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ISBN: 978-3-482-75631-3 |
Zum Buch:
Das vorliegende Buch ist zwischen März 2006 und März 2008 als Tagebuch entstanden und beinhaltet die ganz persönliche Geschichte des Autors rund um sein Steuerberaterexamen 2007/2008. Das Anliegen, seine Geschichte zu erzählen, begründet sich in der Hoffnung, anderen Kandidaten Mut zu machen, ihnen aber auch die Augen für die bevorstehende Herausforderung zu öffnen: Dieses Examen ist nicht leicht!
Es gibt keine allgemeingültigen Regeln, um das Steuerberaterexamen zu bestehen. Aber es gibt Dinge, die sich Jahr für Jahr wiederholen und die man einplanen kann, wenn man sie kennt. Bleiben Sie tapfer! Sie sind nicht allein.
Kapitel I spiegelt die Gedanken des Autors wider, die er sich über die Teilnahme und die spätere Herangehensweise an das Examen gemacht hat.
Im Kapitel II finden Sie sein Tagebuch, das während eines halbjährigen Wochenendkurses, der Bestandteil seiner Examensvorbereitung war, entstanden ist. Dort beschreibt er die nervliche Achterbahn, die eine solche Prüfungsvorbereitung während der Doppelbelastung Beruf und allabendlichem Lernen mit sich bringt.
Kapitel III fasst das Wesentliche der fachlichen Vorbereitung während des Blockunterrichts und des Klausurenintensivkurses zusammen, in Kapitel IV wird von den Erlebnissen der Prüfungstage des schriftlichen Examens erzählt.
In Kapitel V erfahren Sie, wie sich der Autor nach Bekanntgabe der schriftlichen Noten auf das mündliche Examen vorbereitet hat und wie dieses abgelaufen ist. Schließlich hat er seine Eindrücke gesammelt und in Kapitel VI zusammengefasst.
Vorwort
Vielleicht kennen Sie folgenden Comic: Ein Mann und eine Frau sitzen in Gedanken versunken in ihrem Wohnzimmer, beide vertieft über einen Stapel Bücher. Die Frau, beschäftigt mit Beziehungsratgebern, fragt ihren Mann, ob es eigentlich etwas Komplizierteres gäbe als die Beziehung zwischen Mann und Frau. Der Mann, vertieft in steuerliche Fachliteratur, antwortet trocken und knapp: „Die Steuererklärung.”
Wir fragen unsere Mandanten oft danach, was an diesem Comic nicht stimmt. Die Antwort ist überraschend eindeutig: „Die Frau kümmert sich nicht nur um die Beziehungsprobleme einer Partnerschaft, sondern auch um deren Steuererklärung.”
Dass sich in der Mehrzahl der Fälle tatsächlich die Frauen um die Steuererklärung kümmern, ist nach unserer Erfahrung zwar richtig, aber darauf wollten wir nicht hinaus. Eine Beziehung ist (zumindest aus Sicht des Steuerberaters) weitaus komplizierter als eine Steuererklärung. Die Mandanten sehen das naturgemäß jedoch völlig anders.
Eventuell haben Sie auch schon einmal davon gehört, dass 70 % der gesamten Weltliteratur über das Steuerrecht in deutscher Sprache geschrieben sein soll. Zwar wurde dieses Gerücht mittlerweile als falsch entlarvt: Die Quote liegt bei 10 – 20 %, was immer noch mehr als genug ist. Aber auch das spricht den meisten Steuerpflichtigen aus der Seele: Das deutsche Steuerrecht gilt als kompliziert, bürokratisch und aufgebläht. Der „einfache Bürger” fühlt sich im deutschen Steuerrecht völlig überfordert.
In unseren Kanzleiräumen hängt zum einen der oben erwähnte Comic im Eingangsbereich. Zum anderen findet auch immer wieder das Gerücht über die Steuerliteratur Eingang in die Beratungsgespräche mit unseren Mandanten. Was wir dann als Reaktion von diesen erfahren, ist eigentlich immer das Gleiche: große Augen, aber zustimmendes Nicken.
Was ich daraufhin persönlich gerne tue, ist Folgendes: Ich erzähle einfach weiter. Bereits im Jahre 1993 schrieb beispielweise Prof. Dr. Klaus Tipke, dass „kein Steuerberater, kein Rechtsanwalt, kein Steuerbeamter, kein Steuerrichter, auch kein Steuerprofessor in der Lage ist, das ganze Steuerrecht bis ins letzte Detail zu überblicken.”1)
Auch zehn Jahre nach diesem Zitat hatte sich trotz aller anderslautenden Versprechungen nichts an diesem Zustand geändert. Im Jahre 2003 wurde das deutsche Steuersystem in einer Studie mit 102 weiteren Steuersystemen aus der ganzen Welt durch das World Economic Forum 2003 unter die Lupe genommen. Damals wurden Punkte auf einer Skala zwischen eins und sieben vergeben, wobei ein Punkt für ein hochkomplexes und entscheidungsverzerrendes Bild stand und sieben Punkte für ein einfaches und transparentes Steuersystem.
Sieger waren damals Hongkong (1. Platz, 6,3 Punkte), Singapur (2. Platz, 5,8 Punkte) und Botswana (3. Platz, 5,4 Punkte). Deutschland erhielt 1,5 Punkte und belegte in dieser Statistik den letzten Platz. Abgeschlagen hinter Ländern wie dem Tschad, Äthiopien, Tansania, Mali, Simbabwe, Malawi und Ghana.
Ich weiß nicht, welchem Umstand Sie es zu verdanken haben, dass Sie in der Steuerberatung gelandet sind und nun mit dem Gedanken spielen, eine der anspruchvollsten Prüfungen in Deutschland über eines der anspruchvollsten Konstrukte dieser Welt zu schreiben. Ich weiß nur eines: Überlegen Sie sich gut, was Sie da tun.
Meine Entscheidung, das Steuerberaterexamen zu absolvieren, fiel nach einem über mehrere Jahre andauernden Prozess im Jahr 2006. Sie hatte ihren Ursprung in einer sehr verlockenden Note in einer schwierigen Klausur während meines BWL-Grundstudiums, und fiel während einer Phase der Unzufriedenheit mit den zu verrichtenden Tätigkeiten an meinem damaligen Arbeitsplatz.
Als ich mich für das Examen angemeldet habe, war ich mir lediglich bei einer Sache wirklich sicher: Auch diese Prüfung wird nur vor dem Bestehen schwierig sein. Wenn ich sie erst einmal bestanden habe, werde ich sie als etwas völlig Selbstverständliches betrachten. Nun ja, mittlerweile sehe ich das ein wenig anders.
Wenn man sich im Laufe seines beruflichen Schaffens mit Berufskollegen oder Freunden unterhält, so hat jeder seine ganz persönliche Geschichte darüber zu erzählen, wie, wo, wann, und unter welchen Umständen er sein Examen bestanden hat oder auch nicht. Diese Prüfung wirkt lange nach.
Was uns alle verbindet, ist die Gewissheit darüber, an einem der schwierigsten Prüfungen in Deutschland teilgenommen zu haben. Und trotz der vielen, unterschiedlichen Geschichten ist es erstaunlicherweise so, dass die meisten Kandidaten immer mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben. Welche das sein können, erfahren Sie auf den nächsten Seiten. Die Erzählung meines Weges soll Ihnen im Vorfeld klar machen, was dieser Entschluss bedeutet.
Stellen Sie sich darauf ein, dass das Steuerberaterexamen Ihnen alles abverlangen wird. Die meisten von Ihnen werden nicht um die Erfahrung herumkommen, dass die Vorbereitung hierzu ein unvermeidbares Lebensgefühl mit sich bringen wird: das Gefühl, verrückt zu werden. In der englischen Sprache nennt man diesen Zustand going crazy. Während meiner Vorbereitung auf das Examen empfand ich meine Stimmungslage durch dieses Vokabular jedoch nicht immer ausreichend gewürdigt. Durch das deutsche Steuerrecht wähnte ich mich immer noch ein Stückchen näher am Wahnsinn. Ich empfand es nicht als going crazy, ich empfand es als going tax!
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