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(...) Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
Und ringt die Hände vor Schmerzensgewalt,
Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe –
Der Mond zeigt mir meine eigne Gestalt
Du Doppelgänger! Du bleicher Geselle!
Was äffst du nach mein Liebesleid,
Das mich quält auf dieser Stelle,
So mancher Nacht in alter Zeit
Heinrich Heine (1797 – 1856), Christian Johann Heinrich Heine (Harry Heine), deutscher Dichter und Romancier, ein Hauptvertreter des Jungen Deutschland, Begründer des modernen Feuilletons
Vorwort
Obwohl dieser Roman während der Corona-Krise entstanden ist, habe ich mich dazu entschlossen, dieses Thema nicht in die Handlung einfließen zu lassen. Da ich der Meinung bin, dass die Medien schon in ausreichender Form darüber berichten. Wir leiden alle unter den Folgen, doch ein Roman soll in erster Linie unterhalten und vom Alltag ablenken. Handelt es sich, wie in diesem Fall, um einen Krimi, fließt schon zwangsläufig genug grausame Realität ein, denn die Fantasie eines Autors wird mitunter von den realen Ereignissen übertroffen. Ich bin mir bewusst, dass einige Leser mit meiner Entscheidung nicht einverstanden sein werden, aber wie heißt es so schön? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Und eines möchte ich keinesfalls – langweilen. Ich hoffe dennoch, dass die Krise bald überstanden sein wird und in ein paar Jahren nur noch eine schlechte Erinnerung daran zurückbleibt. In diesem Sinne: Bleiben Sie bitte gesund!
Dietrich Novak
im September 2021
Prolog
Im Institut der Rechtsmedizin in der Moabiter Turmstraße lag ein junger Mann auf dem Seziertisch, der ungefähr im gleichen Alter wie der Rechtmediziner Thorben Dahms war. Doch für den Tod spielte das Alter keine Rolle. Und für Mörder auch nicht.
»Was ist, worauf wartest du?«, fragte seine Kollegin, Stella Kern, die gerade dazukam.
»Wie? Ach nichts. Ich dachte nur, er müsste in etwa so alt wie ich sein. Man hat ihn drüben im Kleinen Tiergarten auf einer Bank gefunden. Er ist erstochen worden.«
Stella trat etwas näher heran und sah in das Gesicht des Toten. Sie stieß einen unterdrückten Schrei aus.
»Um Gottes willen, das ist Ben, der Sohn von Valerie Voss. Weiß sie es schon?«
»Ich glaube nicht. Er ist gerade eben erst hereingekommen und hatte keine Papiere dabei. Du bist die Erste, die ihn zu kennen glaubt.«
Das war weniger verwunderlich, wenn man darüber Kenntnis hatte, dass Stella einmal ein Liebesverhältnis mit der Hauptkommissarin, Valerie Voss, gehabt hatte. Bis Stella eine andere Frau geheiratet hatte.
Stella Kern wählte die Nummer der KTU in Tempelhof. Manfred Hoger war sogleich am Apparat.
»Hallo, Manfred. Hier ist Stella aus der Rechtsmedizin. Sag mal, hatte der Tote aus dem Kleinen Tiergarten irgendwelche persönlichen Dinge wie Schmuck dabei?«
»Kaum, er trug nur eine moderne Armbanduhr. Nichts Wertvolles, aber diese Art ist bei den jungen Leuten sehr beliebt.«
»Ich würde dir gern Valerie vorbeischicken. Das ist besser als wenn sie gleich zu uns kommt. Ich denke nämlich, es könnte ihr Sohn sein.«
»Das wäre ja schrecklich, nachdem sie vor nicht allzu langer Zeit ihren Mann verloren hat.«
»Du sagst es. Also fasse sie bitte mit Glacéhandschuhen an, ja?«
»Was denkst du denn? Dass ich ein Holzklotz bin?«
»Nein, so habe ich es nicht gemeint …«
»Schon gut. Ich tue mein Möglichstes. Vielleicht ist es auch gar nicht Ben. Die Hoffnung besteht ja noch.«
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