Hackschnitzel. Bernd Leix. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Bernd Leix
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783839232767
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      Bernd Leix

      Hackschnitzel

      Oskar Lindts dritter Fall

      Impressum

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      sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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      Alle Rechte vorbehalten

      3. Auflage 2013

      Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © sxc.hu

      Druck: CPI books GmbH, Leck

      Printed in Germany

      ISBN 978-3-8392-3276-7

      1

      ›Ungewöhnlich warm für die Jahreszeit‹ meldete der Wetterbericht im Radio. ›Straßencafés im Januar geöffnet‹, ›Wo bleibt nur der Winter?‹, schrieben die Tageszeitungen in ganz Süddeutschland.

      Die Silvesternacht brachte noch klirrende minus acht Grad, doch nun strömte schon seit sieben Tagen angenehm warme Luft aus Nordafrika ein.

      Die Schneedecke begann auch in den höheren Schwarzwaldlagen bedenklich zu schwinden und auf den Gesichtern der Wintersport-Organisatoren gruben sich die Sorgenfalten immer tiefer ein.

      Im Rheintal jedoch, von Basel bis Mannheim, lockte der Sonnenschein mehr und mehr Menschen ins Freie.

      Auch die drei jungen Mütter, die nebeneinander auf der Holzbank saßen und ihre spielenden Kinder beobachteten, zogen die Jacken aus und genossen im T-Shirt und mit Sonnenbrille die Wärmeperiode kurz nach Dreikönig.

      Eine Elterninitiative hatte sich mächtig ins Zeug gelegt, um den vormals recht dürftig ausgestatteten Spielplatz attraktiver zu gestalten. Ein neues Klettergerüst mit Tarzanbahn, drei zusätzliche Wipptiere, ein riesiger Sandbereich und eine farbenfroh gestrichene Schaukelanlage waren mit vielen Stunden Arbeitseinsatz und der finanziellen Unterstützung des ortsansässigen Kiesgrubenbetreibers entstanden.

      Der Oberbürgermeister von Rheinstetten, einer südlich von Karlsruhe gelegenen Zwanzigtausend-Einwohner-Stadt, hatte bei der Einweihung viele herzliche, lobende und dankende Worte für die aktiven Eltern gefunden und gleichzeitig in mitleiderregender Weise über die katastrophale Finanzsituation seiner Kommune lamentiert. Nicht einmal ein ordentlicher Spielplatz für die jüngsten Mitbürger könne finanziert werden. Umso dankbarer sei er der Elterninitiative für die geleistete Arbeit und hoffe, dass die Anlage ein vielbenutzter Treffpunkt für die Familien des ganzen Wohngebietes würde.

      »Wenigstens hält der Bauhof den Platz hier in Schuss«, meinte zufrieden eine der drei jungen Frauen, die gerade beobachtete, wie ihre siebenjährige Tochter in hohem Bogen von der Kettenschaukel flog. »Gut, dass dort alles mit frischem Häcksel-material bestreut ist. So kann sich keines der Kinder wehtun.« Sie wartete darauf, dass sich ihre Sarah-Lisa wieder aufrappeln würde.

      Stattdessen aber und zum Schrecken aller begann das Mädchen markerschütternd zu schreien und blieb stocksteif liegen. Es schien zu keiner Bewegung mehr fähig zu sein.

      Das Schlimmste vermutend und schon mit einer Hand das Handy für den Notruf aus der Hosentasche ziehend, rannte die schockierte Mutter zur Schaukel, die beiden anderen folgten ihr auf dem Fuß.

      Fest davon überzeugt, dass sich das Kind eine schwere Kopfverletzung zugezogen hätte, warf sie sich auf die Knie neben ihre Tochter, die bäuchlings vornüber im Holzhäcksel gelandet war. Ganz auf der Suche nach Blut oder anderen Verletzungsspuren bemerkte sie nur am Rande, dass die knöcheltiefe Unterlage aus Hackschnitzeln eigentlich so weich war, dass jeder Sturz gut abgefedert werden musste.

      »Sarah-Lisa, wo tut’s dir weh? Was hast du denn?«, rief die aufgeregte Mutter, nachdem sie auf den ersten Blick nichts erkennen konnte. Das Kind schrie jedoch nur noch lauter starrte wie versteinert nach vorne.

      Als die Frau dem Blick folgte und realisierte, was wenige Zentimeter vor dem Kopf des Mädchens aus dem Holzhäcksel ragte, stieß auch sie einen markerschütterten Entsetzensschrei aus und erbleichte.

      Wesentlich ruhiger ging es dagegen im Karlsruher Polizeipräsidium zu.

      »Im Herbst sterbst!« Mit diesem markigen Spruch brachte Oskar Lindt das Ergebnis der jährlichen Statistik auf einen Nenner.

      »Diesen süddeutschen Ausdruck würde aber ein Kollege aus Hamburg nur schwer verstehen«, runzelte sein Mitarbeiter Paul Wellmann die Stirn.

      »Für unseren Bericht und insbesondere für Nordlichter müssen wir das auch etwas anders formulieren. Wie wäre es denn so: ›Auffallende Häufung von Tötungsdelikten im letzten Quartal des Jahres!‹ Das begreift man wohl auch dort, wo’s nach Fisch riecht.«

      »Also bitte, Oskar, du brauchst mich nicht schon wieder daran zu erinnern, wo meine Wurzeln liegen. Schließlich lebe ich jetzt bereits über vierzig Jahre hier im sonnigen Süden«, schmollte Wellmann, aber eine gelegentliche Stichelei verzieh er gerne.

      Seit über zwei Jahrzehnten waren die beiden Hauptkommissare ein eingespieltes Team und bearbeiteten alles, was in und um Karlsruhe mit Mord und Totschlag zu tun hatte.

      Kurz nachdem der damalige Polizeipräsident die Leitung der Abteilung für Tötungsdelikte an Oskar Lindt übertragen hatte, war auch Wellmann in diese Ermittlungsgruppe versetzt worden.

      »Wenn wir mal viel Zeit haben«, sinnierte Lindt mit qualmender Pfeife im Mund, »also, wenn wir gar nicht wissen, was wir tun sollen, weil alle Fälle gelöst sind und es nur noch natürliche Todesursachen gibt, dann sollten wir doch mal zusammenzählen, wie viele gemeinsame Erfolge wir in diesen vielen Jahren vorweisen können.«

      »Ach, mir reicht eigentlich auch die Arbeit für die jährliche Statistik. Was unsere Oberen da wieder alles wissen wollen …« Wellmann raufte sich die Haare. »Unglaublich, jedes Jahr wird es mehr. Da noch eine Sonderauswertung und dort noch eine Spezialerhebung, nach Altersgruppen, Bevölkerungsschichten, Nationalitäten, Zusammenarbeit mit anderen Kripo-Abteilungen und alles noch getrennt nach Stadt- und Landkreis. Ich weiß wirklich nicht, wofür das gut sein soll. Die Presse veröffentlicht doch nur die wichtigsten Entwicklungen und der Rest unserer Arbeit verschwindet auf Nimmerwiedersehen zwischen zwei grauen Aktendeckeln.«

      »Aber Paul«, beruhigte ihn sein Kollege, »wir sind doch schon fast fertig damit und außerdem können wir dieses Mal die Besonderheit melden, dass die Tötungsfälle im letzten Viertel des vergangenen Jahres deutlich