Beginn eines Piratenlebens
Band 1 der Anne Bonny Reihe
Von Ann-Kathrin Speckmann
Buchbeschreibung:
Die fünfzehnjährige Anne verabscheut ihr Leben in South Carolina.
Bis vor wenigen Jahren hatte sie noch ein ganz anderes: In England hielten sie alle für einen Jungen. Sie vermisst die Freiheiten aus jener Zeit. Um ihren Pflichten zu entgehen, wünscht sie sich nichts sehnlicher als eine Reise auf einem der vielen Schiffe, die täglich im Hafen Charleston anlegen.
Als sie mit ihrem Jugendfreund Michel verheiratet werden soll, verliert sie das letzte bisschen Zuneigung und Vertrauen zu ihren Eltern.
Zusammen mit dem jungen Matrosen James Bonny geht sie das Wagnis ein, und flieht in die aufregende Welt der Piraten.
Ein spannendes Abenteuerbuch über die berühmte Piratin Anne Bonny.
Über den Autor:
Ann-Kathrin Speckmann wurde 1995 in Delmenhorst geboren. Sie ist in Brinkum, in der Nähe von Bremen, aufgewachsen und studiert jetzt in Göttingen Rechtswissenschaften. Solange sie denken kann, liebt sie es zu lesen und zu schreiben. Dabei interessiert sie sich besonders für verschiedene Kulturen, Religionen, Zeiten und Lebensweisen. Deshalb machte sie 2011/12 ein Austauschjahr in Thailand. Mit vierzehn schrieb sie ihren ersten Roman, der im Dezember 2013 im Merquana-Verlag erschien.
Neben dem Studium arbeitet sie als freie Texterin.
Impressum
1. neu überarbeitete Auflage, 2017
© Ann-Kathrin Speckmann – alle Rechte vorbehalten.
Hannoversche Str. 107,
37077 Göttingen
www.ann-kathrin-speckmann.de
Cover:
© Patrick Brockmann
Mai 2017
Korrektorat:
Lea Friedemann,
Corinna König,
Katja Bronner,
Jeanette Speckmann
Wenn Du einen Traum hast, der den Tiefen Deines Herzens entsprungen ist, existiert er um verwirklicht, nicht um verdrängt zu werden.
Prolog
Keiner von den Männern nahm sie ernst. Sie verspotteten sie und nutzten sie aus. Obwohl sie Tag für Tag härter schuftete als alle anderen zusammen, wurde sie von niemandem akzeptiert. Selbst jetzt ließen sie sie wieder die Drecksarbeit machen. Doch bald würden die Männer ihre wahre Stärke kennenlernen. Jedes arrogante Wort sollten sie bereuen - das schwor sie sich. In wenigen Sekunden würde ihre Zeit anbrechen. Endlich nahte die Stunde der Vergeltung. Keiner konnte sie an ihrer Rache hindern. Sie war weder die kräftigste noch die erfahrenste Person an Bord, aber dafür war sie aufmerksam und klug. Das zählte viel mehr. Die restliche Besatzung saß faul auf dem Deck herum und dachte an den Rum im nächsten Hafen. Ihre größte Fähigkeit lag darin, anderen die eigene Arbeit aufzuhalsen. Nur leider vergaßen sie, dass das niemand lange mit sich machen ließ. Dass es sie irgendwann einen Preis kostete, der ihnen das Leben zerstören konnte. Jetzt würden sie etwas dazulernen und die Lektion nie wieder vergessen!
Kapitel 1
Es war ein warmer Tag, den nur gelegentliche Windstöße erträglich machten. Anne wünschte sich etwas Kaltes zu trinken und suchte einen Wasserverkäufer. Doch hier am Hafen gab es nur Bier, Rum, Whisky und anderen Alkohol. Anne verstand nicht, warum die Männer das Saufen als Genuss empfanden und freiwillig ihr Geld dafür ausgaben. Während sie das dachte, sah sie eine Gruppe grölender Matrosen in Schlangenlinien auf sich zukommen. Alle hielten halbvolle Flaschen in den Händen. Der Größte von ihnen blieb leicht schwankend vor Anne stehen.
„Na, duuu bischt aber mal ‘ne gjanz Hübsche. Wie wär’s? Hast de Durscht?“ Er grinste sie mit gelben Zähnen an.
Anne wich zurück. „Mit jemandem, der so stinkt wie du, trinke ich nichts!“
Die vier Begleiter des Riesen lachten los, woraufhin sich das Gesicht des Ausgelachten knallrot verfärbte. Mit geballten Fäusten ging er auf Anne zu. Einer seiner Freunde hielt ihn auf, indem er ihm eine Hand auf die Schulter legte.
„Hey, gjaaansch ruhig, Angelos. Die is doch bloos zickich. Die hält sich wohl für wat Besseres.“
Anne spannte jeden Muskel in ihrem Körper an. Wenn die Männer sie angriffen, würde sie sich wehren. Aufmerksam musterte sie ihre Gegner. Diese tranken aus ihren Flaschen. Erst als sie sich abwandte, mischte sich ein dritter Matrose ein. „Aber Terry, du kannscht doch nich einfach die Einladung von unschrem groooßzügigen Angelos zurücknehm’n!“
Er unterstrich seine Worte mit weit ausholenden Armbewegungen. „Und du! Du willscht doch nicht etwa schon geh’n und damit unsre waaahnsinnich nettes Angebot ablehnen?“
Spöttisch sah Anne auf ihn hinab. „Ich glaube, ich habe deutlich genug gesagt, dass ich mit so verlausten