Eine redhouse/Putzas Produktion:
Jan Putzas
»Milch oder Tee zum Frühstück?«
»Ein Glas Wein bitte.«
Eine Aufregung
Zu diesem Buch
Jan Putzas als Betrachter seines Daseins und seiner Umgebung: alltägliche Situationen, kuriose Ereignisse, familiäre Zusammenkünfte, freundschaftliche Unternehmungen. Ständig kommt es zu Begegnungen, über die man sich freut oder sich bissige Kommentare verkneift, um der Etikette Genüge zu tun. Die Geschichte von einem, der ausspricht, was in ihm lodert – weil es oft besser ist, die Gedanken kundzutun, selbst wenn sie nicht immer »très chic« sind - und die Story vom schreibenden Schrauber, der loszog, um Autor zu werden.
Der Autor
Jan Putzas, 1975 in Lutherstadt Eisleben geboren, ist gelernter Kfz-Techniker-Meister, unterrichtet an einer Berufsschule und arbeitet als Fernsehmoderator. Er publiziert seit 2013 humoristische Belletristik und ist Mitbegründer des 2018 ins Leben gerufenen Literaturwettbewerbs Karoline von Humboldt. 2020 gründete Putzas den redhouse verlag. Vorliegendes Werk ist die vierte Buchveröffentlichung des Autors.
Jan Putzas
»Milch oder Tee zum Frühstück?«
»Ein Glas Wein bitte.«
Eine Aufregung
© 2020 redhouse verlag
Autor: Jan Putzas
Covermotiv: Heike Wolff
Lektorat: Dana Zimmer; Carina Putzas
Verlag: redhouse, Hettstedt
ISBN: 978-3-9821875-0-1
Druck und Verarbeitung: tredition GmbH, Hamburg
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt:
Vorspann! Kaffee- und Sushihausgeschwätz
1. Weisheiten eines Prachtkerls
2. Künstler, Stümper und Lattenroste
3. Fußballexperten und der Schwarze Weihnachtsmann
4. Raclette mit Karate-Olga
5. Hausmeister-Diktator
6. Komische Leute und deren Berufe
7. Die Arroganz des Handwerks, alter Adel und neue Präsidenten
8. Geheimagenten meiner Cousine
9. Kurti und die Roten Bullen
10. Models und Rim-Jobber
11. Superhelden und Serienschrott
12. Überbezahlte Coaches und inflationäre Advokaten
13. Moskau Metro und Leute mit Schlüpfern im Gesicht
14. Verwechslungen und Despoten
15. Stinker, Geruchlose, Gläubige und Ungläubige
16. Fairs-Messen
17. Hochaffine Schlussthemen, die zur Verbesserung der neuronalen Plastizität führen
Abspann! Flugzeug- und Sofageplapper
Quellenverzeichnis
Demnächst im redhouse verlag: »Aus dem Tagebuch eines schwererziehbaren Erziehers« von Ralf Gertke
Leseprobe: »Beim ersten Mal tut´s immer weh.« von Dana Zimmer
Vorspann! Kaffee- und Sushihausgeschwätz
»Also Moskau, Russland, finde ich voll super«, stelle ich fest, während ich mit einer Furikake Salmon Rolle kämpfe, die partout nicht zwischen meinen Stäbchen hängenbleiben will. Virtuose, der ich bin, benutze ich eines der Hölzer als Speer, bringe das Essen zur Strecke und schleudere es mir in den Mund.
Es ist irgendein Samstagabend im Frühjahr 2019 und meine Frau, meine Schwester und ich sitzen in der Händelstadt Halle im Restaurant Sakura und stopfen delikate Sushikreationen in uns hinein. Junior verbringt das Wochenende bei meinen Eltern, wir haben also frei und meine Schwester ist zu Besuch bei uns. Deswegen habe ich die beiden, spendabel wie ich bin, kurzerhand zum Essen eingeladen. Na ja, außerdem wollte ich mit dem neuen BMW übers Land jagen, den ich mir von den fetten Tantiemen meines letzten Buches gekauft habe. Haha schön wär´s. Eigentlich ist das Auto ein 18 Jahre alter Garagenfund, der von seinen Vorbesitzern nur selten bewegt wurde, deswegen relativ wenig Kilometer auf der Uhr hat und ich ihn, Vorsicht, jetzt kommt ein Klischee der Kategorie abgedroschen, wie die Witze eines grottigen Dorfschallplattenunterhalters: »Wie aus dem Ei gepellt!«, vorfand. Und weil meine ach so immense Schriftstellernebenkohle nicht ausreichte, schoss die zugeneigte Schwester einen Teil des Kaufpreises zu. Egal, das Essen im Sakura ist wirklich gut.
»Ja, mir gefällt es in Moskau auch«, erwidert meine Schwester und nippt anschließend an ihrem Wein.
Nachdem sie die letzten paar Jahre in Duschanbe, der Hauptstadt von Tadschikistan, zubrachte, steht nun Moskau auf dem Plan, wo sie mittlerweile schon sechs Monate lebt und wir sie dort auch schon besucht haben.
Man fragt sich vielleicht, was sie um Himmels willen in Tadschikistan getrieben hat. Einer Gegend, die bei den Investoren noch hinter Somalia angesiedelt ist und man als Europäer, nördlich der Linie, zwangsläufig denkt: Tiefer geht es nicht!
Doch, geht es. Tja, ich habe keine Ahnung, was sie genau in Tadschikistan veranstaltet hat, irgendetwas für das Auswärtige Amt. Vermutlich war sie Auftragsmörderin oder so.
»Nach Moskau wolltest du doch sowieso, oder nicht?«, fragt meine Frau als Nächstes.
»Ja, stand damals ganz oben auf meiner Liste. War aber dieses Mal eine kurze Liste. Lediglich fünf Städte«
»Weshalb eigentlich nur so wenige?«, frage ich. »Bist Du negativ aufgefallen, oder was?«
»Na klar«, entgegnet meine Schwester. »Was denn sonst?«
»Zieh ihm doch einfach ein paar rein, wenn er dir auf die Nerven geht«, schlägt meine holde Gattin vor und klimpert dabei angriffslustig mit ihren Stäbchen vor meiner Nase herum. Als sie mit ihrem Ausdruckstanz fertig ist, spitze ich die Lippen und gebe ihr einen Kuss.
»Die Liste war deshalb nur kurz«, fährt meine Schwester fort, »weil dieses Mal Stellen für mich und Malvin gefunden werden mussten.«
»Ach so, stimmt ja«, sage ich. »Du warst ja nicht allein.«
Malvin war damals der Lebenspartner meiner Schwester und Chefhausmeister im Amt. Oder die »Technische Leiterplatte«, wie der ein oder andere ihn zu nennen pflegte.
»Was stand eigentlich alles auf der Liste?«, frage ich weiter.
»Moskau, Kiew, Sarajevo, Kosovo und Jerewan«, zählt meine Schwester auf.
»Jerusalem. Cool«, sage ich.
»Nicht Jerusalem«, korrigiert sie. »Jerewan.«
»Na ist das nicht das Gleiche?«, frage ich. »Nur in einer anderen Ausdrucksweise? So wie Paris und Parie oder London und Landon oder Moskau und Moskwa oder Helbra und Hälwer.«
»Nein«, widersetzt sich jetzt meine Frau dieser Theorie. »Jerusalem ist in Israel und Jerewan ist, glaube ich, die Hauptstadt von Armenien.«
»Echt?«, frage ich