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Bettina Fahrenbach Classic – 5 –

      Es war ein ausgesprochen diesiger Morgen, an dem es der Sonne einfach nicht gelingen wollte, die graue Wolkendecke zu durchbrechen. Doch das tat der guten Laune der beiden jungen Frauen keinen Abbruch, die gerade das exklusive Brautmodengeschäft betraten.

      Sofort kam eine dezent gekleidete Verkäuferin mittleren Alters auf sie zu.

      »Guten Morgen, meine Damen. Was kann ich für Sie tun?«

      »Wir hätten gern ein Brautkleid.«

      Lindes Stimme klang aufgeregt, und ihrem leicht geröteten Gesicht sah man diese Aufregung auch an.

      Aber war das nicht normal, wenn man das Kleid für seine eigene Hochzeit kaufen wollte, dem schönsten Tag im Leben einer Frau?

      »Ich nehme an, das Kleid soll für Sie sein?«

      Die Verkäuferin hatte das sofort erkannt.

      Linde nickte begeistert.

      »Und haben Sie schon eine Vorstellung?« erkundigte sich die Verkäuferin.

      Linde warf einen unsicheren Blick zu ihrer Freundin Bettina, die sich bislang dezent im Hintergrund gehalten hatte.

      »Vielleicht können Sie uns etwas zeigen?« schlug Bettina vor. Wenn die Frau erfahren war, und danach sah sie durchaus aus, würde sie das Passende für Linde finden. »Und wir können uns unabhängig davon auch ein wenig umsehen.«

      »Aber gern. Schauen Sie sich in aller Ruhe um, und lassen Sie sich nicht von den Größen irritieren. Wir haben von jedem Modell jeweils nur ein Kleid in den Regalen, aber in unserem Lager haben wir die anderen Größen oder wir können sie bei unseren Lieferanten bestellen. Ich selbst suche schon mal das heraus, von dem ich glaube, daß es für Sie passend sein könnte.« Sie warf Linde einen abschätzenden Blick zu. »Ich denke, Sie haben Größe 40?«

      Linde war verblüfft. Wie hatte die Frau das so ohne weiteres erkennen können?

      »Ja, ich bin nicht die Schlankeste.«

      »Aber meine Dame, ich bitte Sie, Größe 40 ist doch keine Übergröße. Außerdem sind Sie sehr groß und wirken dadurch noch schlanker.«

      »Tja, aber ich hab eine ganz schöne Oberweite.«

      Die Verkäuferin lachte.

      »Seien Sie doch froh darum. Bei Ihnen ist alles echt, was sich so manche Frauen für viel Geld aufpolstern lassen.«

      Bettina hatte derweil angefangen, sich die Kleider anzusehen. Aber die, die sie bislang durchblättert hatte, waren für ihre Freundin nicht geeignet. Sie waren sehr hübsch, aber viel Tüll und viele Glitzersteinchen paßten nicht zu Linde.

      »Hast du schon etwas gefunden?«

      Linde hatte sich zu ihr gesellt.

      »Bislang nicht, aber wir sind ja erst am Anfang, die Auswahl ist riesig. Wir werden schon das Passende finden, da habe ich überhaupt keine Sorge.«

      Irgendwie beneidete Bettina ihre Freundin, die in wenigen Wochen den Mann ihrer Liebe heiraten würde.

      Wie schön wäre es, wenn sie das Hochzeitskleid für sich aussuchen könnte, für ihre Trauung mit Thomas. Aber daran war ja noch lange nicht zu denken. Sie konnte sich glücklich schätzen, daß er in vielleicht zwei Wochen aus Amerika zu ihr kommen würde. Das war ja schon ein Geschenk.

      Sie hielt inne.

      »Linde, schau mal, wie findest du das? Das könnte doch angezogen ganz hübsch aussehen?«

      Sie zog ein cremefarbenes schlichtes Corsagenkleid heraus, dessen leicht gebauschter Rock tulpenförmig geschnitten war.

      »Das gefällt mir, ist es in meiner Größe da? Dann nehmen wir es.«

      Bettina mußte lachen.

      »He, mache es dir nicht so einfach. Wir gucken weiter, und dann sehen wir auch, was die Verkäuferin für dich herausgesucht hat. Und dann können wir auch nach dem Kleid für die standesamtliche Trauung schauen. Ich kann mir gut vorstellen, daß wir hier etwas Passendes finden werden, ich guck auch gleich für mich, als Trauzeugin muß ich schließlich auch gut aussehen.«

      Bettina hängte das Kleid auf eine kleine Absortierstange, dann schauten sie weiter und fanden noch drei Kleider, die auch infrage kamen.

      Die Verkäuferin hatte fünf Kleider für Linde herausgesucht, die auch sehr gut aussahen.

      »Und das alles soll ich anprobieren«, stöhnte Linde, aber das war nur so dahergesagt, sie freute sich auf die Anprobe.

      Es waren schließlich drei Kleider, die in die engere Auswahl kamen, das cremefarbene, das Bettina gleich am Anfang herausgesucht hatte, ein champagnerfarbenes, sehr raffiniert geschnittenes Seidenkleid und ein Kleid in gebrochenem Weiß aus Wildseide mit einem engen Oberteil, einem kleinen Ausschnitt und angedeuteten Ärmeln. Der Rock war weit, fiel aber durch das schwere Material sehr schön, der Rücken war, wie bei einer Corsage, mit Seidenbändern geschnürt.

      Die Auswahl fiel wirklich schwer.

      Aber dann entschieden sie sich für das Wildseidenkleid.

      Auch die Verkäuferin war der Meinung, daß ein Schleier nicht zu Linde paßte, die ins Haar gesteckten Blumen fand sie zu lieblich und hatte die Idee, auf eine Spange, die Lindes Haare seitlich zurückhalten sollte, kleine Blumen aus der Wildseide nähen zu lassen.

      Das hörte sich gut an, und damit war Linde einverstanden. Sie erstanden auch noch die passenden Schuhe und ein kleines Seidenbeutelchen, in dem Linde wenigstens ein Taschentuch unterbringen konnte.

      Für die standesamtliche Trauung fanden sie einen nougatfarbenen Dreiteiler mit einem leicht ausgestellten Rock, einer kurzen, kastigen Jacke und einem passenden bestickten Top. Das sah sehr feminin aus und war etwas, was sich auch jeweils als Einzelteil mit anderen Sachen kombinieren ließ.

      Dazu erstanden sie hochhackige Riemchenschuhe.

      Es war nicht die Kleidung, die Linde sonst trug, aber man merkte ihr an, daß sie sich durchaus gefiel.

      »Ach, Bettina«, rief sie aufgeregt, »ich bin ja so gespannt, was Martin zu den Sachen sagen wird. Was glaubst du, wie wird er mich als Braut finden?«

      »Er wird begeistert sein«, sagte Bettina ganz ehrlich.

      »Ach, weißt du, Bettina, ich kann es kaum erwarten, seine Frau zu werden, ist das nicht komisch? Ich meine, wir kennen uns ein Leben lang, sind seit Jahren verlobt. Da dürfte es doch eigentlich keine Aufregung mehr geben, und dennoch bin ich so aufgeregt wie jemand in… in den ersten Werbewochen.«

      Bettina lachte.

      »Zu heiraten ist für jede Frau ein aufregendes Erlebnis«, wandte die Verkäuferin ein, »egal, wie lange sie den Partner vorher kannte. Es ist wirklich ein sehr bedeutsamer Schritt.«

      »Sie müssen es ja wissen, denn zu Ihnen kommen die Bräute ja täglich. Eigentlich haben Sie einen tollen Beruf – immer nur mit dem Glück umzugehen.«

      »Es ist nicht immer Glück«, widersprach die Verkäuferin. »Es kommt auch vor, daß es sich ein Partner anders überlegt und die Hochzeit vorher absagt. Wir hatten kürzlich auch einen tragischen Fall, wo die Braut eine Woche vor der Hochzeit tödlich verunglückt ist. Aber glücklicherweise sind das Ausnahmen, in den meisten Fällen ist es schon so, daß wir am Glück von Menschen teilhaben dürfen. Ihnen beispielsweise merkt man an, daß sie glücklich sind.«

      Linde nickte.

      »Das bin ich, sehr sogar. Und erst jetzt, wo wir unsere Liebe durch die Trauung besiegeln, bin ich noch glücklicher als zuvor und weiß erst, was ich an meinem Martin habe.«

      »Das hängt vermutlich damit zusammen, daß jetzt ein neuer Lebensabschnitt beginnt, der Veränderungen mit sich bringt, während vorher alles ja in irgendeinem Gleichmaß verlaufen ist.«

      Bettina freute sich über Lindes Worte. Wenn Linde vorher über ihre Liebe zu Martin gesprochen hatte, war es ihr manchmal so vorgekommen, daß sie sich zwar liebten, daß es aber irgendwie auch ein Zweckverband war. Doch das stimmte