Mords-Töwerland. Angela Eßer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Angela Eßer
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Триллеры
Год издания: 0
isbn: 9783839268384
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      ANGELA Eßer (Hrsg.)

      Mords-Töwerland

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Tatort Töwerland Auf Juist gibt es jede Menge Wind, Meer und Sand. Idylle pur. Weit und breit keine Autos, nur Fahrräder und Pferdekutschen, die gemächlich durch die Straßen der wunderschönen Nordseeinsel fahren. Und hier sollen sich Verbrechen ereignen? Unmöglich! Doch achtzehn Krimiautorinnen und -autoren haben sich auf Töwerland umgesehen und dabei Erstaunliches aufgedeckt. Warum droht ein Mann im »Lütje Teehuus« mit Pistole? Wieso ist der Geschäftsführer der Sparkasse so verzweifelt? Und welche Verbrechen geschehen am Schiffchenteich? Folgen Sie uns auf die andere, die dunkle Seite der Insel und Sie werden feststellen, dass Sie mit den Autorinnen und Autoren etwas gemeinsam haben. Die Liebe zu einer wunderbaren und vollkommen friedlichen Insel – Juist eben.

      Mit Beiträgen von Christina Bacher, Jürgen Ehlers, Angela Eßer, Anja Feldhorst, Christiane Franke, Peter Godazgar, Carsten S. Henn, Susanne Kliem, Tatjana Kruse, Gunnar Kunz, Sandra Lüpkes, Gisa Pauly, Elke Pistor, Till Raether, Su Turhan, Regula Venske und Jan Zweyer.

      Angela Eßer wurde in Krefeld geboren und studierte Theaterwissenschaft in München. Sie ist Autorin, Herausgeberin, Initiatorin von »Bloody Cover« und veranstaltet Krimi-Kochkurse. Zudem ist sie Mitveranstalterin von »SKRIVA – literatur werkstatt köln« und dem »Barcamp Literatur München«. www.angelaesser.de

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      Alle Rechte vorbehalten

      1. Auflage 2020

      Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © Leinemeister / shutterstock.com

      ISBN 978-3-8392-6838-4

      Vorrede

      Juist ist nicht nur wunderschön, sondern auch inspirierend kriminell. Die Geschichten dieser Anthologie sind ein eindeutiger Beweis dafür und für Sie eine spannende kriminelle Unterhaltung.

      Die Insel bedankt sich bei den Autorinnen und Autoren und wünscht Ihnen eine kurzweilige Unterhaltung.

      Thomas Vodde

      Stellvertretender Bürgermeister und Marketingleiter von Juist

      Juist sehen und sterben

      Su Turhan

      In dieser Sturmnacht im Februar flackerte der Vollmond wie ein Filmprojektor. Einem Zelluloidstreifen gleich zogen Wolkenberge und Regenzüge an dem Himmelskörper vorüber. Statt einem Knattern begleiteten Donnerschläge und Blitztiraden den Auswurf fahler Strahlen. Doch das Mondlicht fiel auf keine Filmkulisse. Es beleuchtete ein Schnellboot, das, von wütenden Wellen getragen, den Strand erreichte. Sieben erschöpfte Gestalten in Kampfmontur mitsamt ihrem Anführer sprangen aus dem Boot. Knapp waren sie dem Tod auf hoher See entronnen. Zornig und rau war das Meer mit ihnen umgegangen. Wetter und Seegang standen im Bund mit denen, die ihnen auf den Fersen waren. Wie die Technik. Ein Motorschaden hatte ihren Fluchtplan durchkreuzt. Es war ihnen unmöglich gewesen, die Jacht, die sie nach Holland bringen sollte, zu erreichen.

      »Weg mit dem Boot!«, schrie der Anführer gegen den Sturm.

      Die Männer mobilisierten die letzten Kräfte und zogen das Boot auf das offene Meer zurück. Zwei rannten mit Gewehren im Anschlag zur Düne, um die Aktion abzusichern. Der Anführer folgte ihnen und warf sich in den Sand. »Macht mir das ab, schnell«, raunzte er die zwei Frauen an.

      Die eine, groß und kräftig, mit braunen Haaren, die unter der hochgezogenen Sturmhaube hervorlugten, griff zur Zange in der Seitentasche. Ratsch. Ratsch. Das Plastik der Handfesseln war entzwei. Er rieb sich die geröteten Handgelenke.

      »Wie heißt du?«, fragte er sie.

      »Wie willst du denn, dass ich heiße?«, entgegnete sie mit holländischem Akzent. Regentropfen massierten ihre vor Kälte gestrafften Wangen. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg.

      Er überlegte, wie er sie nennen könnte.

      Seinen Namen wusste jeder, der mit ihm im Boot beinahe ertrunken wäre. Doch er kannte niemanden von der angeheuerten Crew. Da packte ihn die andere Frau, weniger kräftig, dafür sportlich und drahtig, und zog ihn mit sich.

      »Wir sollten hier weg«, sagte sie und blickte dabei auf die Karte auf dem Tablet, das sie aus dem wasserfesten Rucksack geholt hatte. »Ein Stück weiter vorne ist ein Aufgang.«

      Die Truppe stampfte los und erreichte den Strandweg, der zu einer asphaltierten Straße führte.

      Plötzlich, auf Kommando der Sportlichen, warfen sie sich allesamt auf den nach Salz und Muscheln riechenden Sandstrand. Sie klappte das Nachtsichtgerät herunter, um ein Licht in der Ferne in Augenschein zu nehmen.

      »Ein Mann mit Taschenlampe auf neun Uhr! Um die 50, 1,80 etwa. Unbewaffnet, so weit ich das bei dem Scheißwetter sehen kann.« Sie duckte sich tiefer. »Er kommt auf uns zu.« Dann zischte sie: »In Deckung, a cubierto, rápido!«

      Die Frauen und Männer kauerten sich zusammen und lauschten dem tosenden Unwetter. Die Wellen waren zornig und uneinsichtig. Ununterbrochen versuchten sie, dem Meeresbecken zu entfliehen.

      Der Mann mit Taschenlampe legte eine Pause im Kampf gegen die Naturgewalten ein. Er holte Atem und schob sein Gefährt gegen den Sturm. Zwei Schritte später zog ein schwarzer, großer Fleck, der auf den Wellen tänzelte, seine Aufmerksamkeit auf sich. Vermutlich Strandgut, freute er sich. Er ließ Fahrrad samt Bollerwagen zurück und kämpfte sich gegen den Peitschregen aus flüssigen Pfeilen über den Strandweg. Die tänzelnden Konturen auf dem Meer formten sich zu einem Umriss. Ein schnittiges Motorboot erkannte er und blickte sich um. Da war niemand in der stürmischen Nacht. Niemand, außer der dunklen, menschengroßen Seeschlange, die von der Düne her auf ihn zuschlängelte. Starr vor Schreck vergaß er zu atmen. Der Fluchtinstinkt verweigerte ihm den Dienst. Er bemerkte nicht, wie sich jemand in Kampfmontur von hinten näherte. Spürte nur, wie ihm plötzlich der Mund zugehalten wurde und die Schneide eines Messers seinen Hals berührte.

      Unfähig, etwas von sich zu geben, schluckte er und ließ sich