Katharina Georgi-Hellriegel
L(i)eber Bruder
Geschichte einer Leberlebendtransplantation
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
FIKTIVES INTERVIEW MIT EINEM „VERRÜCKTEN“
Leistungsfähigkeit 1 (Empfänger)
Leistungsfähigkeit 2 (Spenderin)
ANHANG – Adressen und Informationen für Betroffene (Empfänger und Spender)
VORWORT
Reinhard Georgi
Katharina Georgi-Hellriegel
L(i)eber Bruder!
Geschichte einer Leberlebendtransplantation
Transplantation, das ist: Warten auf ein Transplantat, eine große Operation, Leben mit einem fremden Organ. Wenn es sich um ein lebensnotwendiges Organ wie die Leber handelt, befinden sich die Patienten in jeder Phase ihrer terminalen Erkrankung unter medizinischen, vor allem aber unter extremen psychischen Ausnahmebedingungen. Der Mangel an Spenderorganen hat in Deutschland dazu geführt, dass jeder 5. Patient auf der Warteliste stirbt.
Lebendspende ist für die Leber – in anderen Ländern auch schon für die Lunge – ein Ausweg. Schwester und Bruder, die beiden Erzähler dieses Buches, haben diese Lösung einer Wartezeit mit ungewissem Ausgang vorgezogen. Sie schildern die Kette von tiefgreifenden Ereignissen auf unterschiedliche Weise: Locker und humoristisch er, der Patient, überlegt und reflektierend sie, die Spenderin. Die Probleme unseres Gesundheitswesens treten zutage, Abläufe im Krankenhaus lassen keinen Zweifel aufkommen, dass vieles verbesserungswürdig ist. Kritische Kommentare, auch Ärzten und Schwestern gegenüber, können wir allenfalls mit einem Hinweis auf die genannten Defizite im System ein bisschen zurechtrücken. Trotzdem kommt in dem Buch für mich klar zum Ausdruck: Die Transplantationsmedizin ist zwar verbesserungswürdig, trotzdem leistet sie Großartiges. Dieses Buch ist ein beredtes Zeugnis dafür. Der Transplantationsort Mainz kann dabei mit jedem beliebigen Zentrum ausgetauscht werden.
Ich wünsche mir, dass viele Menschen dieses Buch lesen und dabei Details der Schilderung nicht außer Acht lassen. Jeder kann betroffen sein!
Professor Dr. Gerd Otto
Transplantationschirurgie Universitätsklinik Mainz
Der Sturz
Das Jahr 2001 war kein gutes Jahr für mich. Es war das Jahr, in dem sich eine tückische Leberkrankheit bei mir bemerkbar machte, zunächst nur allmählich, dann aber wurde ich durch diese Krankheit binnen Kurzem zum schwerkranken Mann, und schließlich hätte sie es fast geschafft, mich vollständig zu überwältigen. Noch heute kenne ich nicht die Ursache dieser Krankheit, ich weiß nur, dass sie meine Leber zerstört hat, die dann am Ende dieses entscheidenden Jahres durch eine erfolgreiche Transplantation ersetzt worden ist.
Mittlerweile kann ich aber immerhin die Vorgeschichte zu dieser Leberkrankheit rekonstruieren, deren erster Teil sicherlich viele Jahre zurückreicht, ohne dass es mir zunächst bewusst geworden ist. Aber zu Beginn des Jahres 1999 gab es bereits deutliche Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte. Ernst genommen habe ich diese Anzeichen damals zwar noch nicht, ich erinnere mich aber an sie und kann deshalb davon berichten.
Im Januar 1999 hatte ich, beraten von meiner Frau und nach mancher Diskussion mit gesundheitsbewussten Gleichaltrigen, den schönen Entschluss gefasst, mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Vorsorgeuntersuchung zu gönnen. Einen konkreten Anlass dafür gab es nicht, und schon gar nicht hatte ich irgendwelche Beschwerden, die mich in die Sprechstunde des mir bisher nur flüchtig bekannten Familien-Hausarztes getrieben hätten. Es ging mir damals wohl hauptsächlich um die fachmännische Bestätigung, dass ich kerngesund sei, und wahrscheinlich habe ich sogar gehofft, für meine fast 50 Jahre einen überdurchschnittlich guten Gesundheitszustand bescheinigt zu bekommen; genau so fühlte ich mich nämlich in diesen Tagen.
Einige Zeit später fühlte ich mich bei Weitem nicht mehr so gut, denn als ich ein paar Tage nach der gründlichen Untersuchung wieder im Sprechzimmer Platz genommen hatte, nahm der freundliche Doktor mit eher nachdenklicher Miene das Papier zur Hand, welches die ausgedruckten Ergebnisse meiner Blutuntersuchung enthielt.
„Sie sind möglicherweise