Otto von Bismarck
Der Reichsgründer
Herausgeber:
Michael Schaper
GEOEPOCHE
Das Magazin für Geschichte
Gruner + Jahr GmbH & Co KG, Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
Titelbild: Loescher und Peitsch, 1874, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Liebe Leserin, lieber Leser,
kein deutscher Staatsmann der vergangenen zwei Jahrhunderte wurde (und wird) von den Historikern so gegensätzlich beurteilt wie Otto von Bismarck, Preußens Ministerpräsident zwischen 1862 und 1890 und treibende Kraft im deutschen Einigungsprozess.
Das Spektrum der Urteile reicht von fast hasserfüllter Verachtung bis zu höchster Wertschätzung. So nannte der Bismarck-Biograf und Geschichtswissenschaftler Johannes Willms den Mann aus dem Sachsenwald vor einigen Jahren einen „prinzipienlosen Politiker“ von „machthungriger Skrupellosigkeit“ und „egomanischer Machtgier“, einen „Dämon der Deutschen“, den die deutsche Einheit in Wirklichkeit „nie interessiert“ habe und der sie am Ende auch nur „höchst plump“ und mit „bisweilen primitiver Brutalität“ umgesetzt habe.
Weitaus differenzierter, aber kaum weniger vernichtend war die Kritik des angesehenen Soziologen Max Weber, der 1918 über Bismarcks politisches Erbe urteilte: „Er hinterließ eine Nation ohne jede politische Erziehung. Und vor allem eine Nation ohne jeden politischen Willen, gewohnt, dass der große Staatsmann an ihrer Spitze für sie die Politik schon besorgen werde.“
Dagegen urteilte vor Kurzem der amerikanische Historiker Jonathan Steinberg in einer neuen, durchaus kritischen Biografie, der preußische Premier habe mit der Einigung Deutschlands und der Etablierung des Deutschen Reichs in der Machtbalance Europas „die bedeutendste diplomatische und politische Leistung eines Staatsmanns in den vergangenen 200 Jahren“ vollbracht.
Tatsächlich war Otto von Bismarck, dieser konservative Gutsherr und Raufbold aus der preußischen Provinz, ein hochkomplexer, von inneren Widersprüchen zerrissener Mann:
Ein Zivilist, der versucht hatte, sich vor dem Militärdienst zu drücken, aber als Reichskanzler fast immer Generalsuniform trug.
Ein vermeintlich „eiserner“ Politiker, der zu kindischen Wutausbrüchen und Heulkrämpfen neigte sowie zu hysterischen Anfällen von Hypochondrie.
Ein Erzreaktionär, der 1866 ein für jene Zeit ungemein freiheitliches Wahlrecht entwarf und durchsetzte.
Ein Kriegstreiber, der nach militärischen Siegen oft seine Feinde schonte.
Doch wie auch immer man nun Bismarck beurteilt – ob als „politisches Genie“ (so sein Biograf Steinberg) oder als „modernen Berufspolitiker von skrupelloser Flexibilität“ (so der Historiker Hans-Ulrich Wehler): In einem zumindest sind sich seine Verehrer wie Gegner einig: Otto von Bismarck hat die Geschichte Preußens, Deutschlands, ja ganz Europas im 19. Jahrhundert entscheidend geprägt.
Michael Schaper
Chefredakteur GEOEPOCHE
Inhalt
Der Lotse des neuen Deutschland
Von Heinrich Jaenecke
Bismarck im Urteil der Forscher
Diplomat, Kriegstreiber, Reichsgründer
Interview mit Prof. Dr. Bernd Jürgen Wendt
Von Andreas Sedlmair
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