Seewölfe - Piraten der Weltmeere 339. John Curtis. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: John Curtis
Издательство: Bookwire
Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783954397365
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       John Curtis

Der Haß der Seminolen

      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-736-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Ben Brighton wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieß einen ellenlangen Fluch aus. Das war bei ihm reichlich ungewöhnlich und trug ihm auch sofort einen erstaunten Blick des Seewolfs ein.

      „He, Ben, was ist denn in dich gefahren?“ fragte Hasard seinen sonst so ruhigen, beherrschten Ersten Offizier.

      Wieder wischte sich Ben Brighton über die Stirn. Es herrschte eine geradezu bestialische Hitze hier unten am Südzipfel Floridas. Daran änderte auch die handige Brise nichts, die die Segel der „Isabella IX.“ füllte.

      „Wir waren am Kap der Stürme und im Reich der Mitte, wir haben die heulenden eisigen Stürme des Nordens erlebt und die ausweglose Hitze im Sargassomeer, als wir im Tang festsaßen. Aber das hier ist die Hölle. Riechst du nicht diesen verdammten Pesthauch, den uns der Wind aus den Sümpfen herüberweht?“ fragte er und fuhr sich mit der Hand zum drittenmal über die Stirn, auf der der Schweiß in dicken Tropfen stand.

      Der Seewolf schwieg. Er blickte nach Steuerbord, wo eben Shark Point aus dem Dunst auftauchte, der über der See lag und die Konturen verschwimmen ließ.

      Dann nickte er, denn Ben Brighton hatte recht. Es war ein ganz eigentümlicher Geruch, den der ablandige Wind zur „Isabella“ hinübertrug. Es roch nach Moder und Fäulnis, nach Fieber und Tod. Irgend etwas in seinem Innern signalisierte dem Seewolf Gefahr und riet ihm davon ab, in die Ponce de León Bay einzulaufen.

      Diese verdammte Quelle, von der Little Ross berichtet hatte, war das wahrscheinlich gar nicht wert – Gesundbrunnen hin, ewige Jugend her. Wenn Old O’Flynn an diesen haarsträubenden Unsinn glaubte, dann war das seine Sache. Er, der Seewolf, hielt das alles für eine Legende, bestenfalls. Und der Teufel mochte wissen, was sie an Land noch alles erwartete. Florida war ein gefährliches Fleckchen Erde.

      Aber da war auch die Tatsache, daß die Wasservorräte der „Isabella“ zur Neige gingen und diese verdammte Quelle Abhilfe schaffen konnte. Nein, schaffen mußte!

      Hasard wurde in seinen Gedanken unterbrochen.

      „Es ist sinnlos, Sir“, hörte er Ben Brighton sagen, „bei diesem ablandigen Wind den Versuch zu unternehmen, in die Bucht zu segeln. Das schaffen wir wegen der vielen Inseln nicht. Es bleibt uns also gar nichts anderes übrig, als irgendwo hier vorn in der Bucht zu ankern.“

      Der Seewolf riß sich aus seinen Gedanken.

      „Stimmt, Ben, segeln können wir nicht. Nicht bei diesem Wind, denn zum Kreuzen bleibt nicht genügend Raum. Aber hier vorn, von See her ohne weiteres zu sehen, können wir ebenfalls nicht liegenbleiben. Wir werden noch ein Stück weitersegeln und mit dem nächsten Schlag dann so weit wie möglich in die Bucht eindringen. Mit unseren Booten schleppen wir die ‚Isabella‘ dann hinter eine Insel, die uns zumindest Deckung nach außen gibt.“

      Ben starrte den Seewolf an. Dann überzog plötzlich ein Grinsen sein Gesicht, das die Sonne stark gebräunt hatte.

      „Na, das wird für die Jungs aber ein reines Vergnügen werden. Sicher hast du vor, ihnen diese Hiobsbotschaft selbst zu überbringen, oder?“

      Der Seewolf nickte.

      „Werde ich, Ben“, sagte er nur und fixierte gleichzeitig die Küste um Shark Point, die sich mehr und mehr aus dem Dunst schälte, aber den gleichen trostlosen Anblick bot wie alles andere, was sie hier sahen.

      Natürlich wußte der Seewolf, daß er bei seinen Männern keine Begeisterungsstürme ernten würde, denn das Schleppen der „Isabella“ mit den Booten war bei dieser wahnsinnigen Hitze eine Knochenarbeit. Aber das half alles nichts, sie mußten vorsichtig sein nach allem, was geschehen war.

      Hasard trat an die Schmuckbalustrade, die das Achterdeck abgrenzte. Auch ihm lief der Schweiß nur so am Körper herunter, und wieder hüllte eine Wolke von Modergeruch und Fäulnisgestank die „Isabella“ ein. Er warf einen Blick auf die Segel, dann einen weiteren in die Bucht und zur Küste.

      „Klar zum Halsen!“ befahl er dann.

      Sofort ertönte vom Deck Carberrys Donnerstimme.

      „Klar zum Halsen!“ brüllte er. „O ihr lahmarschigen Takelläuse, ihr geteerten und gefederten Bilgenratten, ihr quergestreiften Affenärsche, bewegt euch! Hurtig, hurtig, oder ich werde euch Beine machen!“

      Das Gebrüll Carberrys gehörte zum Bordleben der „Isabella“, und schon lange dachte keiner der Seewölfe mehr daran, das ernst zu nehmen. Aber es war wie das Salz in der Suppe – ohne Carberry und seine nie versiegenden Sprücheklopfereien hätte auf der „Isabella“ alles nur halb so gut funktioniert.

      Die Männer stürzten an Brassen und Schoten, während Pete Ballie, der Rudergänger, in die Speichen des Ruderrades griff.

      Die Oberkörper der Männer waren nackt und ebenfalls schweißüberströmt.

      Die „Isabella“ schwang herum, ging auf Südostkurs und gewann so die Einfahrt in die Ponce de León Bay.

      Drei Tage zuvor, aber in einer Entfernung von etwas mehr als dreihundert Meilen, ereignete sich um dieselbe Tageszeit etwas, was für die „Isabella“ und die Seewölfe noch Folgen haben sollte. Der Ort des Geschehens war die Ponce de Inlet, etwa zwölf Meilen südlich von Daytona.

      Um Mardengo, den Piraten, scharte sich nur noch ein kleines Häuflein seiner einstigen Schnapphähne. Es waren diejenigen, die die Niederlage gegen die Spanier mehr oder minder unbeschadet überlebt hatten. Die anderen hatten entweder den Tod gefunden oder waren in Gefangenschaft geraten. Letzteren drohte ein schlimmes Schicksal, denn auf sie wartete entweder die Folter, oder man schickte sie als Arbeitssklaven in die Kupfer- beziehungsweise Silberminen der südamerikanischen Besitzungen der Spanier. Und auch dort war ihnen dann keine lange Lebensspanne mehr beschieden, sondern ein qualvolles, grauenhaftes Ende.

      Mardengo wußte das alles, und wenn ihm das Schicksal seiner Spießgesellen auch ziemlich gleichgültig war, so doch nicht die Tatsache, daß seine einst so bedrohliche Streitmacht nunmehr fast zur Bedeutungslosigkeit zusammengeschrumpft war.

      In Mardengo tobte der Zorn. Denn dies alles hatte er den Spaniern, vor allem aber jenem schwarzhaarigen Bastard zu verdanken, der allmählich zu einem Alptraum für ihn zu werden begann. Doch Mardengo war nicht der Mann, der schnell aufgab. Sein Haß trieb ihn weiter. Er wollte