Klaus-Dieter Thill
Das Praxismanagement in Arztnetzen im Best Practice-Benchmarking
Facts & Figures aus der Gesundheitswirtschaft
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Inhaltsverzeichnis
1 Bedeutung und Nutzen von Benchmarking-Expertisen zur Praxismanagement-Qualität in Arztnetzen
2 Die Valetudo Check-up©-Benchmarking-Methode
3 Kennzahlen der Praxismanagement-Qualität von Arztnetz-Praxen
4 Der Valetudo Check-up© „Praxismanagement Arztnetz“ - Alles Wissenswerte in Fragen und Antworten
1 Bedeutung und Nutzen von Benchmarking-Expertisen zur Praxismanagement-Qualität in Arztnetzen
1.1 Perspektivwechsel bei der Betrachtung von Arztnetzen
Praxis-Netze verfolgen im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung der Patienten ihrer Mitglieder das Ziel, eine möglichst hohe medizinische Qualität durch eine optimierte Betreuung, Kooperation und Kommunikation zu gewährleisten. Aber wie "gesund" sind Netzpraxen selbst, d. h. wie gut ist ihr Praxismanagement für diese Zielsetzung ausgeprägt? Nicht die Tatsache allein, Mitglied eines Netzes zu sein, trägt zu einer qualitativ hochwertigen Patientenversorgung bei, sondern auch die in den Betrieben eingesetzten Regelungen, Instrumente und Verhaltensweisen der Praxisführung. Sie bestimmen darüber hinaus auch die Gestaltung interner Aspekte wie Arbeitsmotivation, Produktivität und wirtschaftlichen Erfolg.
Doch dieser Zusammenhang von Praxismanagement und medizinischer Leistungsqualität ist nur den wenigsten (Netz)Ärzten bewusst:
so beeinflusst die Organisation maßgeblich die mögliche Betreuungs- und Zuwendungsintensität, aber auch das Langzeit-Monitoring der Patienten sowie die Kooperation mit internen und externen Netzpartnern,
die Art der Kommunikation bestimmt den Grad der realisierbaren Adhärenz-Förderung und damit einen wesentlichen Teil des medizinischen Erfolges,
mit Hilfe der Marktforschung lassen sich die Patientenanforderungen, ihre Zufriedenheit mit der Umsetzung und Optimierungsmöglichkeiten ermitteln, die Attraktivität einer Praxis, aber auch eines Netzes steigen,
das Ausmaß der Mitarbeiterqualifikation schlägt sich in der umsetzbaren Betreuungs- und Zuwendungsqualität nieder,
ein professionelles Finanzmanagement ermöglicht eine patientenzentrierte Praxisentwicklung, z. B. über Investitionen in eine moderne Praxis- und Patientenverwaltung.
In Mitgliederbefragungen von Arztnetzen finden sich immer häufiger auch Anregungen für das Angebot von Maßnahmen, die Netzpraxen bei der Umsetzung und Optimierung ihres Praxismanagements unterstützen, doch für die meisten Netzleitungen ist das bislang kein zentrales Thema. Aber gerade im Bereich des Praxisführung liegen viele Ansatzpunkte, mit deren Optimierung in Richtung des Best Practice-Standards die Ziele der einzelnen Netzpraxen und die des gesamten Verbundes besser, schneller und leichter erreicht werden könnten. Nur in einem "gesunden" Netz mit optimierten Praxismanagement-Strukturen aller Mitglieder kann der Netzgedanke in einem entsprechenden Leistungspotential bestmöglich materialisiert werden. Als Analyse-Methode des Praxismanagements bietet sich das Benchmarking an.
1.2 Exzellenzoptimierungen durch Benchmarking
Die Beratungspraxis in der Gesundheitswirtschaft zeigt: durch eine isolierte Bewertung der Ergebnisse von Unternehmens-, Markt- und Kundenanalysen kann nur etwa die Hälfte des tatsächlich vorhandenen Optimierungspotentials identifiziert werden. Erst der Vergleich mit passenden Referenzgrößen, dem Benchmarking, die die aktuellen Marktverhältnisse und betriebswirtschaftlich anzustrebenden Zustände repräsentieren (doppeltes Benchmarking), ermöglicht eine vollständige Nutzung.
1.3 Qualitatives Benchmarking
Der Begriff „Benchmarking“ wird meist quantitativ ausgelegt und auf Kennziffern aus dem Finanzmanagement bezogen. Es ist jedoch auch möglich, ein qualitatives Benchmarking zu realisieren. Im Hinblick auf das Praxismanagement wird hierfür untersucht,
welche Regelungen, Tätigkeiten und Verhaltensweisen in welcher Umsetzungsintensität die Tätigkeit einer Arztpraxis kennzeichnen,
wie die Medizinischen Fachangestellten ihre Arbeit sehen und
wie zufrieden die Patienten mit der Versorgung bzw. Betreuung sowie den angebotenen Leistungen sind.
Diese Angaben können nach Art und Intensität in Messgrößen umgewandelt und mit dem für alle Praxisformen und Fachgruppen identischen Best Practice-Standard der Praxisführung verglichen werden (qualitativer Betriebsvergleich).
1.4 Der Best Practice-Standard
Die Grundlagen des Praxismanagements folgen - über alle ärztlichen Fachrichtungen betrachtet - ganz bestimmten Methoden und damit verbundenen Regelungen und Instrumenten. Sie ergeben sich aus dem für die Funktionalität eines Praxisbetriebs notwendigen und in überdurchschnittlich erfolgreichen Arztpraxen umgesetzten Handlungsrahmen. Der Best Practice-Standard ist als Ausrichtungs-Referenz ein zeitloses Konzept, das zu jedem Zeitpunkt die geltenden Handlungsbedingungen aufzeigt.
Ein hieran orientiertes Praxismanagement gewinnt darüber hinaus an zusätzlicher Bedeutung, da für Patienten die Transparenz über Arztpraxen und ihre Leistungen deutlich zunimmt, verbunden mit einer wachsende Anforderungshaltung der Praxisbesucher.
Wie wichtig der Best Practice-Ansatz ist, zeigt ein Beispiel aus dem Aktionsbereich „Organisation“: wechselten vor fünf Jahren weniger als 15% der Neupatienten eine Praxis bei schlecht funktionierenden Abläufen und Ärger hierüber, sind es heute bereits mehr als 40%. Zudem gilt: wer schlecht, d. h. nicht Best Practice-ausgerichtet organisiert ist, wird eHealth-Tools und die zugehörigen Optionen gar nicht adäquat nutzen können.
1.5 Benchmarking-Erkenntnisse
Mit Hilfe eines Best Practice-Benchmarkings wird es ermöglicht, für den einzelnen Praxisbetrieb
eine betriebswirtschaftliche Positions- und Leistungsbestimmung vorzunehmen,
zu untersuchen, inwieweit die gegenwärtig umgesetzten Aktivitäten geeignet sind, die verfolgte Strategie perspektivisch und zielgerichtet umzusetzen sowie
die bislang ungenutzten Optionen für Leistungs-, Qualitäts- und Gewinnverbesserungen zu identifizieren.
Darüber hinaus gibt das aggregierte und gemittelte Best Practice-Resultat aller Netz-Mitgliedspraxen Auskunft darüber, wie
das durchschnittliche Leistungspotenzial des Netzverbundes ausgeprägt ist,
sich die erreichte Leistungsfähigkeit im Vergleich zu anderen Netzes darstellt und wie
groß die Streuung der Managementqualität innerhalb des Netzes ist, d. h. welche Praxen ein gutes bzw. entwicklungsfähiges Potenzial besitzen.