Entscheiden (E-Book). Bettina Zurstrassen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bettina Zurstrassen
Издательство: Bookwire
Серия: Phänomene
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783035519785
Скачать книгу

      

       Für diejenigen, die mir bei schweren Entscheidungen kritisch-konstruktiv Rat geben

image

      Prof. Dr. Bettina Zurstrassen, Professorin für Didaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Bielefeld

      Bettina Zurstrassen

       Entscheiden

      Phänomene

      ISBN Print: 978-3-0355-1968-6

      ISBN E-Book: 978-3-0355-1978-5

      Gestaltungskonzept und Illustrationen: Salzmann Gertsch, Bern

      1. Auflage 2021

      Alle Rechte vorbehalten

      © 2021 hep Verlag AG, Bern

       hep-verlag.com

      VORWORT

      Wer kennt sie nicht, die Qual der Wahl? Sich entscheiden zu können ist manchmal gar nicht einfach. Woran liegt das? Wer oder was beeinflusst unsere Entscheidungen? Werden wir im Alltag manipuliert? Und wie entwickelt sich unser Gerechtigkeitsempfinden?

      Unser Alltag wird oft von Phänomenen bestimmt, deren wissenschaftliche Hintergründe wir uns nicht erklären können. Sie bleiben uns auch dann noch ein Rätsel, wenn wir uns in der Schulzeit oder der Ausbildung theoretisch intensiv mit naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Grundlagen auseinandergesetzt haben.

      Mit unserer Reihe «Phänomene» gehen wir erstaunlichen und dennoch gängigen Alltagserscheinungen mit einfachen Erklärungen anschaulich auf den Grund. Wir beleuchten Phänomene aus unterschiedlichen Perspektiven – und vor allem knapp, verständlich und gut lesbar.

      Die Theorie ist auf ein Mindestmaß begrenzt und bildet den ersten Teil jedes Bandes. Im zweiten Teil sind praktische, einfache Aktivitäten beschrieben, für die Schule, Jugendvereine oder die (Kinder-)Geburtstagsfeier. Dieser Zugang hilft uns, die Phänomene zu begreifen.

      Nach der Lektüre sind Phänomene des Alltags nicht mehr nur Mittel zum Zweck, sondern Erscheinungen, die uns die Gelegenheit bieten, Zusammenhänge zu begreifen, genauer zu beobachten, diese zu hinterfragen und neue Erfahrungen auf andere Phänomene zu übertragen.

      Viel Freude beim Entdecken und Begreifen.

      Beate Blaseio, Gisela Lück

      INHALTSVERZEICHNIS

       2 Gefühle und Entscheidungen

       3 Verhaltenssteuerung und Entscheiden

       4. Entscheidungen, die Geschichte machten

       DAS PHÄNOMEN ERLEBEN

       Didaktische Einführung: Demokratie, Entscheidungsfähigkeit und Erziehung

       Aktivität 1

       Zitat-Detektive

       Aktivität 2

       Verführungen im Supermarkt: Marketingstrategien

       Aktivität 3

       Dilemma-Konflikte und Entscheiden

       Aktivität 4

       Ultimatum-Spiel

       Aktivität 5

       Line-up-Methode

       Aktivität 6

       Werbung analysieren mit der Lasswell-Formel

       Aktivität 7

       Mitbestimmung

       Literatur

       Zum Weiterlesen

       Bildnachweis

      Bei schwierigen Entscheidungen ist es sinnvoll, eine Nacht darüber zu schlafen. Die besten Entscheidungen trifft man im Schlaf. Stress blockiert das Denken.

      Wer eine schwierige Aufgabe lösen oder sich anspruchsvolle Informationen merken muss, greift eher zu Süßigkeiten als zu gesunden Lebensmitteln.

      24 Sorten Erdbeermarmelade im Supermarkt überfordern viele Menschen. Viele treffen dann keine Entscheidung oder sind im Nachhinein unzufrieden mit ihrer Wahl (Paradox of Choice).

      Nudge-Strategien können unser Verhalten beeinflussen. In der Kantine greifen wir eher zu Salat, wenn die Salattheke in der Nähe des Eingangs nur ein paar Schritte entfernt ist.

      Beinahe alle großen Entscheidungen bereut man mal, aber zum Zeitpunkt der Entscheidung waren sie für das Individuum richtig.

      Den Homo oeconomicus, den rationalen, Nutzen abwägenden Menschen gibt es nicht. Entscheidungen werden immer auch durch Gefühle beeinflusst.

      Viele Wissenschaftsdisziplinen beschäftigen sich mit dem Phänomen «Entscheiden», z. B. die Psycholog ie, die Soziologie, die Wirtschaftswissenschaften, die Rechtswissenschaft, die Philosophie, die Ethnologie oder auch die Mathematik und die Biologie bzw. Bio-Chemie.

      Was und wie viel wir essen, ist abhängig vom sozialen Umfeld, also von den Menschen, mit denen wir unser Essen einnehmen. Wir orientieren uns am Essverhalten unserer Mitessenden (Ankerfunktion).

      Im Restaurant greifen wir selten zum teuersten Wein auf der Weinkarte. Dass er auf der Karte steht, ergibt dennoch Sinn. Wenn bestimmte Weine teuer sind, erscheinen andere Weinsorten vergleichsweise günstig. Oft bestellen wir einen Wein, der preislich in der Mitte liegt.

       Leben in einer Entscheidungsgesellschaft

      Menschen, die in freiheitlich-demokratischen, zugleich individualistischen Gesellschaften leben, sind oft mit der Situation konfrontiert, sich entscheiden zu müssen. Im Gegensatz zur feudalistisch-ständischen Gesellschaft oder zu Kasten-Gesellschaften wie in Indien können wir in weiten Teilen unsere eigene Biografie «basteln» (z. B. bei der Berufswahl, der Lebensform, beim Wohnort, vgl. Hitzler/Honer 1994), uns für einen Lebensstil ent- und umentscheiden und im Rahmen von Wahlen oder anderen Formen politischer Partizipation wie Plebisziten politisch mitentscheiden.

      Sich entscheiden zu können ist ein Privileg, zugleich aber auch eine emotionale und intellektuelle Herausforderung. In einer Vielzahl von Situationen muss sich der Mensch in modernen Gesellschaften auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, indem er sich zum Beispiel informiert, die eigenen Interessen abwägt, eine Position entwickelt und sich entscheidet oder eine Entscheidung vermeidet.

      Sich entscheiden zu müssen ist historisch-gesellschaftlich kein neues Phänomen, die Entscheidungssituationen werden aber immer komplexer und gesellschaftlich wird verstärkt erwartet, Entscheidungen rational zu treffen (Schimank 2005, S. 33). Der Soziologe