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       Johannes Kornacher

      Holundersaft und Honigbrote

      Opas Briefe ans ungeborene Enkelkind

       Mit Zeichnungen von Matthias Kahl

      Orginalausgabe Juli 2020

      Copyright © 2020 Johannes Kornacher, 79787 Lauchringen

      Herausgeber: edition jokmedia – www.jokmedia.de

      Lektorat & Satz: clou.dtp Claudia Mahmoud, Lindau

      Illustrationen: Matthias Kahl, Kiel – www.matthiaskahl.net

      Verlag und Druck: tredition, Halenreie 40–44, 22359 Hamburg

      ISBN: 978-3-347-10058-9 Hardcover

      ISBN: 978-3-347-10057-2 Paperback

      ISBN: 978-3-347-10059-6 e-Book

      Alle Rechte vorbehalten. Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      Leni gewidmet. Und meiner Mutter: Ihr verdanke ich vieles, auch dass ich schreibe. Sie hätte eine Gaudi, wüsste sie, ihr Sohn sei jetzt Grossvater. Päuli – merci und viele liebe Grüsse!

       Wie dieses Buch entstand

      Beinahe wäre es gar nicht entstanden. Das Manuskript war zügig hingeschrieben, um dann in einer Schublade zu verschwinden. Mit all den Fragen zu Konzept, Stil und überhaupt: die Selbstzweifel. Der Unwille, die Komfortzone zu verlassen. Alles erst mal weglegen. Das kann sehr lange dauern, oder ewig.

      Dann kommt Corona. Keine Aufträge. Quarantäne. Bald sind die angefangenen Texte wieder auf dem Tisch. Die Pause tat gut: Jetzt ist klar, wohin es gehen soll, und wie. Plötzlich wieder Nachtschichten, Wochenendarbeit. Am Ende des Lockdowns ist der Text fertig. Der Zeichner legt schon beim ersten Lesen los. Zuerst die Hauptfigur entwickeln, da noch die Nase ein bisschen so und die Haare anders. In die Geschichten eintauchen und mal sehen, was aus dem Stift kommt.

      Inzwischen gehen die Texte durchs Lektorat. Kritische Fragen, Kopfschütteln, Ergänzen, für Stringenz sorgen, streichen – «kill your darlings», ein gnadenloser Reinigungsprozess. Und wie nennen wir ihn nun: Opa, Grossvater oder Nonno? Der Titel: zu langweilig. Und so weiter.

      Jetzt ist alles fertig: Opas Briefe. Während er dem Kind noch die Welt erklärt, denken wir schon weiter: mehr Briefe von Opa. Denn wie spannnend wird es erst, wenn das Kind dem Opa die Welt erklärt. Darauf freuen wir uns schon alle!

      Inhalt

      Prolog: Grossväter haben mehr Spass

      Wenn du krank bist, komm ich dich besuchen

      Man sieht nix oder zu 80 Prozent kein Bub

      Wer dich trösten darf, hat’s gut

      Sonnenbrillen für Säuglinge!

      Die besten Orte sind die Eisdielen

      Willst du mal so wie Pippi werden?

      Nimm dich vor den Männern in Acht!

      Wenn dir mal langweilig ist

      Was du alles brauchst im Leben

      Als mich deine Mutter zu Tränen rührte

      Das mintfarbene Velo

      Termine sind nur unverbindliche Hinweise

      Epilog: Hallo Leni!

      Prolog: Grossväter haben mehr Spass

      Es ist ein emotionaler Vorgang, Grossvater (italienisch: nonno) zu werden. Man tut nichts dazu. Steht ein bisschen abseits, und ist dennoch beteiligt. Bereitet sich auf seine Rolle vor, wenn das Interesse da ist, eine zu spielen. Viele Männer tun das. Andere jammern, jetzt würden sie endgültig alt. Tatsächlich sind sie es dann schon lange. Könnte ja auch eine Chance sein, weiterzukommen. Die Entwicklung der Persönlichkeit ist doch erst zu Ende, wenn das Leben vorbei ist. Entwicklung durch Neugestaltung, aber auch durch Rückschau: aufs eigene Leben, die Kindheit und die Beziehungen, die einen beeinflusst haben.

      Grossvater sein ist Chance für das Kind, dem eine enge Beziehung zu den Grosseltern guttut. Es ist auch Chance für sich selbst, noch einmal eine wichtige Bezugsfigur zu werden für den kleinen Menschen. Aktive Grossväter gestalten die Beziehung zu den eigenen Kindern und für die Familie weiterhin mit. Grossvater sein heisst, seine soziale Bedeutung zu leben. Die braucht jeder Mensch.

      Der Gerontologe Eckart Hammer spricht in seinem Buch «Grossvater sein» von den vier L des Grossvaters: Das Lernen, also neugierig zu bleiben wie ein Kind. Das Laufen, die Bewegung, für die Enkel ebenfalls sorgen. Die Liebe, damit sind soziale Beziehungen gemeint: Gut eingebundene Menschen leben besser und länger. Und das vierte L steht für das Lachen, Spass zu haben mit den Kindern.

      Großväter sind ganz wichtige Partner für die Kinder, sagt Hammer, gerade in unserer feminisierten Erziehungswelt. Kindergärten und Schulen sind vorwiegend weibliches Terrain. Väter arbeiten meist auch heute noch viel mehr als die Mütter. Umso wichtiger sind Grossväter als männliche Bezugspersonen für Kinder.

      Wenn du krank bist, komm ich dich besuchen

      Liebes Dölfinchen

      Weisst du eigentlich, warum du Dölfine heisst? Keine Sorge, es ist nur ein Arbeitstitel. Ich weiss, das klingt etwas respektlos: Arbeitstitel. Erwachsene sind manchmal so. Ist nicht persönlich gemeint. Entschuldige! Zum Ausgleich gibt es dann ein tolles Gelato, wenn du gross bist, versprochen. Dazu hoffe ich natürlich, der Begriff Arbeitstitel sei für deine Eltern nur eine Metapher und deine Entstehung hatte mit Arbeit nix zu tun. Das ist jetzt ironisch gemeint. Ja, ich weiss, das darf man mit Kindern nicht, ironisch sein, weil sie das verunsichert. Kinder brauchen klare Ansagen! Doch eines Tages wirst du verstehen, was ich damit meine. Vielleicht früher, als deinen Eltern lieb ist. Aber das ist jetzt eine andere Geschichte.

       Erst mal Spekulationsobjekt

      Jedenfalls scheint es so gewesen zu sein, dass man in den ersten Monaten deines Daseins davon ausging, du könntest ein Bub sein. Wieder mal typisch! Warum um alles in der Welt soll ein Embryo ein Bub sein? Natürlich ist es so, dass alle Buben einmal ein Embryo waren. Bei manchen Männern weiss man das ein bisschen genauer als bei anderen. Aber der Umkehrschluss ist doch irgendwie lächerlich. Nun ja, von mir hat deine Mutter das jedenfalls nicht. Doch weil sie es sagte, dachte ich, nach zwei Töchtern kommt jetzt das erste Enkelkind und das ist männlich.

      Also nannten sie dich erst mal Adolf, vulgo Dölf. Es war natürlich ein Witz. Aber auch so eine Art Warnung an uns, sie könnten dir einen dieser wunderbaren Bubennamen wie Kevin, Gerome oder Gangsta verpassen. Inzwischen wissen wir, du bist ein Mädel, drum heisst du jetzt, provisorisch, Dölfine. Deine Eltern haben schon längst einen richtigen Namen für dich, aber sie verraten ihn nicht. Diese Geheimnistuerei!

      Damals jedoch gefiel mir die Idee, du könntest ein Bub sein. Das könnte lustig werden, dachte ich. Da kann man, so unter Männern, eine Menge zusammen erleben. Mir fiel mein eigener Grossvater ein. Ich weiss noch genau, wie er im Sommer, als ich fünf war, mit mir im roten Schienenbus an den kleinen Weiher fuhr. Dort brachte er mir das Schwimmen bei. Also nicht gleich beim ersten Mal, trotz meines unbestrittenen Talents, aber beim dritten oder vierten Mal konnte ichs. Nach dem Schwimmen gabs ein Butterbrot und einen Apfel aus dem Rucksack. Zu trinken hat mir meine Grossmutter nichts eingepackt.