Siegfried simulieren. Nina Ender. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Nina Ender
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783961194834
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      Siegfried simulieren

      Ein Personenkreis der anderen Art

       FELIX BLOCH ERBEN

      Verlag für Bühne, Film und Funk

      Inhaltsverzeichnis

       Title Page

       Personenverzeichnis

       1 / DARMDRACHENZÜCHTER (ALBERICHS ERBEN)

       Chor der Darmbakterien I – Der Nibelungenhort

       2 / DER RAUCHRITTER

       Chor der Darmbakterien II – Siegfrieds verletzliche Stelle

       3 / IM KÖNIGREICH DER WÖRTER (DIE HÜTERINNEN DER SIEBENSPRACHIGEN)

       4 / DAS METALLMÄDCHEN

       Chor der Darmbakterien III – Hagens planendes Schützen und Rüsten

       5 / DAS WUSCHELTIERMÜTTERLEIN

       6 / DER EINHORNCLOWN

       7 / IN DER DRACHENHÖHLE (DIE BÄRTIGE PRINZESSIN, DER ZWEIKÖPFIGE FEUERDRACHE UND SEIN KNAPPE MIT TARNKAPPE)

       Chor der Darmbakterien IV – Der Widerstreit der beiden Prinzipien:

       8 / DIE TRÄNENTÖTERIN

       9 / THEO

       Über die Autorin

       Über das Stück

       Impressum

      Juniorprofessoren (Forschungsteam)

      TÜV-Prüfer

      Theo, ein kleiner Junge

      Junge Mutter, Theos Mutter

      Kindergarten Gründerinnen

      Programmiererin

      Junge Ärztin (Frau Doktor Hagen)

      Grundschullehrer/in (Frau/Herr Großfuß)

      Showmasterin

      Assistent des schizophrenen Feuerspuckers

      Schizophrener Feuerspucker (Sebastian Weinberger)

      Chor der Darmbakterien

      Sowie: Probanden, Passanten, Showpublikum, Kammerzofen, Eltern beim Elternabend …

      Besetzung variabel.

      Junge, aufstrebende Juniorprofessoren treten mit Maus in einem Käfig unterm Arm vor den Vorhang, lassen ihre Blicke kurz übers Publikum schweifen.

      Unter den Zuschauern sind der TÜV-Prüfer, die Kindergarten Gründerinnen, die Programmiererin, die junge Mutter, Grundschullehrer/in Goss-Fuß, die Showmasterin sowie der schizophrene Feuerspucker und sein Assistent …

      Das Forschungsteam setzt zu sprechen an:

      JUNIORPROFESSOREN

      Verehrtes Publikum.

      Im Theater ist es immer ein schlechtes Zeichen, wenn vor der Vorstellung jemand vors Publikum tritt.

      Bestimmt fragen Sie sich jetzt, was ist passiert.

      Funktioniert ein Scheinwerfer nicht, lässt sich die Drehbühne nicht in Bewegung setzen?

      Bekommen wir unser Geld zurück und werden nach Hause geschickt?

      Die kleine Welt, die hier allabendlich erzeugt wird, ist so fragil, dass es schnell geht, dass sie ins Wanken gerät, genau wie das Leben selbst, von dem sie erzählt.

      Zwar verfolgt das hier Dargebotene einem genauen Ablauf nach Plan, eine schlüssige Fassung, wie sie das Leben nie bieten kann, will insofern nicht das Leben selbst sein, sondern nur ein Abbild davon, doch ist es keine konservierte Zeit, es ist immer noch ein lebendiges Bild, es treten junge Menschen vor Sie hin, die in jedem Moment des Spieles auch ihr Leben leben. Genau wie Sie selbst –

      Sie haben eine Zeit gemeinsam verbracht, etwas erlebt, sich etwas er-lebt!

      So kann das Leben natürlich auch hier drinnen, trotz Bemühen sich abzusichern, Feuerwehrmänner in die Ecken zu setzen, die Fenster zu verhängen, die Welt und ihre Unabwägbarkeiten auszusperren, allem Ausgedachten jeden Augenblick einen Strich durch die Rechnung machen –

      (Ein kleiner Schauspieler streckt seinen Kopf durch den Spalt im Vorhang.)

      Wenn beispielsweise jenem hier jetzt dieser Scheinwerfer dort auf den Kopf fällt, weil sich just die Halterung gelöst hat, dann ist das was anderes, als wenn etwa im Kino die Glühbirne des Projektors platzt und das Gesicht auf der Leinwand auslöscht.

      Eben diese ineinandergreifenden Ebenen, ein Abbild davon und zugleich das Leben selbst zu sein, das ist es, was die Zusammenarbeit mit dem Theater für unser Institut so interessant macht.

      Sie ahnen es schon, der Abend kann gleich wie geplant losgehen, keine Panne ist passiert, die uns dazu führt, hier zu Ihnen zu sprechen.

      Ich darf Sie, was das angeht, nicht nur beruhigen, im Gegenteil, sogar beglückwünschen:

      Mit dem Kauf einer Eintrittskarte für diese Aufführung haben Sie sich qualifiziert, an unserem neuen Forschungsprojekt teilzunehmen!

      Wie Sie wissen, steht und fällt der Erfolg jedes wissenschaftlichen Forschens mit der Auswahl der Stichprobe!

      Es ist deshalb ein besonderer Glücksfall, hier mit dem Publikum einen überschaubaren Pool an potenziellen Probanden versammelt zu haben. Einerseits zufällig zusammengemixt, zum andern verbunden durch ein thematisches und theatrales Interesse, das Sie zum Besuch dieser Vorstellung bewog. Es zeugt genau von dem Grad an gesundem Bauchgefühl und geistiger Erregtheit, den wir für unsere Studie suchen.

      Sie alle, wie Sie hier sitzen, erfüllen somit perfekt die Kriterien, an unserem Forschungsprojekt teilzunehmen!

      Und zwar: unabhängig von Ihrem Aussehen (Blick zu einer Person), Ihren Leistungen (Blick zu einer Person), Ihrem Geld (Blick zu einer Person).

      Unser Interesse gilt: Ihrer Scheiße.

      Lachen Sie jetzt nicht.

      Ihr Stuhl ist genau der Grund, warum wir hier sind.

      Sie glauben mir nicht?

      Dann will ich es Ihnen beweisen:

      Haben Sie einen keimfreien Darm?

      Nein. Das will ich wohl meinen.

      Aber sehen Sie sich diese Maus an. Sieht sie glücklich aus?

      Sitzt einsam im Eck. Interessiert sich nicht für ihre