert strickte sie weiter. Die Nachrichten waren zu Ende, nur noch der Wetterbericht würde angesagt Sabine erhob sich, legte ihr Strickzeug auf ihren Sessel, ging zu ihrem Mann, beugte sich über ihn, küsste ihn auf den Mund. "Gute Nacht Lieber, bitte schließ‘ die Terrassentüre nicht wieder ab, damit ich keinen wecken muss, wenn wir wieder kommen, die Hunde und ich." Am Ende des langen Hausganges waren Garderobe und Schuhschrank angebracht. 2 Stühle in dieser Ecke erlaubten es, sich hinzusetzen, wenn man die Schuhe anziehen wollte. Sie kleidete sich an um hinauszugehen in die verregnete Nacht. "Gummistiefel und ein Friesennerz sind genau das Richtige an so einem ungemütlichen Tag." überlegte sie, während sie in den Schubladen nach einer Mütze und dünne Handschuhe suchten. "Ich hasse es die Kapuze ohne Mütze aufzusetzen." murmelte sie vor sich hin. Aber alles was sie fand waren nur dicke wollige Mützen mit großen wollenen Bommeln. "Wintermütze", dachte sie", naja, besser als gar keine" Die dicke Mütze hatte sie, die Kanten nach oben geschlagen, auf den Kopf gesetzt. Darüber zog sie die Kapuze des Friesennerzes, so lief sie zur Eingangstüre. Ein kurzer Pfiff brachte die Hunde dazu, sich neben sie hinzusetzen. "Schlaf gut, mein Lieber!" rief sie noch einmal, dann hörte man, wie die unförmigen Gummistiefel auf dem gepflasterten Gartenweg mit immer leiser tönendem ‚Plopp-plopp‘ anzeigten, dass sie auf dem Weg in die große Koppel war. "Sie nimmt heute den Weg zwischen dem Stall und den Garagen," sprach Gerhard in das leere Wohnzimmer hinein "Wahrscheinlich will sie nachsehen, wie viele der Pferde unter dem großen Dach übernachten, und wie viele noch auf der Koppel stehen. Erst zu Beginn diesen Jahres waren sie auf die Idee gekommen ein großes Dach an den Stall ihres Pferdehofes anzuschließen, das es den Pferden erlaubte selbst zu entscheiden ob sie im Freien oder unter dem Dach die Nacht verbringen wollten, sofern die Besitzer der Pferde dies wünschten. Gerhard hatte den Wetterbericht angesehen. "Immer noch Regen", seufzte er, während er das Fernsehgerät ausschaltete. Schon ¼ Stunde später lag er in tiefen Schlaf im Bett. Schlagartig wachte er auf. In der Dunkelheit sah er das Leuchtzifferblatt der Uhr am Nachttisch. Erst 23:00. Er hatte nur eine halbe Stunde geschlafen. War einfach aufgewacht. Irgendetwas störte ihn, er wusste nicht, was ihn geweckt hatte, aber da war irgendetwas. Außergewöhnlich für diese Tageszeit. So außergewöhnlich, dass es ihn einfach nicht mehr schlafen ließ.—Die Hunde. Jetzt war er hellwach- die Hunde bellten. Wie verrückt tobten sie auf der Terrasse. Er sprang aus dem Bett, eilte barfüßig in das Treppenhaus, gefolgt von seinen Söhnen, die, ebenfalls barfüßig, die schlagstockartigen langen Taschenlampen in den Händen, auf die Treppe zueilten, die zum Untergeschoss führte. Der Lichtschalter den er betätigte, erleuchtete die gesamte Umgebung des Hauses taghell. Jede Ecke, jeder Winkel des Innenhofes war ausgeleuchtet als sie hintereinander auf die Terrasse eilten. Die Hunde hörten auf zu bellen. "Wo ist denn Mama?" fragte der jüngste Sohn Anton, genannt Toni. Als hätten sie ihn verstanden rannten die Hunde los, auf die Stallecke zu die zur großen Koppel führten. Zwei der Söhne rannten hinter ihnen her, ohne zu bemerken, dass sie barfuß waren. "Wir kommen gleich nach!" rief ihr Vater hinter ihnen her, "Los, Rick, "wandte er sich an den neben ihm stehenden Sohn, "hol‘ du dein Handy, ich hole den Verbandskoffer: dann nichts wie hinter Toni und Bert her. Hoffentlich hat sich Eure Mutter nicht zu schwer verletzt." Dass sie verletzt war, war für beide klar. Sie hetzten am Stall vorbei, rannten auf dem Weg neben der Koppel; an den das große Dach als Schutz für die zehn Pferde anschloss, liefen zuletzt am Zaun der Koppel entlang, von wo aus sie die Übersicht über die Felder hatten. Am anderen Ende der Koppel sahen sie die beiden Taschenlampen von Toni und Bert. Eine der Lampen wurde sichtbar als Signal hin und her geschwenkt, die andere war auf eine Erhöhung am Boden gerichtet. "Habt ihr ein Handy dabei? Dann ruft sofort die Rettung an. Sie sollen sofort kommen!" Tonis Stimme, die sonst immer ruhig und ausgeglichen klang, hatte einen alarmierend schrillen Klang. Der Ton war so voll Einsetzen, dass Rick stehen blieb, die Notrufnummer wählte, dann im eiligen Gehen auf die Verbindung wartete. "Rotes Kreuz, Notrufzentrale, Müller am Apparat- wie kann ich Ihnen helfen." Rick war jetzt bei seinen Brüdern angelangt, starrte auf seinen Bruder, der den Oberkörper Mutter auf seinen Knien liegen hatte, den Kopf stützte- auf jeden Fall nahm er an, dass dies ihre Mutter war, die sein Bruder da in den Armen hielt. Ihr Gesicht und der Körper waren zwar da, aber alles schien nur aus Blut zu bestehen. Es sah aus, als habe jemand in brutaler Absicht das Gesicht auszulöschen immer wieder auf dies Gesicht eingedroschen. "Henner, bist Du das", stammelte er mit zitternder Stimme in den Telefonhörer, "Ricki hier vom Vistershof. Kommt ganz schnell zu uns auf die Nordweide. Irgendjemand hat unsere Mutter so zusammengeschlagen, dass man ihr Gesicht nicht mehr sieht..........Ja wir lagern sie. ---- Ja, ich erinnere mich noch was ich bei Dir gelernt habe. -----Aber sie ist, glaube ich, ohnmächtig. —Ja, sie atmet noch von alleine. --- Beeilt Euch." Er steckte sein Handy in die Brusttasche. "Henner war dran- er kommt mit hierher. Noch während wir telefoniert haben, habe ich das Martinshorn gehört. Also wird es noch 5 Minuten dauern. "Sie saßen gebeugt um ihre Mutter herum und warteten. Sie warteten unruhig gefühlte Stunden bis sie nach fünf Minuten das Martinshorn des näher kommenden Krankenwagens hörten. Der Ton verstummte. Neben dem Stall leuchteten zwei Strahler auf. Die Geschwindigkeit, mit der diese