Capitän Richard. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Jahren nicht gesehen.«

      »Jetzt ist das Räthsel gelöst . . . Sie sollen Ihren Bruder sogleich sehen.

      »O, Sire, wenn ich nur meinen lieben Paul umarmen kann, so will ich gern auf der Stelle wieder fort.«

      »Sind Sie im Stande wieder abzureisen?«

      »Sire, ich hoffe mit Ihren Befehlen beehrt zu werden.«

      »Nun, dann begrüßen Sie Ihren Bruder und halten Sie sich zur Abreise bereit.«

      Der junge Offizier salutirte und entfernte sich.

      Napoleon, der allein blieb, erbrach den Brief. Kaum hatte er einige Zeilen gelesen, so verfinsterte sich seine Stirne.

      »O! Eugen, Eugen!« sagte er, »meine Liebe zu Dir hat mich verblendet: Du bist ein recht guter Oberst, aber ein schlechter General, und als Obergeneral gar nicht zu brauchen . . . Die italienische Armee auf dem Rückzuge gegen Sicilien, die ganze Nachhut durch die Schuld eines Generals geworfen! . . . Schon wieder Einer, der des Krieges überdrüssig ist! Zum Glück brauche ich die italienische Armee nicht . . . Berthier! Berthier!«

      Der Chef des Generalstabes erschien.

      »Mein Entschluß ist gefaßt,« sagte Napoleon; »zehn Couriere sollen sich bereit halten, meine Befehle zu überbringen; jeder Befehl soll dreifach ausgefertigt und auf drei verschiedenen Wegen an seine Bestimmung abgeschickt werden.«

      IV.

      Friedrich Staps

      Während Napoleon zehn verschiedenen Courieren die Befehle ertheilte, deren Resultat wir bald sehen werden; während die beiden Brüder Paul und Ludwig, die sich seit mehren Jahren nicht gesehen hatten und deren auffallende Aehnlichkeit die eben geschilderte, sonderbare Verwechselung herbeigeführt, einander mit inniger Freude und Zärtlichkeit in die Arme sanken, wollen wir dem Leser erzählen was in dem Städtchen Abensberg vorging.

      Vier Studenten aus Heidelberg, Tübingen Leipzig und Göttingen zogen Arm in Arm und den Schill’schen Marsch singend, durch die Straßen. Dieser Gesang erregte die Aufmerksamkeit eines etwa zwanzigjährigen Jünglings, der neben einem sechzehnjährigen, mit einer Stickerei beschäftigten Mädchen saß, während die jüngere Schwester, ein neunjähriges Kind, in einem Winkel des Zimmers mit der Puppe spielte. Der junge Mann stand auf und trat ans Fenster.

      Die vier vorübergehenden Studenten bemerkten ihn und gaben ihm einen kaum bemerkbaren Wink, den er eben so verstohlen erwiederte.

      Das junge Mädchen hatte ihm ängstlich nach geschaut und das geheimnisvolle Zeichen bemerkt.

      »Was fehlt Dir, Friedrich?« fragte sie.

      »Nichts, liebe Margarethe,« antwortete der junge Mann, der wieder an ihrer Seite Platz nahm.

      Margarethe war in der That ihres Namens würdig, wenn wir ihr die poetische Schöpfung Göthe’s, die damals ungemeines Aufsehen in Deutschland machte, zur Patronin geben wollen. Sie war blond und blauäugig wie eine wahre Tochter Armins; ihr langes, üppiges Haar wallte, wenn es aufgelöst war, bis auf die Erde hinab, und wenn sie sich über das krystallhelle Wasser der hinter dem Garten fließenden Abens neigte, um sich wie eine Wassernixe zu betrachten, so schienen die klaren Wogen vor Bewunderung zu murmeln,als hätten sie das Bild eines Mädchens, das in eine Blume, oder einer Blume, die in ein Mädchen verwandelt worden,in sich aufgenommen.

      Das Schwesterchen war noch ein liebliches rosiges Kind, das heiter und sorglos spielte auf dem Goldsande, den das Schicksal mit vollen Händen auf dem Anfange des Lebenspfades ausstreut.

      Der Student, den der Schill’sche Marsch ans Fenster gelockt und der Ruf Margarethens wieder an ihre Seite geführt hatte, war von mittler Größe und etwas mager, vielleicht in Folge anhaltenden Studirens, vielleicht durch Nachtschwärmerei, oder auch durch einen schrecklichen Gedanken, wie er in den Zügen eines Cassius oder Jacques Element zu lesen war. Lange blonde Locken wallten über seinen Nacken bis auf die Schultern herab. Sein Mund war klein, aber ausdrucksvoll und ließ, wenn er sich aufthat, perlenweiße Zähne sehen; das ganze Gesicht hatte einen Ausdruck tiefer Schwermuth.

      »Nichts,« hatte er geantwortet, als er sich wieder an Margarethens Seite setzte.

      Aber Margarethe ward durch diese Antwort keineswegs beruhigt. Sie antwortete nicht, sie schien sogar noch emsiger zu arbeiten, aber Friedrich, der sie forschend betrachtete, sah zwei Thränen an ihren Augenwimpern zittern und auf die Stickerei fallen.

      Die Kleine, die aus ihrem Winkel kam, um Margarethe über ein Puppenkleid um Rath zu sagen, sah die Thränen auch und fragte mit ihrer naiven kindischen Neugier:

      »Warum weinst Du denn, Schwester Margarethe? hat Dich der Fritz schon wieder betrübt?«

      Diese Worte trafen den Studenten tief ins Herz. Er sank dem schönen Mädchen zu Füßen und sagte:

      »Margarethe, verzeihe mir!«

      »Was denn?« fragte sie und sah den Geliebten mit ihren schönen Augen an, die noch feucht waren von dem Herzensthau, den man Thränen nennt.«

      »Verzeihe mir meine Verstimmung, meinen Trübsinn. . . ich möchte sagen, meine Narrheit!«

      Margarethe schüttelte den Kopf, aber antwortete nicht.

      »Höre,« sagte er, »es gibt vielleicht noch ein Mittel, das uns glücklich machen kann.«

      »O! sprich, nenne mir das Mittel!« antwortete Margarethe, »und wenn es in meiner Macht steht, Dir zu dem Werke der Engel, das man Glück nennt, behilflich zu seyn, so sollst Du glücklich werden, und sollte ich mein Leben opfern!«

      »Wir wollen deinen Vater um seine Einwilligung zu unserer Heirath bitten und sobald wir vereinigt sind, wollen wir Deutschland verlassen, und in einen einsamen Winkel der Welt fliehen, wohin der Name des Unholdes nicht gedrungen ist!«

      »Du verlangst zwei unmögliche Dinge, Friedrich,«,antwortete das schöne Mädchen; »ich soll meinen Vater verlassen! Du weißt, daß ich Dich liebe, ich habe es Dir in der Einfalt meines Herzens gestanden, als Du mir zum ersten Male deine Liebe erklärtest; aber Du weißt auch, unter welcher Bedingung ich Dir meine Hand zugesagt habe.«

      »Ja,« erwiederte Fritz, indem er aufstand, beide Hände aufs Gesicht drückte und in einen am Fenster stehenden Armsessel sank, »ja ich weiß es, Du willst deinen Vater nicht verlassen.«

      Margarethe stand ebenfalls auf und kniete vor ihrem Verlobten nieder.«

      »Sey vernünftig, Friedrich,« sagte sie, »Du kennst ja unsere Verhältnisse und weißt, daß mein Vater wenig Vermögen hat. Meine Mutter starb, war meine kleine Schwester noch in der Wiege lag; ich besorge statt meiner Mutter das Hauswesen und die Erziehung Lieschens . . .«

      »Ich weiß, daß Du ein Engel bist, Margarethe, und Alles, was Du mir erzählst, ist mir bekannt.«

      »Du scheinst es aber vergessen zu haben, Friedrich; wie könntest Du mir sonst zumuthen, mit Dir zu fliehen und meinen Vater zu verlassen!«

      »Aber wenn dein Vater einwilligt?. . .«

      »O, Du selbstsüchtiger Mensch!« sagte Margarethe; »er wird gewiß einwilligen, weil er mir jedes Opfer zu bringen bereit ist; er wird gewiß lieber allein und verlassen seyn, als dem Glücke seines Kindes im Wege stehen.«

      »Er wird ja nicht allein leben, Margarethe; er wird Lieschen bei sich haben.«

      »Und was wird ihm ein achtjähriges Kind nützen?« entgegnete Margarethe. »Das Leben würde ihm schlechterdings unmöglich werden. Die Pfarre trägt meinem Vater vierhundert Thaler ein; bei meiner Sparsamkeit kommen wir damit aus; aber wenn eine Andere dem Hauswesen vorstünde, würde dieses Einkommen nicht mehr genügen.«

      »Meine Eltern haben einiges Vermögen, Margarethe; sie werden ein Opfer bringen und es soll deinem Vater an Nichts fehlen.«

      »Nur seine undankbare Tochter würde ihm fehlen – seine Tochter, die Du ihm genommen hättest! . . . Als Du eines Abends in dieses Haus kamst und uns mit den Worten begrüßtest: Unter Euch wohnet das Glück, das Gott den Reinen und Genügsamen nie versagt, – wolltest Du damit sagen: Herr Pastor Blum, Sie nehmen