KaroKrimiPreis 2009
Die besten Dreizehn
Schneeflöckchen,
Mordsglöckchen
Berliner Weihnachtskrimis
edition ♦
karoBerlin 2009
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.dnb.de abrufbar. KaroKrimiPreis 2009, Die besten Dreizehn
Schneeflöckchen, Mordsglöckchen
karo ♦
weihnachtskrimis, band 32. Auflage: Oktober 2010
© edition ♦
karo 2009im Verlag Josefine Rosalski, Berlin
1. Digitale Auflage 2012 Zeilenwert GmbH
ISBN: 9783937881898
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: tiff.any GmbH, Berlin
Fotos: XJ6652 und Lucky Dragon © www.fotolia.com
INHALT
♦ ERSTER PREIS Petra Nouns Aus Auspuffhöhe fällt ein kobaltblaues Winterlicht herab
♦ ♦ ZWEITER PREIS Reinhard Georg Starzner Leckermäulchen
♦ ♦ ♦ DRITTER PREIS Sunil Mann Gänsehaut
Katharina Joanowitsch Weiß wie Alabastergips
Lothar Berg Rohe Weihnachten
Brigitte Hähnel Rote Karte
Jürgen Rath Currywurst und Buletten
Sarah Fiona Gahlen Unter dem Weihnachtsbaum
Herbert Friedmann Drei Wünsche
Axel Bussmer Die Sache mit den Fabergé-Eiern
Susanne Rüster Kreuze im Kaffeesatz
Heidi Ramlow Punsch mit Schuss
Julia Werner Zufall hat kein Herz
Vorwort
Schokoladig süß oder schmerzhaft schaurig, voller besinnlicher Träume oder tödlicher Illusionen und manchmal alles auf einmal: so kann die Weihnachtszeit auch sein.
Mit diesem dritten Band setzen wir unsere Reihe packender, zuweilen heiterer oder nachdenklicher Berliner Weihnachtskrimis fort.
Diesmal haben wir jedoch zu einem Wettbewerb aufgerufen, dem KaroKrimiPreis 2009. Ausgewählt haben wir die besten dreizehn Krimis mit viel Lokalkolorit rund um das Schloss Charlottenburg und dem alljährlich dort stattfindenden Weihnachtsmarkt.
Alle nominierten Krimis sowie die drei Preisträger präsentieren wir Ihnen in diesem Buch.
Lassen Sie sich zur Weihnachtszeit auf Grusel, Gemeinheiten und Schauriges ein, und Sie werden Ihre Weihnachtsmarktbesuche einmal unter einem ganz anderen Licht sehen!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen wohliges Bibbern und gefährliches Schmunzeln zur Weihnachtszeit,
Ihre
Josefine Rosalski (Hrsg.)
ERSTER PREIS
Petra Nouns
Aus Auspuffhöhe fällt ein kobaltblaues Winterlicht herab
»Gut, dass ich Sie sehe!«
Frau Lautermüller steht kauend vor ihrer weit geöffneten Wohnung. Sie kaut immer, wenn Rita sie sieht. Kein Wunder, dass sie fast so breit ist wie die Türöffnung.
Der Terrazzoboden unter ihren Pantoletten ist noch feucht, und der Gestank von Meister Propper Bergfrühling strömt ins muffig klamme Treppenhaus. Auf halber Treppe aufwärts steht eine Bodenvase mit Ilex und Tanne. Daran hängen Sterne aus plissierter Goldfolie, wie auch am Türkranz von Frau Lautermüller.
»Tach«, sagt Rita, in jeder Hand eine Einkaufstüte, eine von Aldi, eine von Kaisers. Beide knittrig und blass aber noch brauchbar.
»Warten Sie, ich hab was für Sie!«, ruft Frau Lautermüller und verschwindet mit wogender Hüfte in ihrer Wohnung.
Blitzschnell stellt Rita die Tüten ab, fingert nach ihrem Schlüssel, schließt ihre Wohnungstür auf, will sie aufstoßen, um schnell zu entkommen, doch im selben Moment merkt sie, dass dies ein großer Fehler ist, einer, den sie sich nicht verzeihen wird, einer der Kardinalfehler ihres Lebens. Genau genommen, der zweite.
Schon ist Frau Lautermüller wieder da, einen Kranz mit Sternen aus plissierter Goldfolie in der Hand und diese Hand bereits auf der idealen Höhe, auf der Türkränze anzubringen sind, nämlich auf Augenhöhe. Den Schreck in den Knochen, baut Rita sich auf, holt Luft und bietet Frau Lautermüller frontal die aufgeblähte Brust. Vom Tempo und von der Bedeutung der Situation überrumpelt, ist sie außerstande, mit ihrer freien Hand den Türknauf hinter ihrem Rücken zu packen und ihre Wohnungstür wieder zuzuziehen. Ihre Finger zittern. Dass Frau Lautermüller ungefähr doppelt so viel wiegt wie sie, schätzt Rita. Es könnte passieren, dass diese Maschine von Frau sie gleich nach links abdrängt, und dann wäre es aus. Die Maschine wäre drin in Ritas Wohnung. Seit Ritas Einzug hier will sie das. Fünf Jahre ist es her. Oder Sechs? An Frau Lautermüllers ausgestrecktem Arm, vor Ritas Nase, baumelt das Ding. Die Sterne aus plissierter Goldfolie zittern im steifen Wind des in Zeit und Raum verirrten Bergfrühlings.
»Ist der nicht hübsch? Ich schenke so gern, wissen Sie!«