Jürgen Ruhr
Crystal Fire
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Inhaltsverzeichnis
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Crystal Fire
Thriller
© by Jürgen H. Ruhr
Mönchengladbach
1. Ein Gefallen
Daniel Bossheimer saß in der Mensa der Universität Düsseldorf und stocherte lustlos mit der Gabel in dem Kartoffelbrei herum, das zusammen mit einer Frikadelle und Gemüse eines der Hauptgerichte im Angebot bildete. Die Frikadelle hatte er sorgfältig zur Seite geschoben, denn ihm war heute nicht danach. Daniel aß selten Fleisch, er machte sich nicht viel daraus. Dann sah er sich in dem gut besuchten Raum um. Wo blieb sein Freund und Studienkollege Florian Feldner, kurz ‚Flo‘ genannt? Sie hatten sich um zwölf Uhr fünfzehn hier verabredet, doch Flo ließ sich einfach nicht blicken.
Er und Flo waren in Köln zusammen aufgewachsen, dort zur Schule gegangen und entschlossen sich schließlich, gemeinsam hier in Düsseldorf Medizin zu studieren. Fern ab von den dominierenden Eltern. Daniels Vater arbeitete an der Kölner Universitätsklinik als Direktor der Klinik für Gefäßchirurgie. Der Professor war eine anerkannte Kapazität auf dem Gebiet und sah seinen Sohn vermutlich schon als Nachfolger. Zumindest sollte Daniel möglichst in seine Fußstapfen treten, was auch der Grund dafür war, dass er ihm das Medizinstudium in Düsseldorf finanzierte. Der junge Student durfte sich sogar eine kleine Zwei-Zimmer- Wohnung in der Altstadt einrichten, die ihm der alte Herr bezahlte. Ein großzügiges Taschengeld ermöglichte es Daniel zahlreiche seiner Wünsche zu erfüllen und sich seinem Freund gegenüber freigiebig zu zeigen.
So hatte er sich seinem Freund Florian gegenüber aber immer schon gegeben, denn im Gegensatz zu seiner Familie war die von Florian Feldner nicht so gut gestellt. Florian wohnte im Studentenheim des Campus und musste jeden Cent zweimal umdrehen, bevor er ihn ausgab. Trotzdem - und wegen ihrer Freundschaft - hatte Flo sich entschlossen, nicht in Köln zu studieren und bei seinen Eltern zu wohnen, sondern mit Daniel nach Düsseldorf zu ziehen. Daniel wusste, dass Flo manchmal seinen Entschluss bereute. Insbesondere, wenn er wieder einmal mitten in der Nacht aufstehen musste, um Zeitungen auszutragen, um sich so ein kleines Taschengeld zu verdienen. Flo war, wie Daniel auch, zweiundzwanzig Jahre alt, jedoch gut zwei Zentimeter kleiner als er und bestimmt zwanzig Kilo schwerer. Im Gegensatz zu Daniel, der Wert auf ein akkurates Äußeres legte, das kurzgeschorene Haar mit einem Seitenscheitel trug und dank seiner Designerkleidung immer wie aus dem Ei gepellt daherkam, vernachlässigte Flo gerne seine Kleidung, trug am liebsten alte, zerschlissene Jeans und seine Haare lagen meistens wirr auf dem Hemdkragen auf. In der Schule war Daniel so eine Art Nerd oder Geek gewesen, sein Freund aber eher das Gegenteil.
Leider nahm es Flo auch nicht so genau mit der Pünktlichkeit. Daniel sah auf seine Armbanduhr, eine TAG Heuer Connected Smartwatch, die ihm seine Eltern zum bestandenen Abitur geschenkt hatten. Und den Mazda MX-5 durfte er sich zum Studienbeginn aussuchen. Daniel hatte sich für eine knallrote Version des kleinen Sportwagens entschieden. Er nahm Flo oft mit zu Spritztouren in die nähere Umgebung und beschleunigte den Wagen auf den schmalen und kurvenreichen Strecken oftmals weit über das erlaubte Limit hinaus, was seinem Freund regelmäßig den Angstschweiß auf die Stirn trieb.
„Hallo Boss!“ Florian Feldner stellte sein Tablett seinem Freund genau gegenüber auf den Tisch. Flo nannte ihn ‚Boss‘, wie viele seiner Freunde, was die ersten Buchstaben seines Nachnamens wiedergab. Daniel fand, es hörte sich nett an und insistierte