F&%K THE CRISIS. Fox Hardegger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Fox Hardegger
Издательство: Readbox publishing GmbH
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783347138711
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       Für meine Tochter Jenny

      Fox Hardegger

       F&%K THE CRISIS

       Aufstehen – Staub aus den Kleidern klopfen - weitergehen

       IMPRESSUM

      Dieses Buch wurde geschrieben von Fox Hardegger in Zusammenarbeit mit Franziska K. Müller. Sie ist mehrfache Bestseller Autorin und schreibt Bücher zu spannenden Geschichten des Lebens. Mehr Info zu Franziska K. Müller unter: www.privatbiografie.ch

      Dieses Buch basiert auf den Erlebnissen des Autors. Zum Schutz der Persönlichkeitsrechte und zur Anpassung der romanhaften Erzählung wurden einige Namen und Handlungen angepasst oder geändert.

      © Alle Rechte vorbehalten, einschliesslich derjenigen des auszugsweisen Abdruckes und der elektronischen Wiedergabe.

      © Fox Hardegger

      Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie, 40-44, 22359 Hamburg

ISBN:
978-3-347-13869-8(Paperback)
978-3-347-13870-4(Hardcover)
978-3-347-13871-1(e-Book)

      Auflage 2020 als Roman in tredition.de

      Neustart

      Meine Firma Dragon Line Ltd., war hinter Holcim und Nestle die drittgrösste Schweizer Firma in Vietnam. Wir produzierten pro Jahr über dreitausend Schiffscontainer Blumentöpfe und Terrakotta-Ware, also unglasierte keramische Produkte und Erzeugnisse aus gebranntem Ton, die nach Europa und USA exportiert wurden. Ich beschäftigte über zweitausend Mitarbeiter in der Produktion und mehr als zweihundert Angestellte allein im Management und der Administration. Verschiedene Produktionsstätten und eine Logistik, die in der Hochsaison rund um die Uhr einen Sattelschlepper nach dem anderen abgefertigte, gehörten zu diesem Business dazu, dass mein früh verstorbener Vater aufgebaut hatte. Fünf Jahre lang hatte ich diese grosse Firma erfolgreich geführt und sowohl Umsatz wie auch Ertrag signifikant gesteigert. Nach der Finanzkrise, die am 15. September 2008 mit dem Crash des amerikanischen Finanzinstituts, Lehmann Brothers, begann und auch meine Firma in den Abgrund riss, versuchte ich die Füsse wieder auf den Boden zu bringen, verbrachte sinnlose Zeit in Australien, wollte eigentlich in die Schweiz zurückkehren, blieb in Singapur hängen. Ein sicherer Ort, um mit einem Kind zu leben. Investorenfreundlich. Und vor allem würden die immer heissen Temperaturen dazu führen, dass meine Geschäftsidee, italienische Eiscreme unter das asiatische Volk zu bringen, bestens funktioniert.

      Und nun stand ich in dieser Produktionsküche, allein und verzweifelt und denke kurz zurück, was mich den hierhergebracht hat. Die Masse läuft über den Tisch. Sie rinnt. Sie tropft. Sie klebt. Das süsse Gemisch landet auf dem Boden, hinterlässt dort eine unappetitlich aussehende Pfütze. Die Maschine gibt alarmierende Töne von sich – als wüsste sie, dass sie selbst und ich in Not sind. Verärgert versuche ich Marios Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Er sitzt mit einem chinesischen Kunden telefonierend im Büro. Meist schlecht gelaunt und wild gestikulierend möchte man mit diesem Italiener eigentlich nichts zu tun haben. Es geht leider nicht anders: italienische Gelato-Meister, die fliessend chinesisch sprechen, sind in Singapur Mangelware. Seit über fünf Jahren lebt er hier und bietet – sehr erfolgreich – professionelle Schulungen im Bereich der italienischen Eiscrème-Herstellung an. Die dazugehörige Infrastruktur, die er auch mir teuer verkauft hat, scheint allerdings nicht oder falsch zu funktionieren. Obwohl ihm das ohrenbetäubende Gepiepse der Anlage nicht entgangen sein konnte, ignoriert er mich weiterhin konsequent.

      Damals – im Sommer 2011 – stand viel auf dem Spiel: In der nächsten halben Stunde erwartete ich das hochkarätige Team von CapitalLand zu einer Degustation jener Glacé-Sorten, die den Erfolg meiner neuen Existenz – «Gelateria Italia» – begründen sollten. CapitalLand ist in Singapur unter anderem im Besitz von hundert Einkaufszentren. Die Macht des Konsortiums ist allumfassend, denn diese Herren entscheiden, ob und wo genau Gastrobetriebe und der Detailhandel Verkaufsflächen erhalten. Zeigt der Daumen nach unten, stehen die Chancen für eine Geschäftsidee von Anfang an schlecht.

      Dazu muss man wissen: Ohne gigantische Malls läuft in dieser Megacity nichts. In den klimatisierten Shopping-Welten spielt sich das ganze Leben ab. Angenehme Musik, Entertainment und viele Einkaufsmöglichkeiten sorgen jeden Tag für Heerscharen von Besuchern. Es sind sichere, vergnügliche und oft exklusive Orte. Taufen, Geburtstage und Pensionierungen werden in Singapur im Shopping-Zentrum gefeiert und natürlich führt auch der sonntägliche Ausflug nicht in die freie Natur hinaus. Sondern in eine Mall. Mit dem Künstlichen eher vertraut als mit der Natur, bevorzugen viele City-Bewohner die artifiziell angelegten Grünanlagen in den Einkaufszentren, denn dort sind keine Insekten zu befürchten und die Temperaturen bleiben beständig kühl.

      Grosse Teile des Insel- und Stadtstaats südlich von Malaysia präsentieren sich wie ein grosses Disneyland und je länger ich dort gelebt habe, desto stärker erinnerte mich Singapur an den Film «Truman Show»: Ein Proband wird unwissentlich in eine künstliche Welt versetzt, worauf sein dortiges Leben ohne sein Wissen und über viele Jahre hinweg zu einer Reality-Show verfilmt wird. Doch dann fährt er mit einem Schiff über einen kleinen See, meint den Horizont zu sehen, fährt in die Weite des Meeres hinein und stösst unvermittelt an eine Wand. Sie ist aus bemaltem Papier, durch den Riss hindurch sind Filmrequisiten zu sehen. Die Zuschauer verfolgen diese Existenz, in der jeder manipulierte Schritt dem Filmskript folgt, mit Interesse und gemischten Gefühlen und während ich darauf wartete, dass mir Mario endlich zu Hilfe eilt, dachte ich weiter über diese Stadt, aber auch über das Schicksal nach, das mich und meine kleine Familie per Zufall hierhergeführt hat.

      Nachdem ich in der Vergangenheit Millionen verdient hatte, hiess es nun kleine Brötchen backen und dementsprechend viel stand an diesem Tag in der Schulungsküche des Italieners auf dem Spiel. Um die Entscheidungsträger von CapitalLand zu diesem Besuch zu bewegen, hatte ich viel Zeit investiert. Die Konkurrenz war riesig, andere Bewerber standen Schlange vor ihren Büros. Die besten Standorte in den Malls sind heiss begehrt. Was ich auch wusste: Es ist fast unmöglich eine erstklassige Location anzumieten, wenn man nicht bereits ein erfolgreiches Ladengeschäft präsentieren kann. Aber es ist fast unmöglich ein erfolgreiches Ladengeschäft auf die Beine zu stellen, wenn dieses nicht optimal platziert ist.

      In dieser ungemütlichen Position befand ich mich zu diesem Zeitpunkt und hatte somit kein «Proof of Concept», also keinen Beweis dafür, dass meine Geschäftsidee nicht mehr war als die kühne Fantasie eines Träumers. In dieser Zeit fühlte ich mich manchmal wie ein Bettler und am Tag, als das Team die Zusage zur Degustation meiner Produkte gab, natürlich wie ein König.

      Wichtig, eigentlich überlebenswichtig also waren die bevorstehenden Stunden. Die Schulungsräume des Italieners sollten bei den Entscheidungsträgern den Eindruck erwecken, dass es sich um meine Produktion handelt. Eine solche wollte ich erst aufbauen, wenn ich die Zusage für ein Geschäft erhalten hatte. Ich rechnete mir eine 50-prozentige Chance aus, dass es funktionieren könnte, denn: Ich bin ein guter Verkäufer und war felsenfest von meiner Geschäftsidee überzeugt, die ich über Monate hinweg entwickelt hatte. Natürlich war ich an diesem Tag wie unter Strom und bald auch gereizt, dass Mario meine Hilflosigkeit auszunutzen schien.

      Im Verlauf meines turbulenten Lebens hatte ich die verschiedensten Persönlichkeiten kenngelernt. Heute kann ich Menschen gut einschätzen und weiss mit ihnen umzugehen, sodass die Kontakte in den meisten Fällen gut und harmonisch verlaufen, die Ziele erreicht werden können, ohne dass man sich bis auf das Blut bekriegen und hassen muss. In diesem Vermögen, so glaube ich, liegt ein Erfolgsgeheimnis. Denn ohne andere Menschen können auch die pfiffigsten Köpfe nicht reüssieren und die Erkenntnis, dass der Umgang auch in turbulenten Zeiten respektvoll bleiben muss, halte ich heute für mehr als wichtig. Doch bei Mario hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Mehr als einmal hatte ich mich bereits gefragt, ob er ein Genie ist oder einfach nur ein Idiot? Meine zahlreichen Aufforderungen die komplexe Einführung zu einem frühen Zeitpunkt durchzuführen, waren in den vergangenen Wochen auf taube Ohren gestossen.

      Nun