Emil und die Burg der Trolle. Michael Kirchschlager. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Kirchschlager
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Учебная литература
Год издания: 0
isbn: 9783944575087
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       KNABE VERLAG WEIMAR

       von

       MICHAEL KIRCHSCHLAGER

       für Leser ab 8 Jahre

       Was bisher geschah ...

       Nach vielen Abenteuern beschließt der Drache Emil, ein Nickerchen zu

       machen. Doch so ein Nickerchen kann bei einem Drachen Jahre dauern!

       Inzwischen zieht Landgraf Ludwig der Eiserne an der Seite Kaiser

       Rotbarts mit fast allen Rittern nach Italien. Da bietet sich end-

      lich für Herzog Heinrich den Grimmigen die lang ersehnte

       Gelegenheit, die Thüringer zu unterjochen und die lieb-

      reizende Landgräfin Jutta zu seiner Frau zu nehmen.

       Wild entschlossen belagert der grimmige Herzog

       das Schloß der schönen Landgräfin am Weißen See.

       Hart bedrängt von Heinrichs Schergen und

       zwei furchtbaren Fabeltieren – dem Adlerwolf

       Rapagon und der doppelköpfigen Riesenschlange

       Hydragona –, befinden sich Jutta und ihr

       Volk bald in größter Not. Als alle Hoffnung

       zu verfliegen droht, tritt das kleine Mädchen

       Ziegenherzchen auf und schlägt vor, den Dra-

      chen Emil zu suchen und zu wecken, denn

       nur der Drache könne das Land noch retten.

       Nach einer abenteuerlichen und gefährlichen

       Suche findet sie Emil, weckt ihn aus seinem

       Schlaf und beide machen sich auf den Weg zum

       Weißen See. Dort tobt eine erbitterte Schlacht.

       Doch mit Emils Hilfe werden der Feind und seine

       bösartigen Ungeheuer bezwungen und das Land

       befreit. Während der Sieg ausgiebig gefeiert wird,

       ist der Drache Emil jedoch traurig. Denn eigentlich

       hatte er anderes im Sinn, als zu kämpfen. Er vermisst

       seine Mama, die in einem Moor hoch oben im Norden lebt.

       Schon am folgenden Morgen bricht er auf, sie zu suchen ...

       Vom Leben in Urzeiten

       I

       n Urtagen, als die Welt entstand, entwickelte sich auch das Leben. Zuerst winzig

       klein, wuchs es riesenhaft. Am Anfang waren es Drachen, die als mächtiges Ge-

      schlecht die Erde bevölkerten. Gigantische Erddrachen lebten im Inneren unseres

       Planeten, Flugdrachen mit beeindruckenden Spannweiten kreisten in den Lüften,

       Feuerdrachen hausten in Vulkanen und Höhlen und bunte Seedrachen waren in den

       Urmeeren zu Hause. Dann kam der Mensch hinzu und mit ihm die Götter. Ihnen folgten

       Riesen, Zwerge, Trolle, Elben und viele andere wundersame Wesen.

       Anfänglich lebten alle friedlich miteinander, aber dann rissen die Menschen, von den

       Priestern ihrer Götter verleitet, die Herrschaft an sich. Sie erschlugen vor Angst die

       Riesen, stiegen vor Gier nach Gold und Erzen in die Berge hinab und vertrieben die

       Zwerge. Sie sagten, ihre Götter wollten das. Letztendlich begannen sie, die Drachen

       auszurotten. Der Drache wurde dem Bösen, dem Teufel, gleichgesetzt und überall,

       wo Recken und Ritter Drachen habhaft werden konnten, tauchten sie ihre Schwerter

       und Speere in Drachenblut. Aus diesem Grund zogen sich die Drachen allmählich in

       die abgelegensten Winkel der Erde zurück, dort, wo sie sich vor den Menschen sicher

       glaubten. Doch das Menschengeschlecht ließ nichts unversucht, die letzten Drachen

       aufzuspüren. Nur wenigen gelang es, für eine kurze Zeit sichere Zuflucht zu finden.

       Unter ihnen war auch die Feuerdrachin Lava. Gemeinsam mit ihrem Kind, dem kleinen

       Drachen Emil, lebte sie in einem finsteren Sumpf weit oben im rauen Norden. Als Emil

       größer wurde, schickte ihn seine Mutter mit einem magischen Wunsch in ein Land,

       wo es um die Drachen noch nicht so schlimm bestellt war. Dort erlebte er mannigfache

       Abenteuer und erkannte, dass es Gut und Böse gab, auch unter den Menschen.

       Doch nichts ging dem kleinen Drachen Emil, der gar nicht mehr so klein war, so häufig

       durch den Kopf wie der Gedanke an seine Mama. Schon so lange waren sie getrennt!

       Schließlich fasste er den Entschluss, sie zu suchen.

       3

       Der Findling

       Emil überflog ausgedehnte Wälder, in denen nur ab und zu Dörfer mit kleinen Obst-

      gärten und Viehherden lagen. Hügel und Berge zogen an ihm vorüber, Bäche und Flüsse

       schlängelten sich unter ihm durchs Land und auf jeder saftigen Wiese, auf der er halt

       zum Ausruhen machte, stellte er sich die Frage, wie es seiner Mama bisher ergangen

       war. Ja, würde sie ihn nach dieser langen Zeit der Trennung überhaupt erkennen?

       Nach und nach wurden die wolkenverhangenen Berge niedriger, bis sie schließlich

       ganz verschwanden. Das blattgrüne Wäldermeer verwandelte sich in eine karge,

       graubraune Landschaft.

       Unter seinen Drachenflügeln ent-

      deckte er auf einem Acker eine

       Gruppe von Menschen, die

       sich in ihrer braunen

       Kleidung kaum von

       ihrer Umgebung

       unterschieden.

       4

       Es waren Bauern, die mittels Seilen und Holzstangen versuchten, einen gewaltigen Stein

       vom Feld zu ziehen. Aber der Stein, den die Leute Findling nannten, war so schwer, dass

       er sich keinen Fuß weit bewegte.

       Emil beschloss zu helfen und landete vorsichtig ganz in der Nähe. Beim Anblick des

       Drachen erschraken die Menschen und, bis auf den Dorfältesten, liefen alle schreiend

       und kreischend weg.

       Der alte Bauer griff nach einem knotigen Buchenstock und hob ihn drohend in Richtung

       des Drachen.

       „Beim Heiligen Georg, der den Drachen erschlug, kein Stück weiter, du Bestie!“, rief er

       und fuchtelte wild mit seinem Holzstecken.

       „Fauch, schmauch, Drachenzahn, nun mal sachte“, versuchte Emil zu beschwichtigen,

       „ich wollte euch doch nur helfen. Diesen Winzling von einem Steinbrocken habe ich

       im Nu von eurem Acker geflogen.“

       Der Dorfälteste sah Emil erstaunt an.

       „Du kannst sprechen?“, fragte er mit weit aufgerissenen Augen.