Mirko Krumbach
Verrückte Geschichten,von Menschen und Tieren
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Inhaltsverzeichnis
Jakob der Streuner. Ein tierischer Kriminalfall
Du armer Hund!
Auf dieser Welt gibt es unendlich viele Tierbesitzer – und bestimmt zahlreiche Wege, wie diese zu ihren Tieren gekommen sind!
Wahrscheinlich führen einen überzeugten Hundebesitzer zwei Wege an sein Ziel!
Dieser Zeitgenosse, der seine Familie um einen lebhaften Vierbeiner ergänzen möchte, fährt alsbald zu einem seriösen Züchter, oder schaut sich im Tierheim nach einer passenden “Feuchtnase“ um.
Der unentschlossene Mitmensch, ebenfalls ein Hundeliebhaber, hadert noch eine geraume Zeit mit sich, weil diese tierische Anschaffung einige unerwartete Nachteile haben kann. Doch früher, oder etwas später, wischt er die Bedenken beiseite und erliegt dem ganz eigenen Charme eines hechelnden Familienmitglieds!
Doch, was wäre das Schicksal, wenn es nicht gelegentlich sein eigenes, launisches Spiel mit Menschen und Tieren treiben würde?!
Was wäre wenn der Zeitgenosse zwar ein Tierfreund ist, jedoch gar kein Tier bei sich zu Hause aufnehmen möchte; aber die Vorsehung ihm eines wiederholt hartnäckig präsentiert?!
Was geschehen kann, wenn dieser Zeitgenosse und ein verirrter Vierbeiner aufeinandertreffen!?
Dann braucht es etwas Zeit und starke Nerven, bevor Hund und neues Herrchen zueinander gefunden haben.
Für meine bescheidenen Lebensverhältnisse war es heute Mal wirklich spät geworden!
Ein Überraschungsbesuch bei meinen Bekannten, zog sich um einiges länger und ausgiebiger in die Nacht, als ursprünglich geplant. Ich hätte es wissen können, denn meine Freunde waren als “Nachteulen“ berühmt! Ohnehin machte es der laue Sommerabend schwer, zeitig „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Wer gibt sich gerne die Blöße und offenbart seinem engsten Kreis von Gefährten, dass er mindestens acht Stunden Schlaf benötigt!? Zudem verrann die Zeit, in dieser ungezwungener Atmosphäre, bei jeder Menge Fröhlichkeit rasend schnell. Natürlich verweilt man an solchen Orten gerne etwas länger; aber irgendwann war es Zeit zu gehen!
Trotz aller Frotzelei der feucht-fröhlichen Gesellen, trat ich gegen Mitternacht entschlossen meinen Heimweg an. Gottlob war es nicht besonders weit bis nach Hause. Benebelt von dem ungewohnten Konsum alkoholischer Getränke, zog ich durch die leeren Straßen des Ortes. Einige Gedanken zum Thema Glück, der Zufall, die Freude, das Leben und die liebe Gerechtigkeit sausten wild durch meinen benebelten Kopf. Sie begleiteten mich auch hartnäckig, als ich den Parkplatz einer angrenzenden Mehrzwecksportstätte überquerte. Auf der schmucklosen und schwach ausgeleuchteten Anlage huschten am Rand einige Papierfetzen auf. Hier und da zerrte ein leichter Windhauch an einer geleerten Getränkedose und trieb sie auf dem Asphalt spielerisch umher.
Einen kurzen Moment blieb ich unsicher stehen. Zwischen diesem Schauspiel von achtlos weggeworfenem Unrat, tippelte ein kleines Geschöpf auf allen Vieren über den Platz und hockte sich schließlich auf sein Hinterteil. Sofort dachte ich an ein wildes Tier, wie einen herumstreunenden Fuchs oder Marder, die nächtens ihr Unwesen treiben. Doch es rührte sich nicht mehr, sondern schaute neugierig in meine Richtung. Mir war gar nicht wohl in meiner Haut. Der rotierende Alkohol in meinem Körper vervielfachte die Panik vor einem folgenschweren Tierbiss. Wilde Vorstellungen spukten in meinem Kopf herum. In einem Szenario erlag ich dann anschließend einer unzulänglich behandelten Tollwut. Hirngespinste dieser Art lähmten das bisschen klaren Verstand, den ich in diesem Augenblick noch besaß.
Doch es führte kein Weg drum herum. Es sei denn, ich hätte den Rückweg angetreten.
Mit weichen Knien und im Magen ein mulmiges Gefühl, schritt ich entschlossen auf das Geschöpf zu. Das gutmütige Licht einer Straßenleuchte präsentierte mir dann einen gewöhnlichen, völlig verängstigten kleinen Hund. Dennoch, es war eine sehr überraschende Begegnung – besonders zu dieser fortgeschrittenen Uhrzeit. Meine rastlosen Blicke schweiften sofort in der Umgebung umher. Wähnte ich doch zu dieser Stunde, in der ungastlichen Umgebung, den Besitzer diese Tieres in unmittelbarer Nähe. Doch keine Menschenseele war zu sehen! Da stand ich nun vollkommen unschlüssig und hilflos an diesem Ort – zudem in einer unbequemen Situation. Wut stieg in mir hoch, je länger ich untätig dastand und absolut nichts geschah.
„Eigentlich sollte ich schon längst im Bett liegen“, maßregelte ich mich in erzieherischem, strengem Tonfall selber! Ich war hundemüde und jetzt wurde auch noch, zu allem Überfluss, mein Mund vom übermäßigen Alkohol unheimlich trocken. Die laue Sommerabendluft machte die Lage keineswegs erträglicher!
Der kleine Geselle, eine Etage tiefer, fühlte sich scheinbar genauso unwohl, in seinem dünnen Fell. Mitleid erregend wimmerte er in einem zarten Pfeifton vor sich hin. Dazu blickten erwartungsvoll große, traurige Augen zu mir herauf. Auf seinen spindeldürren Beinchen tippelte er, leicht ungeduldig, hin und her.
Ich schmunzelte leicht. Von oben betrachtet war es eine drollige Feuchtnase – eine ganz besonderer Art. Wahrlich keine Schönheit, mit hervorstehenden, dunklen Augen, kleinem aber markantem Kopf und ein schmaler Rumpf auf diesen dünnen Beinchen. Das ganze gehüllt in einem schmutzigen, weißen Kurzhaarpelz. Einige Sprenkel schwarzer Tupfen im Fell, gaben diesem Tier ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Die kleinen Öhrchen gespitzt und die dünne Rute, wedelte wie ein Weidenzweig im Wind, hin und her. Der kleine Hund hätte mir ein freundliches Lachen auf mein Gesicht gezaubert, wären wir uns bei Tage begegnet. Doch wegen der vorangeschrittenen Zeit und meiner quälenden Müdigkeit, war mir nach ausgelassener Heiterkeit nicht zumute. So blieb es bei einem verlegenen Schmunzler.
Das Wimmern des kleinen Kerlchens nahm, je mehr Zeit sinnlos verstrich, deutlich zu – und desto unruhiger wurde ich. Also musste umgehend gehandelt werden, wenn etwas entscheidendes vor Sonnenaufgang geschehen sollte!
Auf einem der zahlreichen Fußwege, die um den Platz herum angelegt waren, kam ein Passant in hastigen Schritten auf uns beide zu gelaufen. Der hektisch wirkende Mitmensch fuchtelte mit beiden Armen übertrieben in der Luft herum.
„Nehmen sie ihren Hund endlich an die Leine“, rief er mir, in forschem Tonfall entgegen, Doch bevor