Wanderfieber. Christian Zimmermann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christian Zimmermann
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783347009370
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      Christian Zimmermann

      3392 Kilometer zu Fuss

      von Flumenthal nach Moskau

      4 240 000 Schritte

      30 000 Höhenmeter

      3392 Kilometer

      111 Marschtage

      8 Länder

      4 Zeitzonen

      3 Paar Socken

      1 Einkaufswagen

      Wanderfieber, 3392 Kilometer zu Fuss von Flumenthal nach Moskau.

      Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen

      des auszugsweisen Abdrucks und der elektronischen Wiedergabe.

      © 2020 Global AV-Produktionen GmbH, www.dieweltentdecker.ch

      Korrektorat: Ursula Wanner, Käthi Zimmermann

      Text und Fotos: Christian Zimmermann

      Verlag: Tredition GmbH, Halenreie 40-44, D-22359 Hamburg

      ISBN Paperback: 978-3-347-00935-6

      ISBN Hardcover: 978-3-347-00936-3

      ISBN E-Book: 978-3-347-00937-0

       Der Autor

      Christian Zimmermann, geboren 1968 in der Schweiz, erlernte den Beruf des Landschaftsgärtners. Nach einigen Jahren Erfahrung in der grünen Branche, zog es ihn mit der Kamera in die weite Welt und er konnte sein Hobby zum Beruf machen.

      Seit 1994 ist er selbstständiger Reisefotograf, Vortragsreferent und Autor.

      2016 startete er zum ersten Mal zu einer Wanderung mit seinem treuen Einkaufswagen. Auf diesem Trip durchquerte er zu Fuss den gesamten australischen Kontinent. Über dieses grandiose Abenteuer schrieb Christian Zimmermann bereits das Buch «TransAustralia».

      «Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt.»

      Laozi, chinesischer Philosoph,6. Jahrhundert v. Chr.

       Wie es zu dieser Reise kam

      Als Fotograf und Vortragsreferent reise ich viel. Die letzten 15 Jahre war ich mehrheitlich in Europa unterwegs, meistens ziemlich konventionell mit Flugzeug und Mietwagen. So entstand der Wunsch, einmal wieder etwas Aussergewöhnliches zu erleben. Es musste ein Trip sein, bei dem ich mich mit eigener Muskelkraft von A nach B fortbewege. Ich erinnere mich gerne an solche Abenteuer: Zum Beispiel 1993, als mein Bruder Andreas und ich in 80 Tagen mit dem Kanu den gesamten Yukon River befuhren. 3200 km paddelten wir gemeinsam durch das wilde Kanada und Alaska. Alles, was wir zum Leben benötigten, bunkerten wir in unserer schwimmenden Nussschale. Oder die Fahrradtour 1997 durch Australien: Da strampelte ich nahezu 10 000 km auf meinem Drahtesel ab und erlebte Unglaubliches. Das gemächliche Tempo machten solche Trips zu sehr intensiven Erlebnissen. Diese bleibenden und positiven Erinnerungen inspirierten mich zu einer etwas besonderen Reise. Mit dem eher skurrilen Projekt «TransAustralia, 3059 km zu Fuss mit dem Einkaufswagen durch Down Under», wurde 2016 aus dieser Inspiration endlich Wirklichkeit. Da der letzte Aufenthalt in Australien schon zwei Jahrzehnte zurücklag, stand der Rote Kontinent ganz zuoberst auf der Wunschliste. Bereits dreimal erkundete ich dieses phänomenale Land: Einmal mit einem alten und pannenanfälligen Auto, das zweite Mal, wie erwähnt, mit dem Fahrrad und auf der letzten Reise war ich mit einem zuverlässigen Allradfahrzeug unterwegs. Deshalb blieb mir bei meinem vierten Trip beinahe nichts anderes übrig, als eine Tour zu Fuss zu planen.

      Ich gab mir vier Monate Zeit, fing zu rechnen an und kam auf eine Gesamtdistanz von 3000 km. 30 km pro Tag zurückzulegen, traute ich mir zu und so sollte es möglich sein, Ruhe- und Reservetage eingerechnet, pünktlich für den Rückflug das Ziel, Adelaide, zu erreichen.

      In meinem Bekanntenkreis wurde ich für verrückt erklärt. Niemand glaubte mir, dass ich diese wahnwitzige Idee durchziehen würde: «Das ist viel zu weit, zu gefährlich, zu heiss und überall lauern doch diese giftigen Tiere …» Ich liess mich aber von meinem Traum nicht abbringen. Stur verfolgte ich den krassen Plan. Bei der Recherche meiner persönlichen Expedition stiess ich unweigerlich auf den berühmten Stuart Highway. Diese Strasse verbindet Darwin im Norden, mit Port Augusta, respektive Adelaide im Süden des Lands. Der Gedanke, einen ganzen Kontinent zu durchwandern, beflügelte mich zusätzlich. Aber wie kann ich bis zu 30 Liter Trinkwasser, Proviant für jeweils zehn Tage und die vollständige Camping- und Fotoausrüstung transportieren? Ein Rucksack kam da definitiv nicht in Frage – viel zu schwer! Ich wälzte unzählige Ideen und verwarf sie wieder, bis plötzlich mein Bruder Andreas mit dem glorreichen Einfall kam: «Nimm doch einen Einkaufswagen, da hast du garantiert genügend Stauraum und du kannst diese fahrbaren Untersätze überall für einen Franken mieten …» Ich war so begeistert von dieser eigentlich ziemlich absurden Idee, dass ich mich spontan entschloss, es genauso zu machen!

      In Australien angekommen, besorgte ich mir einen Einkaufswagen. Nach einem kleinen Umbau machte ich mich auf, das Land der Aussies ganz allein und auf Schusters Rappen zu durchqueren. Nach zwei Wochen wurde ich in der Ortschaft Katherine von der berühmten «School of the Air» eingeladen. Diese Schule unterrichtet übers Internet Kinder auf abgelegenen Farmen. Bei diesem ungewöhnlichen Schulbesuch erzählte ich den Kids von meinem Alltag und was ich alles schon erlebte. Am Schluss erwähnte ich, dass mein Einkaufswagen noch namenlos sei. Nach einer zehnminütigen Diskussion kam unerwartet ein Vorschlag, der mich vom Sockel riss: «Mrs. Molly the shopping trolley», einfach grandios, nicht nur, weil es sich so schön reimt! Und ich hatte es ja geahnt, dass mein Wägelchen weiblich ist. Wir trafen sehr viele Menschen, die fast nicht glauben konnten, was sie da sahen. Mitten in der Wüste kam ihnen, wohl wie eine Fata Morgana, ein bärtiger Mann mit einem «shopping trolley» entgegen. So entstand auch schnell mein eigener Spitzname: «The Trolley Man». Auf diese Weise durchquerte ich also mit Mrs. Molly in 105 Tagen den ganzen Kontinent und wir überstanden gemeinsam unzählige Abenteuer. Vielleicht tönt es ein bisschen seltsam, aber ich baute in dieser Zeit eine innige Beziehung zu meiner rollenden Dame auf. Nicht nur aus diesem Grund konnte ich sie nach Abschluss der Reise in Australien zurücklassen. Völlig begeistert von dieser Reiseform, nahmen nämlich schon einige verrückte Ideen für weitere Einkaufswagen-Abenteuer Gestalt an! Deswegen wurde Mrs. Molly, unter Mithilfe von Freunden, in Adelaide eingeschifft. Sie schipperte in gut drei Monaten über Singapur bis nach Hamburg und kam anschliessend per Lastwagen in die heimatliche Schweiz. Danach fing ein unmöglicher Mailverkehr mit der Schweizer Firma an, die sich mit der Einfuhr beschäftigte. Nach einem schon fast lachhaften helvetisch-bürokratischen Aufwand konnte ich meine weitgereiste Lady im Zollfreilager abholen. Auf einer Palette aufgebockt und mit dünnem Plastik umwickelt, wurde mir Mrs. Molly nach ihrer mehrwöchigen Odyssee doch noch übergeben. In meinem Buch «TransAustralia» ist die vollständige Story der gesamten Reise detailliert nachlesbar.

      Zuhause war Molly für kurze Zeit die Attraktion. Meine Freunde wollten sie begutachten und nicht wenige drehten eine Proberunde. Wenn es die Möglichkeit gab, durfte mich mein Einkaufswagen auch zu diversen Events begleiten. Verschiedene Male nahm ich sie anlässlich der Live-Reportage «TransAustralia» mit auf Tournee oder sie konnte an einer viertägigen Messe als attraktiver Büchertisch herhalten. Zumindest bildete ich mir ein, dass Mrs. Molly diese besonderen Ausflüge immer sehr genoss.

      An einem kalten Herbsttag gingen wir sogar auf eine Wanderung. Gemeinsam mit drei Freunden spazierten wir gemütlich über 7 km zu einem Wirtshaus. Es versteht sich von selbst, dass nicht nur ich mit einem Einkaufswagen unterwegs war. Meine Begleiter «mieteten» ihre Exemplare bei einer bekannten Supermarktkette. Vor dem Abmarsch deckten wir uns mit überlebenswichtigem Proviant, sprich Bier und salzigen Snacks ein. Unsere kleine und aussergewöhnliche Karawane sorgte für ziemlich viel Aufsehen. Nach einem herrlichen Gaumenschmaus, inklusive Wein und Schnaps, ging es auf demselben Weg zurück. Böse Zungen behaupten noch immer, dass wir auf dem