Die Taube auf dem Dach. Dagmar Gaßdorf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dagmar Gaßdorf
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783837523232
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      Dagmar Gaßdorf

       Die Taube auf dem Dach

      Roman

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

      in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

      Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

       Impressum

      1. Auflage April 2020

      Umschlaggestaltung: Ina Zimmermann

      Lektorat: Stefanie Döring, Hans-Joachim Pagel

      Satz und Gestaltung: Achim Nöllenheidt

      Umschlagbild: Jochen Renz, Essen

      Birkstraße 10, 25917 Leck

      ISBN 978-3-8375-2220-4

      eISBN 978-3-8375-2323-2

      © Klartext Verlag, Essen 2020

      Alle Rechte der Verbreitung, einschließlich der Bearbeitung für Film, Funk, Fernsehen, CD-ROM, der Übersetzung, Fotokopie und des auszugsweisen Nachdrucks und Gebrauchs im In- und Ausland sind geschützt.

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       Für Phoebe

      Inhalt

       Die Kommunion

       Schillers Schule

       Der Freund

       Das Studium

       Die eigene Wohnung

       Splendid isolation

       Die Gelbsucht

       Osterglocken

       Der weiße Sarg

       Der Bruch

       Neuland

       Jordbær med Fløde

       Stoff geben

       Die Koffer

       Die Überraschung

       Angekommen

       Blau

       Die Ochsentour

       Start up

       Zum Vergnügen

       Erfolg

       Die weiße Villa

       Auszeit

       Millennium

       Fürs Leben

       Intensiv

       Danke

       Das Weite

       Der Sturz

       Neues Leben

       Nachwort

      Menschen hören nicht auf, Träume zu

      verfolgen, weil sie alt werden; sie werden

      alt, weil sie aufhören, Träume zu verfolgen.

       Gabriel García Márquez

      Die Kommunion

      „Ich krieg ein Perlo-Pettiko.“ Es gibt Sätze, die lange vergangene Szenarien auf einen Schlag lebendig werden lassen. Für Barbara war dies so ein Satz. Die Erinnerung an ihn war verbunden mit der sich leicht überschlagenden Stimme von Monika, die von ihrem Kleid für ein Ereignis sprach, das sie ihre „Kommion“ nannte, das aber offiziell „Erste Heilige Kommunion“ hieß. Monika wohnte in einem der hölzernen Behelfshäuser am Weg zur gemeinsamen Volksschule. Warum die Siedlung „Bukowina“ genannt wurde, wusste Barbara nicht; aber sie freute sich über dieses erstaunlich melodische Wort für ein Ambiente, in dem ein Kamm mit Haaren auf dem Esstisch lag.

      Ihr eigener Vorname gefiel Barbara nicht sonderlich. Gegen die Heilige der Bergleute konnte man zwar prinzipiell nichts haben, nachdem einer ihrer Großväter „unter Tage“ gewesen war; aber die banale Phonetik musste man nicht mögen. Wenn irgendwo auf der Welt ein Kind seine ersten Wörter brabbelt, klingt das immer wie mama oder baba oder so ähnlich. Die Bildung von Verschlusslauten mit beiden Lippen, die beim Öffnen nach dem Saugen an der Brust fast automatisch einer Art „a“ Platz machten, war vermutlich die simpelste aller Lautbildungen.

      Barbara hatte einen Sinn für so etwas, und es wundert einen nicht, mit welchem Vergnügen sie später lernen sollte, dass es genau diese Lippen-Verschlusslaute sind, die in allen Sprachen der Welt vorkommen und von allen Kindern als erste gelernt werden und die allen Menschen, die ihre Sprache verlieren, als letzte verbleiben.

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      Der Bergbau-Opa, der in seinem Leben vermutlich am wenigsten damit gehadert hatte, wie er getauft worden war, Hinrich nämlich, war aus dem hohen Norden an die Ruhr gekommen: aus Husum. Innerhalb der westfälisch-katholischen Verwandtschaft war er vermutlich der einzige, dem die Heilige Barbara und alle anderen Heiligen und die gesamte praktizierte Frömmigkeit egal waren. Zur Kirche ging er jedenfalls nicht. Ob die Urgroßmutter, die nach den Erzählungen von Barbaras Mutter einen Hausaltar in ihrem Schlafzimmer hatte, an dem