Olaf Sandkämper
Enophasia
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Inhaltsverzeichnis
Simnil und Nebelstreif werden Freunde
Vor langer Zeit ...
„Wach auf, mein kleiner Pegasus. Wach auf und folge mir!“
Das kleine, weiße Fohlen, das im weichen Moos tief und fest geschlafen hatte, erwachte und sah sich mit großen Augen um. Es blickte in das Gesicht einer wunderschönen Frau mit strahlenden, himmelblauen Augen und braunem, lockigen Haar. „Wo bin ich? Und wer bist du?“, fragte es verwirrt.
„Mein Name ist Eno“, antwortete die Frau. „Und du bist in dem Land, das ich geschaffen habe, in Enophasia. Möchtest du, dass ich es dir zeige?“
Das Fohlen nickte und folgte ihr.
Überall standen kleine Bäumchen, von denen die größten dem Fohlen gerade mal bis zur Flanke reichten. „Warum sind die Bäume hier so klein?“, fragte es.
„Weil dieses Land noch so jung ist“, lächelte die schöne Frau. „Es ist gerade erst geboren worden. Genauso wie du, mein kleiner Pegasus. Möchtest du noch mehr von ihm sehen?“
Wieder nickte das kleine, weiße Pferd. Und gleich darauf fühlte es, wie es unter ihm ganz leicht bebte. Ein riesiges Stück des Bodens, auf dem es mit Eno stand, wurde plötzlich emporgehoben. Ein steinerner Turm schob sich aus dem Erdreich heraus und wuchs in den Himmel. Immer höher und höher ging es hinauf. Sie erreichten ein paar weiße Wölkchen, die an ihnen vorbei schwebten und noch immer ging es weiter, bis die Säule schließlich in unglaublich großer Höhe zu Stillstand kam.
Die Frau sprach: „Sieh, das Land reicht im Norden bis an das ‚Meer der Stürme‘. Kein Schiff kann auf ihm fahren, denn es würde in den tosenden Wellen zerschmettert werden und untergehen.
Im Osten befindet sich eine weite Grassteppe, die in eine Wüste übergeht, so heiß, dass niemand sie durchqueren könnte.
Im Westen befindet sich das Graue Gebirge, so breit, dass niemand in einem einzigen Leben alle Berge überwinden könnte.
Allein im Süden gibt es ein Gebirge, über das man nach Enophasia gelangen könnte. Aber der Weg führt über hohe Gipfel, auf denen immer Schnee liegt und auf denen es bitterkalt ist. Gefährliche Kreaturen streifen dort umher.“
Eno sah den fragenden Blick des kleinen Pegasus und fuhr fort: „Ich habe dieses Land geschaffen, um allen Wesen eine Heimat zu geben, die in der Welt der Menschen keinen Platz mehr haben. Schon bald werden Feen und Elfen, Zwerge und Wassernymphen, Einhörner und Wichtel hier herkommen und eine neue Heimat finden. Und mit ihnen all jene, die ebenfalls von den Menschen von ihren angestammten Plätzen vertrieben wurden.“
„Was sind Menschen?“, fragte das Fohlen, während es weiter staunend über das weite Land sah.
„Menschen ...“, antwortete Eno, „Menschen sind Wesen, die vergessen haben, dass auch sie ein Teil der