Lass mich!. Kathrine Nedrejord. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kathrine Nedrejord
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783825162047
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      Kathrine Nedrejord

      Lass mich!

      Aus dem Norwegischen von Holger Wolandt

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      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Kapitel 24

       Kapitel 25

       Epilog

       Die Autorin

      1

      Es beginnt mit einem Augenblick, von dem du später verstehst, dass er alles verändern wird.

      Du raffst es natürlich noch nicht, denn du lebst dein Leben ohne Hintergrundmusik. Nichts deutet darauf hin, dass es jetzt spannend wird. Du holst wie immer dein Fahrrad aus der Garage und rufst deiner Mutter, die auf der Veranda Blumen umtopft, zu, dass du zum Kiosk fährst. Du wartest ihre Antwort nicht ab, schwingst dich aufs Fahrrad und radelst los. Du denkst, es ist ein ganz normaler Sonntag im September. Allerdings merkst du, dass es ein wenig wärmer ist als sonst, aber das Wetter ist schon seit Jahren recht unstabil. Das ist also nichts Neues. Nichts deutet darauf hin, dass sich etwas Ungewöhnliches anbahnt.

      Du radelst wie schon Tausende Male zuvor den Tanaelva entlang. Nirgends ein Auto in Sicht. Nach einem Kilometer geht es über die Brücke. Du holst tief Luft und schaust nicht runter, denn beim Blick aufs Wasser wurde dir immer schon schlecht. Du beschleunigst und bremst erst ab, als du dich sicher auf der anderen Seite und vor dem Kiosk befindest. Du schließt dein Fahrrad ab, weil deine Mutter dir das ausnahmslos jedes Mal einschärft und du zu denen gehörst, die ihren Müttern gehorchen. Dann betrittst du den Kiosk. Und weil du nicht weißt, dass bald etwas Ungewöhnliches geschehen wird, begibst du dich, ohne aufzublicken, direkt zu den wenigen Büchern, wegen denen du gekommen bist. Du schaust dir die Cover an und ahnst nicht, dass gleich etwas passiert, etwas, das dein Leben erfasst und so durcheinanderwirbelt, dass anschließend nichts mehr so ist wie vorher.

      Nicht mal, als eine fremde Stimme sagt –

      »Gibt es das, was du suchst?«

      – geht dir auf, was eigentlich los ist.

      Dir treten allerdings Schweißtropfen auf die Stirn, weil du nicht so gerne mit Leuten redest, die du nicht kennst. Widerwillig schaust du hoch. Du zuckst zusammen, weil du nicht den Typen vor dir siehst, der im Kiosk arbeitet, sondern ein fremdes Gesicht. Du weichst einen Schritt zurück und verschränkst die Arme.

      Der alles verändern und dein Leben auf den Kopf stellen wird – ist dieser Mensch.

      Tana ist kein großer Ort. Du – oder eigentlich ich, denn eigentlich geht es um mich – also ich kenne einen großen Teil der Leute beim Namen und den Rest vom Sehen. Im Sommer trifft man allerdings auch einige Touristen, aber die sind leicht zu erkennen. Er wirkt nicht wie ein Tourist. Er ist groß, hat halblanges Haar und seine Jeans ist enger als das, was du, also ich, sonst sehe. Seine Augen sind so hellblau, dass sie fast durchsichtig wirken. Sein hübsches Gesicht ist sonnengebräunt. Amanda sagt, dass hübsch kein richtiges Wort für Jungs ist. Mädchen sind hübsch, Jungs sind cool. Aber er hat hohe Wangenknochen, eine schmale Nase und große Lippen, er ist also fast auf eine Mädchenart hübsch, also halte ich mich an diese Wortwahl und verteidige sie in meinem Kopf. In Wirklichkeit sage ich aber nichts und starre ihn einfach nur an und schlucke.

      »Nicht?«, sagt er.

      Er lächelt und gerät damit in die Cool-Kategorie, denn das Lächeln ist nicht mehr mädchenartig. Dafür ist es viel zu selbstsicher und breit.

      »Was?«, krächze ich und räuspere mich dann.

      »Ich meine … findest du, was du suchst?«

      Ich begreife nicht, warum er mit mir spricht.

      »Weiß nicht«, antworte ich knapp und schaue wieder auf die Bücher. Er muss mich für eine andere gehalten haben, es gibt keinen Grund, warum er mit mir reden sollte. So etwas passiert sonst nur Amanda. Sie hat erzählt, dass sie in den Ferien oft irgendwelche Typen fragen, ob sie sie im Snapchat adden dürfen. Amanda bringt so was nicht in Verlegenheit, sie legt den Kopf zur Seite und antwortet etwas Charmantes. Sie ist ironisch, lustig und schlagfertig, wie unser Lehrer Ulf zu sagen pflegt. Aber ich habe kein langes, glattes und glänzend blondes Haar wie Amanda, keine langen Wimpern und auch keine hellblauen Augen. Ich habe Wuschellocken, und meine Augen sind so braun, dass sie fast schwarz wirken.

      »Ich hab dich schon mal gesehen«, sagt er jetzt.

      Ich merke, dass mein Kopf kocht. Ich muss ganz rot sein. Da begreife ich, dass etwas Außergewöhnliches im Gang sein muss. Im Übrigen ist das falsch. Zu diesem Zeitpunkt bin ich so gestresst und nervös, dass ich mich nicht mehr auf die Titel der Bücher konzentrieren