Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni Behrendt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Leni Behrendt
Издательство: Bookwire
Серия: Leni Behrendt
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740916930
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      Inhalt

       Das Haus im grünen Grund

       Herzen in Fehde

       Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

       Das vergessene Lied

       Geduld – er gibt auch dir das Deine

       Es ritt ein Prinz durch die Lande

       Geh nicht

       Herzen in Fehde

       Dornröschen

       Warum quälst du mich?

Leni Behrendt – Staffel 6 –
Das Haus im grünen Grund

      Gemächlich tickte die Standuhr in die Stille des Gemachs, in dem das Ehepaar saß, so recht zufrieden mit seinem Geschick. Und dazu hatten sie auch allen Grund. Denn sie hatten alles, was ein Mensch sich wünschen kann. Ein sorgenloses Leben, ein behagliches Heim, zwei wohlgeratene Kinder und einen Schwiegersohn, der ihnen zusagte. Er war Arzt mit einer gutgehenden Praxis und konnte seine junge Frau nach der Hochzeitsreise in ein hübsches Haus führen, das komplett eingerichtet war. Und da der Rechtsanwalt und Notar Doktor Rudolf Danz seiner Tochter noch eine gute Mitgift geben konnte, war es ein festes Fundament, auf dem die Ehe gegründet wurde.

      ??Gestern hatte man die Hochzeit groß gefeiert im ersten Hotel der Stadt, und nach dem Festessen hatte das junge Paar sich heimlich entfernt, um sich auf die Hochzeitsreise zu begeben.

      ??Nun saßen die Eltern der jungen Frau beisammen und sprachen von dem Fest, auf dem alle so froh und leichtbeschwingt gewesen waren. Ihr Sohn, ein Bursche von sechzehn Jahren, hatte nach der ausgedehnten Feier noch nicht aus dem Bett finden können, und auch seine junge Base schlief noch in seliger Ruh.

      Danz hatte das Bruderkind vor einer Woche aus dem Töchterheim geholt, wohin der Vater seine Tochter gegeben, nachdem seine Frau durch Leichtsinn ums Leben gekommen war, denn Leichtsinn war es, stark erhitzt vom hohen Sprungbrett kopfüber ins eiskalte Wasser zu springen. Dabei machte das durch Sport überanstrengte Herz nicht mehr mit, es tat seinen letzten Schlag.

      Gleichgültig war das dem Gatten natürlich nicht, schnitt aber auch nicht ins Lebensmark. Auch die vierzehnjährige Tochter traf der Tod der Mutter nicht sehr, da die fanatische Sportlerin sich wenig um ihr einziges Kind gekümmert hatte. Der Vater befand sich viel auf Forschungsreisen, also blieb die Kleine bezahlten Kräften überlassen, die gewiß nicht liebevoll mit ihr umgingen. Da hatte sie es im Töchterheim schon besser, weil sie mit jungen Mädchen zusammenkam, wäh­rend sie im Elternhaus einsam gewesen war.

      Vor einem halben Jahr war nun auch der Vater durch ein bösartiges Fieber ums Leben gekommen, das er sich in den Tropen zugezogen hatte. In seinem Testament hatte er zum Vormund der Tochter seinen Bruder, den Notar Doktor Rudolf Danz, bestimmt. Ferner hatte er bestimmt, daß seine Tochter bis nach Absolvierung des Abiturs in dem Heim blieb, das dafür bekannt war, seinen Zöglingen eine tadellose Erziehung und vielseitige Ausbildung zu geben. Danach sollte der Vormund sein Mündel väterlich betreuen.

      Was er denn auch tat, indem er sein Mündel nach Bestehen des Abiturs in sein Haus holte. Sie war ein entzückendes Menschenkind, die neunzehnjährige Ortrun Danz, dazu noch eine reiche Erbin. Was Wunder, wenn die Mitgiftjäger mobil wurden.

      Der gefährlichste unter ihnen war der Baumeister Zerkel. Ein routinierter Schwerenöter, der sich gestern auffallend um Ortrun bemüht hatte. Darüber sprach soeben Frau Danz, was dem Gatten gewissermaßen die Galle hochgehen ließ.

      »Ich wäre diesem aalglatten Laffen am liebsten an den Kragen gegangen«, brummte er verdrossen. »Das könnte ihm so passen, mit dem Geld Ortruns sein Geschäft zu sanieren, das über und über verschuldet ist. Wahrscheinlich nimmt er an, daß Ortrun bei der Heirat für mündig erklärt wird und somit über ihren Reichtum verfügen kann.«

      »Und ist dem nicht so?«

      »Nein. In dem Testament ist die gesetzliche Volljährigkeit ausdrücklich betont. Erst dann darf Ortrun über das Geld frei verfügen, was immerhin länger als ein Jahr dauert. Und so lange kann der Mann nicht warten, sonst geht er pleite.«

      »Nun, dann ist ja keine Gefahr.«

      »Meinst du, aber ich sehe da weiter. Nämlich, daß dieses junge, unerfahrene Kind, das so lange wohlbehütet im Töchterheim lebte, sich von dem schmeichlerischen Blender gestern das Köpfchen verdrehen ließ. Und damit Ortrun schleunigst aus der Nähe dieses gefährlichen Mitgiftjägers kommt, wirst du mit ihr auf Reisen gehen.«

      »Aber bester Mann, wie denkst du dir das eigentlich. Ich kann doch unmöglich dich und den Jungen, überhaupt die ganze Wirtschaft im Stich lassen und auf unabsehbare Zeit in der Weltgeschichte herumgondeln. Ich habe euch viel zu sehr verwöhnt, als daß ihr ohne mich fertig werden könntet. Vielleicht kann man Ortrun bei Bekannten unterbringen.«

      Und siehe da, schon trat diese Bekannte ein. Fräulein Frauke Gortz, dreiundzwanzigjährig, sehr hübsch und als guter, anständiger Mensch bekannt. Sie war nach dem Tode ihres Vaters, eines höheren Beamten, zu dessen Schwester gezogen, wo sie als besseres Dienstmädchen schuften mußte, zwei Jahre lang. Dann jedoch hatte das Schicksal mit der geplagten Frauke ein Einsehen und bescherte dieser eine Erbschaft, mit der sie nie gerechnet hatte. Zuerst hielt sie es für einen Witz, was ihr der seriöse Anwalt Danz da vorlas. Nämlich, daß ein Vetter ihres Vaters ihr nicht nur sein Haus nebst acht Morgen Land und zehntausend Mark, sondern auch noch eine monatliche Rente von vierhundert Mark vermacht hatte. Kein Wunder, daß die von den Verwandten geduckte Frauke soviel Glück zuerst nicht fassen konnte. Doch als sie endlich begriffen hatte, brach eine rührende Freude durch. Lachend und weinend zugleich fiel sie dem Notar um den Hals und dankte ihm, als wäre er der Geber all der Herrlichkeit.

      Und nun trat sie ein, lachend über das ganze Gesicht.

      »Hallo, Fräulein Frauke, Sie strahlen ja wie ein ganzer Weihnachtsbaum«, empfing der Hausherr sie schmunzelnd. »Und dabei müßten Sie doch ganz klein und häßlich sein.«

      »Nanu, was hab ich denn verbrochen?«

      »Sie sind nicht zur Hochzeitsfeier erschienen.«

      »Um mich deshalb zu entschuldigen bin ich hier«, nahm sie dankend den ihr gebotenen Platz ein. »Ich mochte mit den Verwandten nicht mehr zusammentreffen, mit denen ich vorgestern eine ekelhafte Auseinandersetzung hatte.«

      »Und wann soll die Reise losgehen?«

      »Morgen, Herr Doktor.«

      »Gleich mit Sack und Pack?«

      »Ja.«

      »Wäre es nicht ratsam, sich zuerst einmal den ererbten Besitz anzusehen?«

      »Nein«, kam es mit Entschiedenheit zurück. »In welch einem Zustand sich auch das Anwesen befinden mag, ich werde auf jeden Fall meinen Wohnsitz dort nehmen.«

      »Haben Sie denn nie daran gedacht, sich in fremdem Hause einen Posten zu verschaffen?« fragte Frau Danz. »Da hätten Sie bestimmt bei viel weniger Arbeit noch ein gutes Gehalt bezogen.«

      »Und wie ich daran dachte. Habe mich immer wieder um Posten beworben, die meinen Kenntnissen entsprachen. Aber nirgends wollte man Hulda mit übernehmen, was für mich ausschlaggebend war. Denn das hat die treue Seele wahrlich nicht verdient, von einem Menschen im Stich gelassen zu werden, dem und dessen Familie sie zwei Jahrzehnte aufopfernd diente. Also blieb ich ihretwegen immer weiter