Silvy will die Erste sein. Marie Louise Fischer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marie Louise Fischer
Издательство: Bookwire
Серия: Die Mädchen von der Parkschule
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788711719527
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      Marie Louise Fischer

      Silvy will die Erste sein

      SAGA Egmont

      Silvy will die Erste sein

      Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof Forlag A/S

      Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, (www.marielouisefischer.de) represented by AVA international GmbH, Germany (www.ava-international.de)

      Originally published 1967 by F. Schneider, Germany

      All rights reserved

      ISBN: 9788711719527

      1. Ebook-Auflage, 2017

      Format: EPUB 3.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof und Autors nicht gestattet.

      SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com

      Die geplatzte Party

      Nach einem strengen Winter mit Eis und Schnee war der Frühling vom Süden her in die Stadt gestürmt. Ein warmer Wind hatte an Fenstern und Türen gerüttelt und den letzten grauen Schneematsch weggetaut. Er hatte die Wolken vom Himmel vertrieben, der sich jetzt wie eine blanke blaue Kuppel über den Dächern wölbte. Die Zugvögel waren heimgekehrt und zwitscherten in den Buchenbäumen hinter der Parkschule, und auf der Wiese, die allmählich Wieder grün zu werden begann, waren die Krokusse, bunt wie Ostereier, durchgebrochen.

      Der Holzstapel, auf dem die Freundinnen aus der sechsten Klasse früher so gerne gesessen hatten, war längst abgetragen und verheizt. Aber das war nicht schlimm, denn stattdessen waren viele nagelneue, knallgrün glänzende Bänke auf dem ganzen Gelände verteilt worden, auf denen man die Beine von sich strecken und sich die heiße Frühlingssonne auf die Nase brennen lassen konnte. Nur die rothaarige Olga Helwig tat das nicht, denn sie fürchtete die Sommersprossen, die sich allzu rasch auf ihrer zarten weißen Haut anzusiedeln pflegten; sie lehnte, etwas im Hintergrund, an einem Baumstamm.

      Aber die kleine Ruth, die ihr schönes blondes Haar jetzt in einer schicken glatten Innenrolle trug, die spitznasige Silvy, Katrin mit der schwarzen Mähne (und endlich statt der Skihose wieder in ihren geliebten Blue jeans) und die braunäugige, braunhaarige Leonore Müller mit dem lustigen Grübchen im Kinn hockten nebeneinander wie die Spatzen auf einer Stange, und wie die Spatzen schnatterten sie auch miteinander, während sie Körner pickten oder, richtiger gesagt, in ihre Schulbrote bissen.

      Heute war ein großer Tag, ein lang und heiß ersehnter Tag: Leonore wurde zwölf Jahre alt.

      Das allein wäre natürlich noch kein Grund zu so viel Aufregung gewesen, aber es hatte mit diesem Geburtstag noch eine besondere Bewandtnis. Leonore hatte ihren Eltern die Erlaubnis abgebettelt, eine kleine Party geben zu dürfen, keine gewöhnliche Geburtstagsfeier mit Verlosung und Blindekuh, sondern eine richtige Party mit Jungen, bei der auch getanzt werden sollte.

      Das war für die Freundinnen eine Sensation. Zwar waren die Jungen, die ihr Erscheinen zugesagt hatten, nicht gerade Traumboys, denn woher hätte Leonore die nehmen sollen? Sie hatte einfach die Jungen eingeladen, die sie kannte, und das waren erst einmal ihre beiden Zwillingsbrüder Peter und Paul, beide vierzehn Jahre alt, und dann noch Olgas Brüder Hartmut und Ulrich, fünfzehn und sechzehn Jahre, die versprochen hatten, einen Schulfreund namens Gerd mitzubringen. So war für jede der Freundinnen ein Tänzer gesichert, und das war schon viel wert.

      „Gestern abend habe ich schon mit Mutti italienischen Salat und Kanapees gemacht…“, sprudelte Leonore aufgeregt.

      Silvy fiel ihr ins Wort.

      „Ich höre immer Sofa! Wieso hast du für die Party Sofas zurechtgezimmert?“

      Katrin lachte so, daß sie fast von der Bank fiel. „Na so was! Weißt du etwa nicht, was Kanapees sind?“

      „Sofas!“ beharrte Silvy.

      Die anderen gaben durch beredtes Schweigen zu verstehen, daß sie es auch nicht besser wußten.

      „Kanapees, das sind so eine Art belegte Brote …“, versuchte Leonore zu erklären.

      „Warum nennst du sie dann nicht so?“ fragte Silvy giftig.

      „Weil es eben keine belegten Brote sind, sondern Kanapees, nicht wahr, Leonore?“ rief Katrin.

      „Und wo ist da der Unterschied?“ ließ sich nun Olga aus dem Hintergrund vernehmen.

      „Belegte Brote, das sind kräftige Dinger, Stullen, in die man hineinbeißen kann“, sagte Katrin, „aber Kanapees, das sind mehr so kleine Appetithappen, die man mit einem Biß vertilgt.“

      „Ja, das stimmt“, bestätigte Leonore.

      „Gratuliere, Katrin“, sagte Silvy, „so weise wie du wäre ich auch, wenn meine Großmutter Köchin wäre.“

      „Aber Silvy, das gehört doch nicht hierher!“ mahnte Leonore leise.

      Doch Katrin ließ sich nicht so leicht beleidigen. „Und wenn du platzt!“ rief sie. „Ja, ich weiß das von meiner Großmutter! Als wir noch bei Weikerts wohnten, hat sie soundso oft Kanapees bereitet, wenn Gäste kamen, und damit du es nur weißt: ich halte es nicht für eine Schande, wenn man für fremde Leute kocht. Das ist genauso eine Art, Geld zu verdienen, wie anderen Leuten Versicherungen anzudrehen …“

      Jetzt ging Silvy, deren Vater Versicherungskaufmann war, in die Luft. „Aber erlaube mal, das ist doch ein gewaltiger Unterschied!“

      „Wenn ihr euch auch heute nachmittag in Gegenwart der Jungen so zankt“, sagte Ruth, „werden die ja einen fabelhaften Eindruck von euch kriegen.“

      „Finde ich auch“, sagte Olga, „meine Brüder sind sowieso von der Einladung nicht gerade begeistert. Sie haben gesagt, wir wären dumme Gänse und sie kämen nur aus Gnade und Barmherzigkeit.“

      „Sie werden sich wundern, wie schick meine Party wird!“ rief Leonore. „Ich habe mir die tollsten Schallplatten zusammengeborgt, und heute früh habe ich mit Peter und Paul zusammen die Terrasse geschmückt… mit Girlanden, Luftschlangen und Lampions, das sieht ganz süß aus, sage ich euch! Geradezu romantisch!“

      „Ach, du dicke Neune!“ sagte Katrin. „Das klingt ganz so, als ob ich ein Kleid anziehen müßte.“

      „Natürlich muß du!“ rief Ruth. „Willst du etwa in Hosen tanzen?!“

      „Aber ich kann überhaupt noch nicht tanzen“, gestand Katrin.

      „Sieh mal an“, sagte Silvy, „es gibt also doch etwas, was du nicht in deinem hochherrschaftlichen Hause gelernt hast!“

      „Sogar eine ganze Menge“, gab Katrin unumwunden zu, „aber jetzt sei mal ehrlich, Silvy, kannst du denn etwa?“

      Olga enthob Silvy der Antwort. „Das kann doch jeder“, behauptete sie, „vielleicht nicht gerade die schwierigen Tänze, Walzer oder Tango, aber solche Platten wird Leonore ja hoffentlich nicht auflegen …“

      „Bestimmt nicht! Bloß Soul und Beat!“ bestätigte Leonore.

      „Na also“, rief Ruth, „danach braucht man doch bloß herumzuhopsen …“

      „Sich im entsprechenden Rhythmus zu bewegen“, verbesserte Olga.

      Katrin sprang auf und verrenkte wie ein Clown ihre Glieder. „Hopsen kann ich!“ rief sie übermütig. „Aber wie das mit dem Rhythmus ist …“

      „Um Himmels willen, benimm dich nicht wie eine Verrückte“, tadelte Silvy sie, „du wirst uns noch in Grund und Boden vor den Jungen blamieren!“

      „Ihr