Die Cover-Maus Henriette
stammt aus der Kunstschmiede von Hubert
Kruft: www.Skulpturenpark-Kruft.de
Rainer Nahrendorf hat ein Ferienhaus aus Blockhaus-Rundstämmen in der Eifel. Dort lebt er mit seiner Familie und Mäusen in einer WG – in einer Wohngemeinschaft. Die Erlebnisse mit seinen Untermietern sind kaum zu glauben, und doch sind viele wahr. Seine Erzählung ist ein Lesespaß für Klein und Groß.
Er wurde am 10.8.1943 geboren, machte Abitur und studierte am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin politische Wissenschaften. Nach dem Examen als Diplom-Politologe organisierte er zwei Wahlkämpfe in seiner Vaterstadt Hamburg und arbeitete als Assistent des Hamburger Privatbankiers und Bankenpräsidenten Alwin Münchmeyer. 1972 wechselte er zum Handelsblatt. Der Redaktion der deutschen Wirtschafts- und Finanzzeitung gehörte er 34 Jahre an. Mehr als 12 Jahre war er Chefredakteur. Heute arbeitet er als Autor für das Handelsblatt und ein Wirtschaftsmagazin. Ende 2007 erschien sein Buch „Der Unternehmer-Code. Was Gründer und Familienunternehmer erfolgreich macht“ (Gabler: ISBN 978-3-8349-0790-5); Ende 2010 „Die Chancengesellschaft. Mut zum Aufstieg in Deutschland.“ (adiata Verlag: ISBN 978-3-94061-09-4 und als E-Book 9783737586382 ) und Anfang 2016 „Wie viel Lüge verträgt die Politik? Und wie viel Wahrheit der Wähler ?“ (E-Book ISBN 978-3-7375-8579-8 )
Das abenteuerliche Leben der Maus Henriette
Von Rainer Nahrendorf
Henriette stellt sich vor:
aus altem Mäseadel
Liebe Kinder, ich möchte mich euch vorstellen. Ich heiße Henriette Gräfin von Mausbach. Ich stamme aus altem Mäuseadel. Mein Vater war Mäusekönig, Willibald der Zweite. Ich wäre gern Herzogin geworden. Aber ich habe einen Mausgrafen geheiratet. Deshalb heiße ich heute, Henriette, Gräfin von Mausbach, obwohl ich aus einem Mäusekönigshaus stamme und Grafen nur niederer Adel sind.
Mein Vater, König Willibald der Zweite, war zugleich Bürgermeister von Mausbach. Als Bürgermeister und Mäusekönig herrschte er über mehrere tausend Mäuse: Hausmäuse, Feldmäuse, Wühlmäuse, Waldmäuse, Spitzmäuse, sogar über einige weiße Albino-Zuchtmäuse. Er wurde hoch verehrt, denn er hatte alles getan, um sein Reich so mäusefreundlich wie möglich zu machen. Es gab alles für die Kinder: eine Mäusekita, einen Mäusekindergarten, mehrere Spielplätze mit Mäuserutschbahnen, Mäuseschaukeln, Buddelplätze für die Wühlmäuse und Klettergerüste. Wir Mäuse müssen klettern lernen, damit wir die Hauswände hochkommen. Und wir müssen schwindelfrei sein, damit wir über Dächer laufen können.
Das Mäuseschwimmbad
von Mausbach
Es gibt in Mausbach sogar ein Mäuseschwimmbad, denn wir Hausmäuse müssen auch Schwimmen lernen, gerade in Mausbach. Unser Dorf heißt nämlich so, weil wir im Sommer, wenn es heiß wird, gern in dem kleinen Bach baden und schwimmen, der durch unser Dorf fließt.
Wir müssen, wie alle Kinder auch für das Leben lernen. Deshalb gibt es zehn Mäusegrundschulen, für jede Mäuseart eine. Es gibt zwei Mäusegesamtschulen. Dort werden alle Mäuse gemeinsam unterrichtet, egal welcher Art sie angehören. Nur die Rötelmäuse dürfen sie nicht besuchen, weil der Direktor meint, sie verbreiteten die ansteckenden Röteln, eine Kinderkrankheit. Dabei kommt ihr Name doch von ihrem rotbraunen Fell!
Die besonders schlauen Mäuse besuchen unser Mäusegymnasium.
Bevor der Unterricht beginnt, singen die Mäusekinder das Janosch-Lied: Zehn kleine Mausekinder. Es fängt so an:
„Zehn kleine Mausekinder bauten sich ein Haus. Das eine kroch ins Ofenloch und kam nicht wieder raus. Neun kleine Mauskinder liefen nach Osnabrück. Das eine ist zu weit gelaufen und kam nicht mehr zurück…“
Alle Mäuslein müssen, ganz gleich auf welcher Schule sie sind, schon in der ersten Klasse ein wunderschönes und für sie lebenswichtiges Gedicht lernen. Es ist von Heinz Erhardt und heißt die „Polyglotte Katze“. Ich hätte es gern hier abgedruckt, darf es aber nicht. Ich bin sicher, ihr oder eure Eltern werden es schon im Internet finden.
König Willibald der Zweite sorgt nicht nur für uns Mäusekinder, sondern auch für die kranken und alten Mäuse. Es gibt ein Mäusekrankenhaus und zwei Mäuseseniorenheime.
Weil es auch bei uns Mäusen manchmal hoch hergeht, weil Mäuse feiern, bis sie umfallen und über Nacht in die Ausnüchterungszelle müssen; weil Körner und andere Lebensmittel aus unserem Getreidespeicher gestohlen werden, darum haben wir auch eine Mäusepolizei. Sie wird von Sheriff Oskar befehligt. Er ist Chef der Mäusepolizei. Die Mäusepolizisten gehen besonders nachts Streife und fangen Körnerdiebe. Die kommen dann in das Mäusegefängnis. Die Menschen nennen es Lebendfalle.
Weil er so viel für unsere jungen und alten Mäuse getan hat, haben die Bewohner von Mausbach meinem Vater ein Denkmal gesetzt.
Henriette hat Angst vor
einem Fahndungsfoto
Ich, Henriette Gräfin von Mausbach, war das siebte von zwölf Mäusekindern. Meine Mutter, Königin Mausigunde, hatte vorher 120 Mäuse geboren. Nicht alle auf einmal, sondern in acht Geburten im vergangenen Jahr. Mit jeder Geburt hatte ich vier bis sechzehn Geschwister mehr. Ihr müsst wissen: wir Mäuse mögen uns sehr und sind fruchtbar. Gut drei Wochen dauert die Mäuseschwangerschaft nur, dann ist unsere Mausfamilie wieder um etliche Mitglieder größer.
Sicherlich seid ihr neugierig- so wie wir Hausmäuse auch - und wollt wissen, wie ich aussehe, am besten ein Foto anschauen. Aber ein Foto könnt ihr nicht haben. Wir alle, die wir auf Schloss Mausbach gelebt haben, sind nämlich zur Fahndung ausgeschrieben. Deshalb lasse ich mich nicht fotografieren. Solch ein Foto könnte zu leicht zu einem Fahndungsfoto oder zu einem Steckbrief werden.
Aber dies will ich euch doch verraten: Ich bin vom Kopf bis zum Schwanzende 18 cm lang- eine gewaltige Länge für eine Hausmaus. Wie lang davon mein Schwanz ist, verrate ich so wenig wie meine Augenfarbe. Ratet doch einmal, welche Augenfarbe ich habe. Die Farbe meines Fellmantels muss auch ein Geheimnis bleiben. Mäuse können hellgrau, braungrau oder schwarzbraun sein.
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