Vico - Il Conte. Lucia Bolsani. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Lucia Bolsani
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783754939451
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      VICO

      Il Conte

      Teil 2 der Dark-Romance-Dilogie »Der Cortone-Clan«

      von

      Lucia Bolsani

      Contentnotes: Diese Dilogie enthält explizite Gewaltdarstellungen, auch sexuelle Gewalt, Gewalt gegen Kinder und das Thema Suizid.

      Wen das Thema Vergewaltigung zu sehr mitnimmt, sollte das Kapitel »Nina« besser auslassen.

      Lektorat: Andrea Benesch | www.lektorat-federundeselsohr.de

      Covergestaltung: Buchgewand Coverdesign | www.buch-gewand.de

      unter Verwendung von Motiven von

      depositphotos.com: © tomert, © kukumalu80, © yoka66, © sergio34, © stillfx, © zhevelev

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

      © 2021 Lucia Bolsani

      Vorwort

      Liebe Leserin, lieber Leser,

      herzlich willkommen zum zweiten Teil meiner Dilogie. Diesmal vorweg eine Warnung an alle, die den ersten Teil nicht kennen: Es ist durchaus sinnvoll, die Bücher in der Reihenfolge zu lesen, in der ich sie geschrieben habe. Selbstverständlich freue ich mich über jede Leserin und jeden Leser, auch wenn Du Dich nur für Il Conte interessierst. Es auch nicht so, dass man dem zweiten Teil nicht folgen kann, ohne den ersten gelesen zu haben. Es gibt sogar in schönster Seifenopernmanier einen Vorspann »Was bisher geschah«. Aber mal angenommen, Dir gefällt das Buch und Du möchtest Dich dann doch an den ersten Teil wagen, wäre da die Spannung so ziemlich futsch. Ich habe Dich jedenfalls gewarnt.

      Ansonsten gilt, was ich im letzten Vorwort bereits erwähnt habe. Ich gehe davon aus, Du weißt, was Dich im Genre Dark Romance erwartet.

      Leider haben sich die Manieren der handelnden Personen seit dem ersten Teil auch nicht wesentlich verbessert. Eine Übersetzung der bedauerlicherweise immer noch inflationär verwendeten italienischen Kraftausdrücke findet ihr im Anhang. Im Zweifel reicht es aber auch, sich ein deftiges Scheiße! oder Arschloch! vorzustellen.

      Doch nun zurück zu einem München ganz ohne Dirndl, Lederhosen und Lebkuchenherzen. Ich wünsche Dir spannende Stunden!

      Deine Lu

      Was bisher geschah

      München, Sommer 2019

      Eine drogensüchtige Prostituierte gehört normalerweise nicht zu der Klientel, mit der die junge Anwältin Mayra Jennings sich herumschlagen muss. Doch die Begegnung mit Jasemina ist nur das erste einer ganzen Reihe unglaublicher Geschehnisse, die Mayra nicht nur beruflich, sondern auch privat an ihre Grenzen bringen. Denn das nächste unliebsame Mandat betrifft Tosh Silvers, Finanzmanager einer mafiaähnlichen Organisation, die in München ihr Unwesen treibt – und Jaseminas verhasster Bruder.

      Mayra und Tosh ahnen nicht, dass ihr Zusammentreffen kein Zufall, sondern ein Ablenkungsmanöver von Tosh Silvers’ Boss Carlo Cortone ist, der alles daransetzt, damit sein Schützling niemals erfährt, dass es kein anderer als Carlo selbst war, der vor Jahren Toshs Großvater ermordet hat. Eine Tat, die ausgerechnet Jasemina aufdecken wollte.

      Zwischen Mayra und Tosh entbrennt eine heiße Affäre, in der Mayra zum ersten Mal im Leben die Mauern einreißen kann, die sie um sich herum errichtet hat. Doch Carlos Intrige nimmt ihren Lauf, und es gelingt ihm, Tosh weiszumachen, dass sein einziger echter Freund Georg seinen Großvater auf dem Gewissen hat. Rasend vor Wut tötet Tosh Georg, kurz bevor Mayra den wahren Schuldigen entlarven kann.

      Schockiert von der Wahrheit trennt Tosh sich von Mayra, und am nächsten Tag muss sie erfahren, dass ihr Geliebter ermordet wurde. Von Carlo Cortone, heißt es, auch wenn Mayra es besser weiß. Sie ist froh, dass der Fiesling Cortone in Untersuchungshaft gelandet ist. Wo er sich immer noch befindet, als ein paar Monate später ein neuer Oberstaatsanwalt seinen Fall übernimmt.

      Doch wer ist eigentlich Carlo Cortone, der Mann, der hinter dieser Intrige steckt? Kehren wir zurück zu einem Ereignis, das vor vielen Jahren in Italien stattfand …

      Prolog

      Padolfi, 17. August 1993, nachts

      Ich mag klare Regeln. Regeln, wie sie innerhalb der Famiglia gelten. Der Capo schafft an, und wer nicht gehorcht, verliert ein Körperteil, im schlimmsten Fall sein Leben. Nicht immer gibt der Boss sich mit einem Finger oder einem Auge zufrieden, weshalb so mancher Missetäter der Ansicht sein dürfte, der Verlust des Lebens wäre barmherziger gewesen. Nun ja, nicht meine Sache. Ich entscheide nicht, ich führe aus.

      Matteo Cortone hat sein Leben jedenfalls verwirkt. Ebenso wie seine Frau und die zwei Bälger, die er in die Welt gesetzt hat. Matteo hat den Eid gebrochen, ist zur Konkurrenz übergelaufen. Stronzo! Glaubt er wirklich, der Chef der Ulivieris würde einem Verräter eine bessere Position anbieten als der eigene Capo? Pah!

      Ich nehme meine Zukunft lieber selbst in die Hand. Ich werde meine Chance bekommen. Das wusste ich in dem Moment, als mir befohlen wurde, diese scheußliche Sprache zu lernen, die sich anhört, als belle ein alter Hund den Mond an. Das Land, in dem sie gesprochen wird, ist reizlos, kalt und nass, sagt mein Lehrer. Aber was jucken mich das Wetter und Männer, die Bier statt Grappa trinken? Hauptsache, ich bleibe nicht ewig ein Handlanger, nur gut genug, um jene aus dem Weg zu räumen, die es geschafft haben, die Bosse zu verprellen. Mir steht der Sinn nach mehr.

      Aber erst muss ich beweisen, was in mir steckt. Indem ich meinen eigenen Onkel beseitige. Ich habe keine Gewissensbisse deswegen – warum sollte ich? Ein Gewissen – was soll das überhaupt sein? Etwas, auf das man gut verzichten kann, will es mir scheinen.

      Es war unter der Würde des Capos, mich persönlich von seinen Wünschen zu unterrichten. Noch! Aber den richtigen Mann für diesen Auftrag hat er auf jeden Fall gewählt. Deswegen werde ich die Sache auch allein durchziehen, obwohl das riskant ist. Aber lautlos und schnell zu arbeiten war schon eine Spezialität meines Papàs, und ich war ein gelehriger Schüler.

      Sorgfältig kontrolliere ich meine Ausrüstung. Benzinkanister, Seile, meine Lieblingsmesser. Die Thompson habe ich zu Hause gelassen, gehe aber davon aus, dass Matteo mir mit einem Revolver aushelfen kann, sollte ich eine Schusswaffe benötigen. Ich ziehe die dünnen Lederhandschuhe an und stülpe die Kapuze meines schwarzen Sweatshirts über den Kopf. Nicht, dass das notwendig wäre, nicht in diesem Teil von Padolfi. Niemand wird etwas aussagen, jede Ermittlung wird im Sande verlaufen. Aber schlampige Arbeit ist nicht das, was mich in der Achtung des Capos steigen lässt.

      Wie auf Samtpfoten schleiche ich zu dem mickrigen Häuschen, das sich im fahlen Mondlicht abzeichnet, und stelle den Benzinkanister neben der Eingangstür ab. Das Schloss ist ein Witz, aber wahrscheinlich ging Matteo bis vor Kurzem davon aus, dass der Name Cortone ihn ausreichend schützen würde. Ich brauche nur Sekunden, dann ist die Tür offen. Ich habe Onkel Matteo nicht oft besucht, doch ich weiß, dass sich das Kinderzimmer im hinteren Teil der primitiven Behausung befindet. Ich schleiche hinein, die Kinder schlummern friedlich.

      Ich beginne mit dem Jungen mit den dunklen Locken. Sein Kopf liegt entspannt auf einem gestreiften Kissen, der Mund ist ein klein wenig geöffnet. Ich zwänge einen Knebel zwischen seine ebenmäßigen Zähne, er wacht auf, strampelt wild, aber vergeblich. In Windeseile habe ich seine Hände und Füße gefesselt. Der Junge wirft sich im Bett herum, doch alles, was er damit erreichen wird, sind aufgeschürfte Gelenke. Na ja, allzu lange wird er darunter ja nicht zu leiden haben.