Nadja Losbohm
Die Tagebücher des Michael Iain Ryan
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Inhaltsverzeichnis
Widmung
Für Florian, einen wahren Krieger,
der sich zurück ins Leben gekämpft hat.
Anmerkung der Autorin
Wie bereits für Band 1 von Michaels Tagebüchern habe ich für seine Geschichte Recherche betrieben, um so viele reale Fakten miteinzubauen wie möglich.
Dennoch: Dieses Buch und auch sein Nachfolger sind und bleiben Unterhaltungs- und keine Geschichtsbücher, in denen ich Historisches mit dem Fantastischen verbinde. Hin und wieder konnte ich zu gewissen Fragen keine Informationen finden und musste somit improvisieren. Daher gibt es keine einhundert prozentige Korrektheit.
„Das Böse lässt sich nicht durch das Böse bekämpfen.
Nur das Gute kann das Böse bezwingen,
so wie das Licht nur die Dunkelheit bezwingen kann.
Und auch du gehörst zum Licht, das gegen die Finsternis antritt.“
Prolog
Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht. Kein einziger Wolkenfetzen störte das Blau des Himmels. Die Hitze war unerträglich. Ich spürte, wie mir der Schweiß den Rücken hinunterrann. Die Perlen kitzelten meine Haut. Es fühlte sich an, wie wenn eine Fliege über meinen Körper lief. Ich langte mit dem Arm nach hinten, presste die Stoffe meines Habits auf meinen Rücken, damit sie die Flüssigkeit aufsaugten, und kratzte mich. Mein Obergewand hatte nun die Farbe Braun, ganz wie es einem Mönch nach dem Abschluss seiner Ausbildung zustand, obwohl Prior Arnaud es mir hatte verweigern wollen, sah er mich doch nicht als gleichwertig an. Mein neuer Fürsprecher hingegen hatte darauf bestanden, dass ich die braunen Kleider trug, die mir aufgrund ihrer dunklen Farbe während unserer Reise besseren Schutz böten als die weißen. Nun wartete ich auf eben jenen, der sich für mich einsetzte: Thierry de Forestier.
In der Ferne raschelte das Laub der Bäume, bewegt durch eine Windböe, die langsam, schwer und träge heranrollte. Ich atmete auf. Ich sehnte mich nach ihr und der Erleichterung, die sie in Form kühler Luft mit sich bringen würde. Ich hörte auf, mit dem Lederbeutel an meinem Gürtel zu spielen, in dem mein einziges Hab und Gut war, das hölzerne Essbesteck und der Rosenkranz meiner Mutter, und lupfte in freudiger Erwartung meine Kleider ein Stück, hoffend, damit den Wind lenken zu können. Ich schloss lächelnd die Augen, bewegte die Stoffe, die meinen Körper einhüllten wie eine Lammfelldecke. Mein überhitzter Leib rief innerlich nach der frischen Brise, lockte sie zu sich.
Als ich das erste Streicheln um meine Knöchel verspürte, musste ich mir auf die Zunge beißen, um nicht vor schierer Freude zu jauchzen. Doch als ich mich genauer auf den Wind konzentrierte, der mir Abkühlung bringen sollte, bemerkte ich, dass er lediglich noch mehr Wärme brachte. Das und winzige Sandkörner, die unter meine Tunika schlüpften, auf meine vom Schweiß feuchte Haut trafen und dort scheuerten. Hastig ließ ich meine Kleider los und presste die Beine zusammen, um meine empfindsamsten Stellen zu schützen. Ich öffnete die Augen, sah an mir hinunter und strich die Stoffe glatt. Genau in diesem Moment wirbelte ein kurzer, aber heftiger Windstoß noch mehr Sand auf und trieb ihn mir in die Augen. Sie fingen an zu brennen und ich schloss sie rasch wieder. Ich wünschte, ich hätte dasselbe mit meiner Nase und den Ohren tun können. Allerdings fehlte mir dafür ein Satz Hände.
Ich hustete, als mir die Körner in die Nase drangen. Als der Anfall vorüber war und ich den Mund schloss, knirschte es in ihm und alles fühlte sich pelzig und rau an. Ich löste den Wasserschlauch, der an meinem Gürtel hing und der mir ebenfalls auf Geheiß de Forestiers übergeben worden war, und tat einen kräftigen Zug, um mir den Mund auszuspülen. Ich spuckte die Mischung aus Wasser und Sand auf den Weg vor mir. Der zweite Schluck rann kühlend meine Kehle hinunter. Ich befestigte den Schlauch wieder am Gürtel und verfiel in eine Starre, als hätte ich Furcht davor, mit zu vielen Bewegungen abermals warme Sandstürme anzulocken. Mein Herumgezappel hatte mir zuvor schon kein Glück gebracht.
Meine Gedanken fingen an, umher zu wandern, nun da ich nichts mehr zu tun hatte. Heute ist der Tag, dachte ich. Je näher er gerückt war, desto weniger Schlaf hatte ich bekommen. Und jetzt, in diesen Momenten, als ich vor