Johanna Marie Jakob
Taterndorf
Roman über die Zwangsansiedlung eines Sintistammes
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Inhaltsverzeichnis
1. Ankunft
Über die Autorin:
Johanna Marie Jakob wurde 1962 geboren und lebt im Südharz. Sie hat Mathematik und Physik studiert und arbeitet an einem Gymnasium in Nordhausen. Dies ist ihr vierter historischer Roman.
Johanna Marie Jakob
Taterndorf
Historischer Roman
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2. Auflage
© Juni 2015 Johanna Marie Jakob
Illustration und Covergestaltung: Arne Beitmann
www.arnebeitmann.de
Lektorat: Autorenteam Ellen Heil und Karin Kuretschka
CreateSpace Independent Publishing Platform
ISBN-13: 978-1499779851
ISBN-10: 1499779852
Alle Rechte vorbehalten
Nikolaus Lenau
Die drei Zigeuner
Drei Zigeuner fand ich einmal
liegen an einer Weide,
als mein Fuhrwerk mit müder Qual
schlich durch sandige Heide.
Hielt der eine für sich allein
in den Händen die Fiedel,
spielte, umglüht vom Abendschein,
sich ein feuriges Liedel.
Hielt der zweite die Pfeif im Mund,
blickte nach seinem Rauche,
froh, als ob er vom Erdenrund
nichts zum Glücke mehr brauche.
Und der dritte behaglich schlief,
und sein Zimbal am Baum hing,
über die Saiten der Windhauch lief,
über sein Herz ein Traum ging.
An den Kleidern trugen die drei
Löcher und bunte Flicken,
aber sie boten trotzig frei
Spott den Erdengeschicken.
Dreifach haben sie mir gezeigt,
wenn das Leben uns nachtet,
wie man‘s verraucht, verschläft, vergeigt
und es dreimal verachtet.
Nach den Zigeunern lang noch schaun
mußt ich im Weiterfahren,
nach den Gesichtern dunkelbraun,
den schwarzlockigen Haaren.
An die Gesellschaft zur Beförderung der evangelischen Missionen unter den Heiden
Berlin NO 43
Georgenkirchstraße 70
Berlin, den 12ten Dezember 1827
Sehr geehrter Herr Direktor Wolfenhagen,
nach meiner Inspektionsreise durch die Provinzen des südlichen Preußens muß ich Sie heute auf einen Heidenstamm aufmerksam machen, der bisher offensichtlich übersehen und unbeachtet geblieben ist. Es handelt sich um eine große Gruppe von Sinti in Friedrichslohra und den Wäldern der Umgebung. Nach ihren eigenen Angaben zählen sie an die 300 Köpfe. Die Armut bei diesen armen Heiden ist groß, und Arbeit, womit sie sich etwas verdienen können, ist ihnen völlig unbekannt. Ich fordere Ihre Gesellschaft höflichst auf, sich derselben an Leib und Seele anzunehmen und ihnen baldmöglichst evangelische Hilfe und Trost zu senden. Wie Sie mir gewißlich zustimmen werden, bietet sich hier eine passende Gelegenheit zur Heidenbekehrung in unserem deutschen Vaterlande.
Hochachtungsvoll
Baron Theobald von Wurmb
Oh, das stört nicht meine Ruh,
wär ich Herr, doch wozu?
Wenn ich kein Zigeuner blieb,
hätt mich dann mein Liebchen lieb?
(Zigeunerreim)
Ohne Unterlass trommelte der Regen auf das Dach der Kutsche. Magdalena blickte seit Stunden immer