Diverse
Der Handwerker und zehn andere erotische Erika Lust Geschichten
Lust
Der Handwerker und zehn andere erotische Erika Lust Geschichten Übersetzt von
Joachim Benthin Mortensen, Kirsten Evers, Rebecca Jakobi
Copyright © 2018, 2019 Diverse und LUST
All rights reserved
ISBN: 9788726150087
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.
Lieber Schwager
Nur zwei Stunden, nachdem alle Gäste zu Bett gegangen sind, wache ich in dem großen, ländlichen Ferienhaus auf. Das liegt wohl vor allem am Rotwein. Ich habe den Überblick verloren, wie viele wir sind. Die ganze Familie ist hier zum jährlichen Treffen zusammengekommen. Es gab einen Haufen Gerede, Diskussionen und Wangenküsse. Manchmal fällt es mir schwer zu glauben, dass mein Mann Joel und ich wirklich zu dieser Familie gehören. Er legt sonst eine gewisse Verschlossenheit an den Tag, vielleicht ist die aber auch erst in letzter Zeit entstanden.
Im Haus herrscht Stille. Nur Jacob und ich schlafen im Hauptgebäude. Seit mehreren Jahren schlafen Joel und ich getrennt, er schnarcht nämlich. Wir behaupten jedenfalls, dass es daran liegt. Ich bin es gewohnt, allein zu schlafen. Ich bin es auch gewohnt, lange wach zu liegen und während der Sommermonate zu Schlaflosigkeit zu neigen. Ich war schon immer ein begieriger Mensch. Besonders in diesem Sommer habe ich mich nach Berührung und Intimität gesehnt. Jacob, Joels kleiner Bruder, hat irgendetwas. Etwas Drängendes, Freches. Einen Funken, der noch nicht verglüht ist. Eine Gefahr, die er noch nicht zu zügeln gelernt hat.
Die Bettwäsche ist schwer, im Zimmer herrscht kühle Luft. Ich schalte das Nachtlicht an. Über dem Bettrand hängt ein großes Gemälde italienischer Weinberge, wie man sie bei Tag auch durch das Fenster sieht. Auf der Bettwäsche sind große Blumen abgebildet und am Fußende liegt eine dicke Decke.
Mein gepunkteter Seidenkimono liegt auf einem Lehnstuhl. Ich stehe auf und schmiege ihn um meinen Körper, knote ihn locker zusammen. Ich betrachte mich im Spiegel an der Wand. So schlimm ist es nicht. Das Band des Kimonos betont die schmale Taille über meinem kurvigen Po. Ich streiche mir das Haar aus dem Gesicht und befestige es mit einer Spange. Danach gehe ich den langen Gang entlang zur Küche. Ich stehe meistens auf, wenn ich nicht schlafen kann und trage meist nichts als den Kimono. Die dunklen Stunden lassen mich aufblühen, sie gehören ganz allein mir.
Draußen scheint der Mond hell. Auf dem Weg schalte ich das Licht an, dann auch in der Küche, bevor ich mir ein frisches Glas Rotwein einschenke. Wie der Rest des Hauses strahlt die Küche eine ländliche Idylle aus. Ich glaube, eine Tante wohnt hier. Auf einem Landsitz, der seit Generationen weitervererbt wird. Dieser Bruch mit der Stadt ist angenehm. Die Klinkersteine auf dem Boden sind immer noch warm von der Hitze, die sie den Tag über aufgesaugt haben. Ich setze mich auf einen der hohen Stühle. Meine Nägel sind wegen des Festes rot lackiert. Ich spüre die Seide auf meiner Haut. Der Wein duftet stark, als ich an ihm nippe. Da höre ich ein Poltern von der Treppe und einen Augenblick später kommt Jacob zum Vorschein. Er wirkt verschlafen, fragt, ob ich nicht schlafen kann und nickt in Richtung meines Glases. Ich lächle und erkläre, dass ich im Sommer bei Vollmond oft unter Schlaflosigkeit leide. Er lächelt, nickt, und nimmt sich auch ein Weinglas aus dem Schrank hinter mir. Er ist barfuß, trägt dunkle Jeans und ein weißes Unterhemd. Während er sich einschenkt, bewegen sich die Muskeln unter seiner goldenen Haut. Zwischen uns war schon immer eine Art Flirt am Laufen. Lange Blicke, leichte Berührungen und so weiter. Als ich im Lauf des Tages ein Bad nahm, schloss ich die Tür nicht ab und Jacob platzte herein, während ich nackt auf dem Boden stand und gerade meinen Körper eingeölt hatte. Einen Moment zögerte er, ehe er die Tür wieder schloss. Seine Wangen erröteten, als ich ihn später zum Essen traf. Gleichzeitig bekam ich Appetit auf ihn. Die Beleuchtung in der Küche ist düster. Wir stoßen an. Unsere Blicke treffen sich. Jacob hakt nach, wie es mir eigentlich geht. Er meint, bemerkt zu haben, dass sein Bruder und ich uns voneinander entfernen. Versucht er etwas aus mir herauszukitzeln? Was er bemerkt hat, stimmt. So läuft es schon seit langem. Ich antworte ausweichend. Ich habe keine Lust, über Joel und unsere Beziehungsprobleme zu reden. Stattdessen lenke ich das Gespräch auf Jacob. Er führt ein sehr aufregendes Leben und hat immer unübertreffliche Anekdoten zu erzählen. Sein breites Lächeln ist blendend weiß. Sein Haar fällt ihm ins Gesicht, wenn er gestikuliert. Dabei kommt die italienische Abstammung zum Vorschein. Unsere Knie berühren sich unter dem Tisch. Ich lasse meine Beine ein wenig auseinandergleiten. Wärme schießt in meine Wangen. Das Gespräch läuft gut. Wir leeren den Wein. Unter der Haut spüre ich mein Herz, den Kontakt zu meiner Jugend, Freiheit. Zu der Frau, die ich war, bevor ich sesshaft wurde, bevor ich an ein Dasein mit Joel gekettet wurde, das wir scheinbar allmählich beide wieder verlassen wollen.
In einem der Schränke findet Jacob ein halbes Päckchen Zigaretten und eine Schachtel Streichhölzer. Wir teilen uns eine Zigarette, obwohl keiner von uns raucht. Wir tun es, weil wir es können. Ich fühle mich geschmeichelt, jung. Plötzlich steht Jacob auf, reicht mir die Hand und bittet mich zum Tanz. Er hält mich am gestreckten Arm, zieht mich zu sich, dreht mich. Er summt ein Lied. Sonst ist niemand im Haus, also brauchen wir nicht leise zu sein. Wir lachen. Die Flammen der zwei Kerzen auf dem Tisch tanzen. Wir wirbeln umher. Der Knoten meines Seidenkimonos löst sich und im nächsten Augenblick stehe ich Jacob halbnackt gegenüber. Meine eine Brust ist entblößt. Wir starren einander intensiv an, noch immer ein wenig außer Puste. Ich decke mich nicht wieder zu. Mit zwei schnellen Schritten ist er bei mir, legt die Hände um mein Gesicht und küsst mich innig. Er lässt die Zunge meinen Hals und die Brust hinabwandern, während seine Hände meinen Rücken unter der Seide entlanggleiten. Mein Körper zittert, öffnet sich gleichzeitig. Jacob kniet nieder und dreht mich zum Küchentisch, fegt den Kimono beiseite und küsst mich auf den Hintern, während er mich mit italienischen Vokabeln umschmeichelt. Ich kann hören, wie er seinen Gürtel öffnet. Er hebt eines meiner Beine und kommt näher. In der Spiegelung in den dunklen Fenstern kann ich uns sehen. Die Grenze zwischen uns ist aufgehoben. Die Spannung gelöst. Alles geht so schnell. Zu keinem Zeitpunkt fürchte ich, dass jemand hereinkommen könne. Hinter dem, was wir jetzt tun, steckt Absicht.
Vor dem Sofa zieht Jacob sich aus, während ich mich auf das Leder lege. Sein Körper ist jung und angespannt. Sein Penis ist steif. Er legt sich auf mich, während er mir in die Augen starrt. In einer ausladenden Bewegung gleitet er hinein, während er das Gesicht in Freude und Schmerz verzieht.
Seine Laute sind jung und voller Eifer. Das schmeichelt mir, ich bin Stille gewohnt. Ich schubse ihn weg, er lehnt sich nach hinten und ich neige mich über ihn. Selbst unten ist er nicht in der Lage, seine Begeisterung zurückzuhalten. Unter mir bewegt er sich, angespannt. Unsere Körper kleben am Leder. Der Stoff knarzt. Ich schließe die Augen, spüre seinen angespannten Körper unter meinem. Seine glänzenden Augen, die mich betrachten, in mir eine erfahrene Frau sehen. Eine verbotene Begierde. Die ganze Zeit steht er kurz vor dem Orgasmus. Seine Bewegungen sind elektrisch und seine Kehle jedes Mal gespannt, wenn ich mich senke. Er greift fest nach meinen Hinterbacken und gibt sich den Bewegungen hin. Er schießt mit den Hüften aufwärts und sein Blick bleibt leer. Wieder stoppe ich ihn, indem ich meine Hände auf seine Brust lege und ihn lang und feucht küsse.
Ich erhebe mich und Jacob setzt sich auf. Ich knie vor dem Sofa zwischen seinen Beinen nieder. Ich kneife die Lippen zusammen und befeuchte sie. Jacob dreht die Tischlampe so, dass sie mein Gesicht beleuchtet. Er hält seinen Penis fest umklammert. Ich spüre seine Wärme in meinem Gesicht. Ich lehne mich ein Stück nach vorn und öffne den Mund ein wenig. Während er sich selbst berührt, schaut er mich an. Es ist auf eine Weise charmant, dass allein mein Gesicht schon dazu einlädt. Ich lasse den Mund leicht geöffnet, lege die Arme um ihn und massiere seinen Hintern. Er weiß, wo er sich anfassen muss. Ich küsse die Innenseite seiner Oberschenkel entlang. Seine Haut ist feucht. Er kommt in drei langen Stößen. Er greift nach meiner Schulter, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.