HAUSBOOTURLAUB
MECKLENBURGISCHE SEENPLATTE
CHRISTINE LENDT JENS RADEMACHER
Inhalt
Einfahrt von der Kleinen Müritz in die Müritz-Havel-Wasserstraße bei Vietzen.
Vorwort
Ablegen und in beschaulichem Tempo den Ufern folgen – mit einem Tagesziel oder so, wie es spontan gefällt. Frei und unabhängig das »eigene« Boot steuern, in der Abenddämmerung ankern und einen Sundowner vor stillen Wäldern genießen. Am nächsten Tag in einem historischen Stadthafen, an einer Schlossinsel oder in einer schicken Marina anlegen, um einen Landgang mit Sightseeing und Fischessen zu verbinden … Dies und noch viel mehr bedeutet Hausbooturlaub, und die Mecklenburgische Seenplatte ist wie geschaffen dafür.
Ein Geflecht schier unendlich vieler Seen und Kanäle bietet hier Raum für die unterschiedlichsten Touren, mit verstecken Buchten und weiten Gewässern, die an Meere erinnern. Allen voran die Müritz, Deutschlands größter Binnensee, doch die anderen Großseen und die südlich angrenzende Kleinseenplatte lohnen sich genauso. Weil die meisten Seen über Binnenwasserstraßen miteinander verbunden sind, ist es möglich, schon auf einer Tour viele von ihnen kennenzulernen. Die Reviere setzen sich in Richtung Norden bis zum Schweriner See und in Richtung Süden bis nach Berlin und in den Spreewald fort. Ein großer Teil davon ist mit Hausbooten auch ohne Führerschein befahrbar, jedoch benötigt man dann einen sogenannten Charterschein, der für die Mietdauer nach einer kleinen Schulung ausgehändigt wird. Das Gebiet und einige schöne Touren möchten wir Ihnen in diesem Buch vorstellen. Dazu gibt es Tipps rund um die Region und zum Thema Bootfahren. Unser Ziel war auch, umfassend auf das Abenteuer Hausbooturlaub einzustimmen. Detaillierte, lebendige Beschreibungen, stimmungsvolle Bilder und praxisnahe Videos sollten sich gegenseitig ergänzen. Vor Ihnen liegt nun das Ergebnis – damit möchten wir als Autorin und Fotograf Sie schon einmal »mitnehmen« auf erste Erkundungstouren.
Viele Freude beim Fahren und Entdecken wünschen
Christine Lendt und Jens Rademacher
Die Mecklenburgische Seenplatte
Hinter jeder Biegung warten neue Eindrücke im Geflecht der Kanäle und Seen.
Touristiker bezeichnen diese Region auch als »Land der 1000 Seen« – und tatsächlich verbinden sich mindestens so viele Gewässer im Nordosten Deutschlands zu einem einmaligen Mosaik der Natur. Hinter jeder grünen Biegung blitzt wieder ein geheimnisvolles Blau auf, das einen immer weiter führt und dazu verleitet, gleich Monate auf dem Wasser zu verbringen. Es ist eine der europaweit schönsten Regionen für Hausbooturlauber mit zahlreichen Tourenmöglichkeiten und einer gewachsenen Infrastruktur. Marinas, Hafendörfer und verschwiegene Anlegeplätze sorgen für Annehmlichkeiten; Ackerbürger- und Residenzstädte bieten Kulturgenuss, geschützte Naturräume reichlich Raum für Rad- und Wanderausflüge.
Das Revier: Definition und Ausdehnung
Die Wasserfläche der Mecklenburgischen Seenplatte macht allein schon fast sechs Prozent der Gesamtfläche Mecklenburg-Vorpommerns aus. Aus touristischer Sicht werden außerdem oft auch die unmittelbar südlich angrenzenden Gewässer im benachbarten Bundesland Brandenburg zur Seenplatte gerechnet. Bezüglich der Ausdehnung kursieren also unterschiedliche Definitionen. So steht der Begriff auch für den Landkreis Mecklenburgische Seenplatte mit Verwaltungssitz Neubrandenburg und bezieht dabei die Feldberger Seenlandschaft mit ein. Auf das Hausbootrevier bezogen, umfasst er – grob abgegrenzt – die Gewässer zwischen Berlin und Schwerin, mit der Müritz und weiteren Großseen im Nordwesten sowie das südöstlich angrenzende Gebiet der Kleinseen und Wasserstraßen um Neustrelitz bis Eberswalde.
Die an Wäldern reiche Seenplatte bildete sich ab der Weichsel-Kaltzeit vor rund 18 000 bis 15 000 Jahren. Gletscher schoben Geröllmassen heran und gestalteten eine Moränenlandschaft mit sanften Hügeln. Im Zuge der folgenden Erwärmung schuf das Schmelzwasser zahlreiche Seen, Fließgewässer und Moore. Es gedieh eine Tundravegetation mit Flechten, Gräsern und Halbsträuchern, bis sich die ersten Urwälder entwickelten. Große Teile davon wichen Wiesen und Ackerflächen, als der Mensch anfing, die Gegend landwirtschaftlich zu nutzen. Mehr als die Hälfte der Flächen gehörte bis 1945 Großgrundbesitzern,