Marlene Gabriel
Die Mayerling-Katastrophe: So war es - war es so?
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Inhaltsverzeichnis
Alte und neue Mayerling-Versionen
Erzherzog Rudolfs Kinderzeit und Jugend
Kronprinz Rudolfs Geliebte, Freundinnen, Verhältnisse
Stephanie: belgische Prinzessin, Kronprinzessin von Österreich, Fürstin Lonyay
Mary Vetsera, ihre Mutter Helene, die übrige Verwandtschaft, ihre Onkel Baltazzi
Tod in Mayerling: die offizielle Version
Die Auffindung der beiden Toten
Katastrophennachrichten verbreiten sich schnell
28. Jänner 1889, drei Tage vor der Katastrophe
Erste Untersuchungen in Mayerling und in der Hofburg
Der Obduktionsbericht – Das offizielle nicht vollständige Gutachten
Aufbahrung und Begräbnis des Kronprinzen
Mayerling-Papiere - gibt es sie noch?
Mary verblutete bei einer Abtreibung- eine Theorie
Die leere Gruft – Mary Vetsera wurde Opfer eines Grabräubers
VORWORT
Die Nachricht über einen Sensationsfund im Archiv der Wiener Schoeller-Bank ließ mich am 31. 7. 2015 aufhorchen: Man hatte durch Zufall in einem Safe, der angeblich den Nachkommen der Familie Vetsera gehörte, mehrere Abschiedsbriefe Mary Vetseras gefunden. So wurden Briefe an ihren Bruder Feri und an ihre Schwester Hanna entdeckt, von denen man gewusst hatte, dass sie geschrieben wurden, aber sie kamen nie an die Öffentlichkeit. Bruchstücke daraus wurden bekannt und immer wieder zitiert. Bislang hatte man angenommen, dass die Schwiegertochter Helene Vetseras die Briefe dem Wunsch der Schwiegermutter entsprechend vernichtet hätte. Wer die Briefe im Jahr 1926 hier in die Bank gebracht hatte, ist noch nicht bekannt. Auch wird nun erforscht, ob es sich wirklich um die Abschiedsbriefe Marys handelt, hier sollen auch die Gründe aufgeführt sein, die zum Selbstmord des Kronprinzen und "Tötung auf Verlangen" Marys geführt haben, angeführt sein. Nachdem die Forschungen abgeschlossen sein werden, kommen die Briefe in die Österreichische Nationalbibliothek und werden erstmals öffentlich im Rahmen der großen Ausstellung im Jahr 2016, anläßlich des 100. Todestages von Kaiser Franz Joseph ausgestellt werden.
Eines läßt sich jedoch jetzt schon feststellen: Es war Selbstmord und "Tod auf Verlangen". Der Kronprinz hat das Mädchen auf ihr Verlangen hin erschossen, dann sich selber. Alle Spekulationen, ob es doch Mord war, ob die Beiden im Anschluss an eine Auseinandersetzung oder nach einer Orgie entweder erschlagen oder sonstwie zu Tode kamen, ist damit erledigt.
Diese Briefe waren zwar bekannt, einige Mayerling- Historiker erwähnten sie immer wieder, doch waren sie lange Zeit verschwunden. Ich hatte das Glück in jüngeren Jahren dem Mayerling-Forscher und Archivar Hermann Swistun-Schwanzer zu begegnen und schrieb damals für eine Wochenzeitung zu einem Jahrestag einen Mayerling-Artikel. Er zeigte mir auch die Rechtfertigungsschrift von Helene Vetsera und gab mir sogar eine maschinschriftliche Abschrift und einige Fotos, die in seinem Besitz waren. Darum war es mir möglich, die Denkschrift von Helene Vetsera zu benutzen, so wie ich diese gelesen habe.
Die Denkschrift von Helene Vetsera, die in einer winzigen Auflage noch im Jahr 1889 gedruckt worden sind, kursierten damals zwar hauptsächlich in Aristokreisen und heute gibt es sehr wenige Exemplare, eines davon hat sich der Habsburg- Sammler Mario Plachutta gesichert, indem er sie im Wiener Dorotheum ersteigerte.
Leider, so auf Anfrage bei Herrn Plachutta, sind die Vetsera-Dokumente bis auf weiteres unter Verschluss, es kann keine Einsicht gewährt werden, da die Dokumente erst ausgewertet und in einem Mayerling- Buch verarbeitet werden sollen.
Das Grab Mary Vetseras ist am Friedhof von Heiligenkreuz längst wieder öffentlich zugänglich. Auch wenn ein Linzer Möbelhändler, ein fanatischer Mayerling-Forscher in eienr Nacht-und Nebelaktion die Gruft öffnen ließ und mit dem Sarginhalt verschwand. 1992, kurz vor Weihnachten, war dann die Grabraubstory international in allen Medien.
Prof. Christian Reiter, forensischer Gerichtsmediziner an der Pathologie Wien, hat sich mit diesem Fall eingehend beschäftigt, obwohl er das Skelett Marys, das ja im Jahr 1991 mehrere Monate in der Gerichtsmedizin unter Verschluss lag, nie gesehen hat. Er hat alles unter „CSI Mayerling“ dokumentiert. In diesem Buch wird daher eingehend auf das zweite Opfer – Mary Vetsera – eingegangen werden, nach genauesten heutigen Erkenntnissen, zumal Mary niemals obduziert wurde, sondern direkt in Mayerling durch drei von Kaiser Franz Josef bestellte Ärzte eher oberflächlich „totenbeschaut“ wurde und dann ihre Leiche zur „Bestattung“ freigegeben wurde. Wie sich diese Beerdigung gestaltete, unwürdig, so wie man „keinen Hund begrabt“, ist ebenfalls Gegenstand von „Mayerling – so war es- war es