Felix Heidenberger
Hermes oder Die Macht der grauen Zellen
Roman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Buch 2 – Das Geheimnis der Amygdala
Buch 1 – Das Böse
Der Herr sprach: Schreib auf, was du siehst, schreib es deutlich auf Tafeln, damit man es mühelos lesen kann. Denn erst für eine bestimmte Zeit gilt, was du siehst; es eilt der Erfüllung zu und wird nicht enttäuschen.
Das Buch Habakuk (2,2–3)
1
Der ICE nach Leipzig rollte aus dem Münchner Hauptbahnhof. Professor Guido Hermes, emeritierter Ordinarius für Geschichte des Altertums und Autor gern gelesener Werke über die alten Griechen und Römer, sah nicht aus dem Fenster. Vergebens suchte er in der Literaturbeilage der Morgenzeitung seinen Namen oder den Titel seines neuen Romans. Enttäuscht legte er das Blatt beiseite. Sein Blick fiel auf den Mann ihm gegenüber. Erstmals nahm er den Fremden zur Kenntnis. Ganz in Schwarz gekleidet sah er aus wie ein Kleriker. Nur der weiße Kragen, das runde Kollar, fehlt, dachte Hermes. Der blank polierte Glatzkopf würde zu einem Mephisto passen.
„Professor Hermes?“, sprach ihn der Herr mit leichter Verbeugung an. Er deutete auf den Namen des Reservierungsschildes über dem Platz des Professors. „Welche Ehre! Sie fahren auch nach Leipzig – zur Buchmesse?“
Hermes betrachtete den Mann in seiner hochgeknöpften, halbpriesterlichen Verkleidung genauer. Der Kahlkopf gefiel ihm durchaus nicht.
„Ich darf mich vorstellen: Krumbiegel! Ich hatte auch reserviert. Welch ein Zufall! Fühle mich wirklich geehrt.“
Hermes warf einen Blick auf das Namensschild gegenüber. Der Name Krumbiegel sagte ihm nichts, schien aber passend zu dem Mann. Er schätzte