Familie Dr. Norden Classic 42 – Arztroman. Patricia Vandenberg. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Серия: Familie Dr. Norden Classic
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740964665
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ection> Familie Dr. Norden Classic – 42 –

      Dr. Norden freute sich, wenn Laura Lanzing ihn besuchte, wenn ihr auch selten etwas fehlte, aber wenn sie einen besonderen Traum gehabt hatte, mußte sie ihm diesen sofort erzählen. Das war schon in ihrer Kindheit so gewesen, und sie hatte es beibehalten, weil Dr. Norden der einzige war, der ihr zuhörte und sich nicht lustig über sie machte. Ihm wurden allerdings auch nur die Träume erzählt, die ihr zu schaffen machten, während man sich bei den vielen anderen, die schon ein Buch füllen konnten, fragen mußte, ob es nicht einfach nur Phantasiegeschichten waren. Man konnte sich nicht vorstellen, daß man etwas so deutlich träumen und dann auch noch nach dem Erwachen behalten konnte.

      Fee Norden träumte auch sehr intensiv, schreckte manchmal mit einem Schrei empor und schlug auch schon mal um sich, aber wenn sie erwachte, war alles nur schemenhaft vorhanden oder gar schon vergessen. Darüber hatten Daniel und sie sich oft unterhalten, weil auch Fee ihre Zweifel hatte, daß Laura tatsächlich soviel und so bildhaft träumen konnte, daß das Geschehen wie ein Film ablief.

      An diesem Tag kam Laura nicht leichtfüßig und fröhlich hereingewirbelt, sondern ganz langsam mit sehr nachdenklicher Miene und sah auch ziemlich blaß aus.

      »Ich hatte einen ganz scheußlichen Traum, Onkel Doc«, sagte sie tonlos. Sie hatte ihn als Kind so genannt und es dann scherzhaft weiterhin so gehandhabt.

      Dr. Norden hatte nichts dagegen. In seinen Augen war sie immer noch ein verspieltes Kind, wenn sie mittlerweile auch fast zwanzig Jahre jung war.

      »Dann erzähl mal, Laura«, forderte er sie mit einem väterlichen Lächeln auf.

      Sie sah ihn an, und in ihren Augen war ein Ausdruck, der ihm zu denken gab. Sie schien tatsächlich Angst zu haben.

      »Es ist so: Nächste Woche ist Premiere von dem Film, den wir im Herbst abgedreht haben. Meine Rolle ist zwar nicht groß, aber sie hat mir gefallen und ich habe sie gern gespielt. Die Premiere ist erst am Dienstag, und ich habe ganz deutlich geträumt, was da abläuft. Zuerst hat sich der Regisseur mit der Hauptdarstellerin gestritten, weil er mir eine größere Rolle versprochen hat, dann bin ich weggelaufen und jemand ist mir gefolgt und hat mich überfallen. Im letzten Augenblick ist mir Bobby zu Hilfe gekommen und hat mich gerettet. Aber es war so schrecklich, daß ich wirklich Angst habe.«

      »Wer ist Bobby?« fragte Dr. Norden.

      »Ein Jungschauspieler wie ich, aber er hat schon wichtigere Rollen bekommen. Ich mag ihn eigentlich nicht besonders, aber jetzt bin ich ihm doch dankbar, daß er mir geholfen hat.«

      »War er denn zufällig zur Stelle?«

      »Ja, rein zufällig. Es ist mir wirklich so, als hätte ich das richtig erlebt. Manchmal habe ich ja Träume erzählt, die nicht so deutlich waren, das gebe ich zu, aber dieser war ganz realistisch.«

      »Dann schreib ihn auf, und ich bewahre ihn für dich auf, Laura. Vielleicht können wir dann nach der Premiere beide sagen, daß Träume doch nur Schäume sind.«

      »Diesmal wäre ich darüber wirklich froh. Wenn ich das zu Hause erzähle, sagt Maren wieder, daß ich spinne. Sie ist ja so gehässig. Der Traum, daß Papa sie heiratet ist auch in Erfüllung gegangen. Ich habe gewußt, daß sie mich rausekeln wird.« Sie legte ihren hübschen Kopf zurück. »Ich werde nach New York auf die Schauspielschule gehen«, sagte sie kategorisch. »Ich brauche von Papa kein Geld, das habe ich mir selbst verdient, und das stinkt Maren am meisten.«

      Jetzt siegte wieder ihr jugendlicher Elan, und ihre Augen blitzten.

      »Du bist also fest entschlossen, Laura«, sagte Dr. Norden abwägend. »Sieh es aber realistisch. Illusionen werden schnell entzaubert.«

      »Ich weiß, daß ich nur dann ganz nach oben komme, wenn ich die richtige Ausbildung habe. Ich bin kritisch und weiß, daß mir noch viel fehlt. Wenn ich die anderen Möchtegernstars anschaue, dann weiß ich auch, daß sie schnell weg sind vom Fenster. Mir macht das Filmen wirklich Spaß, und ich bin auch froh, daß ich gut verdiene. Ich sehe es jedoch nicht durch eine rosa Brille.«

      »Das ist vernünftig. Wann soll es losgehen, Laura?«

      »Ende August.«

      »Dann werde ich dich ja noch öfter sehen. Aber wie ich schon sagte, überlege es dir gut.«

      »Mach ich. Ich habe ja noch ein paar Wochen Drehtermine, außerdem auch Fototermine. Da kann ich auch ganz gut verdienen. Mir ist es wichtig, daß ich unabhängig von Papa bin.«

      Daniel Norden wußte, daß dies Paul Lanzing überhaupt nicht paßte. Er meinte, daß es seinem Image schaden würde, denn er war ein reicher und prominenter Mann.

      Manchmal kam ihm doch der Gedanke, daß das für Maren ausschlaggebend gewesen war. Laura hatte es ihm schon deutlich ins Gesicht gesagt.

      *

      Im Hause Lanzing herrschte eine gespannte Atmosphäre, und das nicht erst neuerdings. An diesem Tag hatte Maren jedoch völlig die Beherrschung verloren, weil auf dem Titelbild einer Illustrierten ein sehr gelungenes Foto von Laura war.

      »Schau dir das an«, empfing sie ihren Mann mit schriller Stimme. »Deine Tochter schämt sich nicht, dafür zu posieren.«

      Paul Lanzing hatte die Zeitung schon gesehen und ein paar Komplimente über seine schöne Tochter bekommen.

      »Sie hat sich nicht entblößt«, sagte er spöttisch. »Du bist wohl neidisch, weil du nie auf einem Titelfoto warst.«

      Es kam ihm einfach so über die Lippen, und da er mit seinen Bekannten ein paar Gläschen getrunken hatte, überlegte er auch nicht lange. Er hatte es einfach satt, daß sie ständig auf Laura loshackte.

      »So darfst du mir nicht kommen, so nicht!« schrie sie ihn an. »Ich habe deinetwegen auf meine Karriere verzichtet und brauche mir das nicht sagen zu lassen.«

      »Deine Karriere war längst im Eimer, mach nicht so ein Theater, Maren. Es bringt dir auch nichts, wenn du dein Gift auf Laura versprühst. Sie geht ihren Weg, auch ohne meine Hilfe. Wenn du mir und ihr einen Gefallen tun willst, damit das Leben in meinem Haus nicht unerträglich wird, dann unterlaß deine Bosheiten. Ich meine es ernst.«

      Sie starrte ihn an und biß sich auf die Lippe, aber sie sagte kein Wort mehr und rauschte hinaus.

      »Bekomme ich einen Tee, oder muß ich den auch außerhalb trinken?« rief er ihr nach.

      Sie kam dann aber tatsächlich nach zehn Minuten mit dem Servierwagen, den sie zu seinem Sessel schob.

      »Ich habe gedacht, es würde dir nicht gefallen, daß sich Laura so in der Öffentlichkeit präsentiert«, lenkte sie ein.

      »Jetzt gewöhne ich mich daran, daß man mich um meine Tochter beneidet. Es gibt genug Väter, die nur Sorgen mit ihren Kindern haben und von ihnen nur ausgenommen werden. Mir ist es nicht recht, daß sie sich aus dem Haus gedrängt fühlt, das schließlich einmal ihr gehören wird.«

      Marens Gesicht verzerrte sich. Das war sehr deutlich, aber sie beherrschte sich jetzt. Sie wollte es nicht auf die Spitze treiben und ihr schönes sorgloses Leben aufs Spiel setzen.

      »Verdient sie denn eigentlich genug, um sich schon ganz auf eigene Füße zu stellen?« fragte sie. »Ich habe keine Ahnung, was heute für Gagen gezahlt werden.«

      »Jedenfalls will sie kein Geld von mir«, erwiderte er. »Mir ist es auch viel wichtiger, daß sie sich mir nicht ganz entfremdet, da du es nicht verstanden hast, einen freundschaftlichen Kontakt zu ihr herzustellen. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie du getönt hast, ihr eine mütterliche Freundin sein zu wollen. Das war ja wohl nichts.«

      »Das lag nicht an mir. Sie hat es dir nicht verziehen, daß du wieder geheiratet hast.«

      »Daß ich dich geheiratet habe, solltest du sagen. Sie hatte sich eine andere Frau an meiner Seite gewünscht.«

      »Etwa diese spießige Rosemarie?« Sie begann zu trällern: »Rosemarie, Rosemarie, sieben Jahre mein Herz nach dir schrie«, und kicherte albern.

      Das jedoch sollte sie gleich bereuen. »Halt den Mund, geh mir aus den Augen!« schrie er sie an. »Was zuviel ist, ist zuviel.«

      Sie