J. D. Möckli
Der Wüstensklave
Der Hölle entkommen
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 5: Chinesisch am Hafen
Kapitel 6: Shoppingtour am Mittwoch
Kapitel 7: Albtraum oder Erinnerung?
Kapitel 9: Der Besuch des Medizimagus
Kapitel 11: Ein ganz normaler Sonntag?
Kapitel 18: Der erste Abend im Onsen
Kapitel 20: Zurück nach Izusan
Prolog 2011
Wir schreiben das Jahr 2011. In einer Welt, in der die Pharaonen ganz Afrika und das Morgenland regieren, das Römische Reich sich über ganz Europa und den Süden Amerikas ausgebreitet hat, das japanische Kaiserreich die Weltmeere sowie den Norden Amerikas beherrscht und China immer noch von einem Kaiser regiert wird, hat die industrielle Revolution für das einfache Volk nie stattgefunden. Noch immer ist es auf Pferdefuhrwerke angewiesen, während die Oberschicht mit edlen Automobilen unterwegs ist. Technologie wird vom Volk als Magie und Zauberei angesehen, was von der herrschenden Klasse schamlos ausgenutzt wird. Durch intensiven Sklavenhandel und länderübergreifende Gesetze hat es sich ergeben, dass kulturelle Unterschiede im Laufe der Zeit beinahe verschwunden sind. Wer etwas auf sich hält, egal ob aus der Ober- oder Unterschicht, besitzt mindestens einen Sklaven für die schweren Arbeiten und für sein Vergnügen. Die Sklaven sind rechtlos und ihren Besitzern vollkommen ausgeliefert. Sie können von Glück reden, wenn sie Kleidung und etwas zu essen erhalten. So ist es kein Wunder, dass der Handel mit Sklaven floriert und eine große Nachfrage nach diesen billigen Arbeitskräften und Lustobjekten besteht, da kaum ein Sklave älter als dreißig Jahre wird.
In dieser Welt lebt der zwanzigjährige Kai Mutsuo als freier Bürger in Izusan. In der kleinen japanischen Stadt betreibt er unter dem Namen Mutsuos Cotton einen Laden für allerlei Tuchwaren und Stoffe. Neben dem Häuschen mit dem Laden besitzt er auch zwei kräftige Pferde und eine Transportkutsche. Er führt ein einfaches Leben. Sein Geschäft läuft gut und er kann ohne größere Probleme seinen Lebensunterhalt bestreiten. Einmal im Jahr reist er nach Edo und dann noch zusätzlich nach Wladiwostok, um neue Stoffe und Tücher zu erwerben. Während er unterwegs ist, führt sein Großvater Ren Mutsuo den kleinen Laden.
Im ägyptischen Reich herrscht der beinahe zwanzigjährige Jamon Nesut als Pharao Nesut-anch-Ra. Seit vor einem Jahr sein Vater Enkil Nesut, besser bekannt als Pharao Nesut-anch-Aton, im Alter von fünfundfünfzig Jahren überraschend gestorben ist, liegen die Geschicke des riesigen Reiches in Jamons Händen. Seine Politik ist geprägt von Verhandlungen und den Versuchen, dem einfachen Volk die Wunder der Technik zugänglich zu machen, was vielen Familien der Oberschicht nicht gefällt. Beim Rückflug von Gesprächen mit dem römischen Kaiser Hadrian Cäsar über neue Wirtschaftsabkommen stürzt die Maschine, kurz nachdem sie das ägyptische Festland erreicht hat, mitten in der Wüste ab.
***
»Priester Gerlo! Es ist etwas Schreckliches passiert.« Einer der Kommunikationsoffiziere stürmt in das Büro von Pharao Nesut-anch-Ras Onkel.
Der sieht verärgert auf. »Was soll die Störung? Ich hoffe für dich, dass es etwas Wichtiges ist.«
Verschüchtert bleibt der junge Mann vor dem Schreibtisch des Priesters stehen und verbeugt sich. »Wir haben den Kontakt zum Flugzeug des Pharaos verloren. Es befand sich gerade über der großen Wüste, als es vom Radar verschwand. Auf Funksprüche reagieren sie nicht.« Während er redet, hält der Offizier seinen Kopf ehrfurchtsvoll gesenkt.
»Was? Schickt einen Suchtrupp! Los! Worauf wartet ihr noch?«
Gerlos laute Stimme dröhnt durch das Büro und lässt den jungen Mann zusammenzucken, bevor dieser mit einer letzten Verbeugung aus dem Raum stürmt. »Wird sofort erledigt.«
Erst als Gerlo wieder allein ist, stiehlt sich ein triumphierendes Grinsen auf sein Gesicht. »Der Pharao ist tot, lang lebe der Pharao.«
Nach drei langen Tagen findet einer der Suchtrupps das Wrack des Flugzeugs. Neue Hoffnung wird geschöpft. Als sie dann jedoch die ausgebrannten Überreste erreichen, können sie nur noch die verbrannten Leichen bergen.
Nur Stunden später verbreitet sich die schockierende Nachricht im ganzen Reich. Der geliebte Pharao Nesut-anch-Ra ist auf dem Rückweg von Rom bei einem Flugzeugabsturz kurz vor seinem zwanzigsten Geburtstag ums Leben gekommen.
Noch am gleichen Tag werden die anderen Herrscherhäuser über den Machtwechsel im ägyptischen Reich informiert. Der neue Pharao heißt nun Nesut-anch-Horus.