Dirk Schumacher
Virtuelle Ethik
Ein Essay über den Umgang mit informationstechnischen Konflikten auf unserem Planeten
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Inhaltsverzeichnis
2. Der Einzelne erwacht. „Ich denke, also bin ich.“
3. Was bedeutet menschliches Erwachen in der Zivilisation?
3.1 Die Theorie des symbolischen Kapitals
4. Der Mensch in der Gesellschaft
5. Organisation und Menschlichkeit
6. Virtuelles Leben in der organisierten Gesellschaft
6.2 Virtualität und Herrschaft
6.3 Virtualität und Rationalität
8.1 Der Umgang mit Konflikten: Ein Modell
8.2.1 Die Struktur des Modells der Virtuellen Ethik
8.2.2 Die Struktur des Modells der Virtuellen Ethik in der Informationsgesellschaft
1. Einleitung
Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee veröffentlichten vor über 2 Jahren einen Text, der nur als eBook in Deutschland zu beziehen war. In „Race Against the Machine“ (1) vertraten sie die These, dass die neue Informationstechnik, die die modernen technischen Prozesse beeinflusst, so viel Neuerungen bringt, dass sie den Menschen in einen Wettlauf mit der Technik zwingt. Sie erklärten dies an Hand einiger Beispiele, z.B. den Wegfall von Arbeitsplätzen durch selbstfahrende Lastwaren. Sie meinten, dass uns eine schwere Zeit bevor steht, in er wir uns gegen die Technik bewähren müssen. Als ich die Thesen zum ersten Mal las, war ich wie elektrisiert. Ist es wirklich so, dass die Technik, vor allem die Informationstechnologie, uns gegenübersteht, ja sogar über uns steht und uns deshalb Angst einjagen sollte? Die These von beiden war, dass die Fortschritte der Informationstechnologie nicht nur unsere Arbeitsplätze kosten werden, sondern darüber hinaus letztendlich der gesamten Wirtschaft der USA, damit meinen sie natürlich auch den Rest der Welt, Schaden zufügen. Das bedeutet, das wirtschaftliche Wachstum wird beeinträchtigt und auch die, die sich noch als Gewinner der neuen Technologien wähnen, werden auf Dauer die Nachteile zu spüren bekommen. Sie zeigten darin auf, wo die Nachteile bekämpft werden können. Sie sehen sie dort, wo sie offen sichtbar sind. Wo die Informationstechnologie durch ihren technischen Fortschritt Menschen benachteiligt und sie verunsichert, muss mehr in ihre Bildung investiert werden. Beide rücken den Menschen in den Mittelpunkt ihres Textes und stellen ihn der Technik gegenüber. Der unternehmerische Geist und der individuelle Erfindungsreichtum soll gefördert werden, damit die Technik nicht den Menschen in die Knie zwingt. Die Aufgabe des Staates ist es, die technische und logistische Infrastruktur so zu verbessern, dass die durch die Bildung geförderte Kreativität Gestaltungsraum bekommt. Gesetze und Steuern müssen den neuen technologischen Anforderungen angepasst werden und bestimmen auch den Freiraum des Einzelnen. Brynjolfsson und McAfee ersetzten den gefährlichen Gegensatz von Mensch und Technik durch eine Win-Win Situation. Der Mensch erhält Freiheit, Arbeit, technologischen Vorsprung und eine bessere Welt. Die Technik gewinnt, weil sie vom Menschen vorangetrieben wird und nicht verteufelt. Im Grunde geht es bei diesem gemeinsamen Rennen, so ihre Interpretation, darum, nicht gegeneinander zu laufen, sondern miteinander. Der Abstand zwischen Mensch und Technik darf nicht zu groß werden.
Die Schrift hat mir sehr viele Kopfschmerzen bereitet, denn einerseits hat sie einen wichtigen Kern, unsere Abhängigkeit von Technik getroffen. Und andererseits werde ich das Gefühl nicht los, dass die darin angegebenen Ratschläge und Analysen nur in eine bestimmte Richtung argumentieren. Sie verstehen Technik als eine Sache, die uns gegenüber steht und wie wir als Einzelpersonen uns verantwortlich den Herausforderungen durch sie stellen können. Mein Eindruck ist, dass sich in der Tiefe dessen, was wir in unserem Verhältnis mit der Informationstechnik nicht verstehen, weitaus mehr befindet, als das was uns aus den Interpretationen aus diesem eBook anschaut.
Das nachfolgende Essay ist meine Antwort auf die aufgerissenen Fragestellungen. Da ich kein Wissenschaftler bin und beruflich keine Zeit habe, mich diesen Fragen ausgiebig zu widmen, kann ich nicht in jedem Fall eine ausgiebige Analyse zum Ausdruck bringen. Doch ich werde mir Mühe geben, die Begrifflichkeiten klar dazulegen und gut zu begründen. Ich habe keine formelle Institution, wie z.B. eine Universität, die mir den Rücken stärkt, mir aber auch meine Unabhängigkeit nimmt. Ich werde Lebenserfahrung und Beschaulichkeit einbringen und jederzeit meine Äußerungen an ihrer pragmatischen Seite messen. Gleichzeitig habe ich größtenteils auf Zitate verzichtet um Urheberschutzfragen zu umgehen. Trotzdem wird ein großer Teil Theorie