Eike Ruckenbrod
Franzi und die Ponys - Band V
Gefährliche Wüstenabenteuer
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Inhaltsverzeichnis
Arabische/afrikanische Namen und ihre Bedeutungen
Rückblick
Franzi schloss genießerisch die Augen. Ihre Hüfte und ihre langen, schlanken Beine schwangen locker in der schaukelnden Bewegung des Viertaktes mit. Tief sog sie die frische Morgenluft in ihre Lunge und wandte sich dann an ihren rassigen Isländer:
„So, heute ist unser letzter Ausritt hier. Morgen geht’s wieder los zu unseren Freunden.“ Zärtlich kraulte sie Svarturs Nacken.
„Denk nur an Olli, Lisa, Johanna und Wiebke!“ Ein Schmunzeln erhellte ihr hübsches Gesicht. Wiebke, die schlimme rothaarige Nichte der strengen Hofbesitzerin, hatte sie immer wieder zum Lachen gebracht. Bei ihrem ersten Praktikum auf dem Ponyhof Triptrab war das nicht so gewesen, da hatte sie noch mächtigen Ärger mit ihr gehabt, weil Wiebke sie ständig geärgert hatte. Aber als Svartur von den Zirkusleuten misshandelt wurde, hielten sie alle zusammen und Wiebke wurde fortan richtig nett. Ob Lisa wohl noch hübscher geworden war? – Und ob ihre kleine Schwester Johanna endlich gewachsen war? Ihre Gedanken schweiften zu Olli. Besonders schöne und romantische Erinnerungen flogen ihr zu. Wieder schloss sie die Augen und sah den gut aussehenden Auszubildenden mit seinen braunen Locken direkt vor sich. Wie er die Lippen schürzte und sie küssen wollte. Ein zärtliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ja, sie waren richtig verliebt gewesen, aber im Sommer darauf musste Franzi feststellen, dass er noch tiefere Gefühle für sie hegte, als sie für ihn. Aber Olli war ihr bester Freund geworden, auf den sie sich ganz und gar verlassen konnte, das hatte er schon mehr als einmal bewiesen, als Franzi tief in der Klemme steckte. Seltsamerweise war das in jeden Ferien so; ihre Ungeduld, ihr Mut und die bedingungslose Liebe zu den Ponys brachten sie immer wieder in Schwierigkeiten. Irgendwie schien sie die Abenteuer anzuziehen. Es konnte die ganze Zeit nichts los sein, aber wenn Franzi kam, dann waren aufregende, spannende und nicht ungefährliche Abenteuer angesagt!
Ihre Gedanken schweiften zu Sally. Wie es ihr wohlergangen war und ob sie noch weitere Reitstunden bei Olli genommen hatte? Das behinderte Mädchen hatte in den Winterferien an der Reitfreizeit teilgenommen und hatte, dank Ollis und Franzis einfühlsamer Hilfe, reiten gelernt. Wie viel Spaß sie doch hatten, die Sage der Elfen und Zwerge nachzuspielen und Sally zu beobachten, wie sie wieder Freude am Leben bekam, ihr Körper täglich kräftiger wurde, ihre Wangen sich rot färbten und die Augen vor Glück strahlten ...
Plötzlich beugte sie sich übers Svarturs Hals, umarmte und drückte ihn fest. Der Rappe blieb stehen.
„Ja, wenn du nicht wärst, dann hätte ich das alles nicht erlebt.“
Warmer Pferdegeruch stieg ihr in die Nase. Sie kuschelte ihre Wange in die dichte Mähne. „Du denkst wahrscheinlich eher an die hübschen Stuten, vor allem an Blika, stimmt‘s? Mit der du gleich in der ersten Nacht ausgebüxt bist.“ Sie setzte sich wieder auf, streichelte seinen schön geschwungenen Hals und legte die Waden leicht an seine Seiten. Fleißig trabte Svartur los, dabei drückten seine kleinen Hufe knirschend Steinchen in die Erde und hinterließen ovale Vertiefungen darin. Seine lange, schwarze Mähne bewegte sich nun in weichen Wellen und streichelte zart über Franzis Hände. Die liebte diese Ausritte über alles. Freiheit, Geborgenheit, Partnerschaft und Schnelligkeit, gepaart mit der Schönheit der Natur, gaben ihr alles, was ihre junge Seele brauchte, um glücklich und zufrieden zu sein.
Die Luft war mild für April. Das junge Gras färbte die braunen Wiesen allmählich grün. Zarte Blätter schaukelten an den Ästen im sanften Wind. Eine friedliche Stimmung umhüllte das Mädchen. Zusammen mit Svartur hatte sie schon viel erlebt und gelernt. Sehr viel sogar. Auch, dass man mit dem Kauf eines Pferdes eine gewaltige Verantwortung übernahm. Und egal, ob man krank war, ob es regnete oder stürmte, ob man lernen musste oder die Freundinnen einen Tagesausflug machten, man musste immer für sein Tier da sein, es pflegen und bewegen. Ja, das hatte sie damals alles gerne ihrer Mutter versprochen, als sie diese überreden wollte, Svartur von Frau Knoll zu kaufen, da niemand außer ihr mit dem wilden schwarzen Hengst zurechtkam. Nicht einmal Olli blieb länger als zwei Minuten auf seinem Rücken, bevor dieser ihn ziemlich unsanft zu Boden katapultierte. Erst Franzi gelang es mit der sanften Methode der Pferdeflüsterer, sein Vertrauen, seine Aufmerksamkeit und seinen Respekt zu erlangen. Und mittlerweile war der wilde Hengst zum Wallach und Traumpferd geworden. Franzi liebte ihn von ganzem Herzen. Sie verzichtete gerne auf einiges, was Mädchen in ihrem Alter gewöhnlich tun, die nicht im Besitz eines Pferdes oder Ponys sind. Alena und Miri kamen am Anfang noch regelmäßig mit in den Stall, aber mit der Zeit wurde es immer seltener. Sie vergnügten sich lieber am See, fuhren in die Stadt oder spielten Tennis oder Basketball. Franzi verbrachte ihre ganze Freizeit im Stall, musste aber auch noch Geld für Svarturs Stallmiete verdienen. Jede Woche, egal bei welchem Wetter, schwang sie sich auf ihr Fahrrad, um in 400 Briefkästen eine Sonntagszeitung zu stecken. Außerdem lag ihre Mutter ihr regelmäßig in den Ohren, mehr für die Schule zu lernen, da sie ja einmal studieren wollte. Das Wort Langeweile kam in Franzis Wortschatz nicht vor. Sie hetzte von einem Termin zum anderen und war dabei noch bester Laune. Ihre Mutter Petra Schweiger sorgte sich, weil sie Angst hatte, das alles würde Franzi zu viel werden. Aber eines musste sie eingestehen: Die viele frische Luft hatte ihre Tochter besonders abgehärtet und Franzi hatte nie mehr eine Erkältung, nicht einmal den Anflug eines Schnupfens gehabt.
Auch in diesen Ferien fuhr Franzis großer Bruder Mojo sie zum Ponyhof. Dieses Mal hatte er Svarturs Stallhalfter persönlich kontrolliert, bevor sie losfuhren, denn im Winter hatten sie einen schrecklichen Unfall gehabt, von dem Petra Schweiger bis heute nichts wusste. Die Geschwister hüteten das Geheimnis, als Svartur sich im Pferdehänger fast mit seinem Knotenhalfter erdrosselt hätte und danach aus dem Hänger geflüchtet war wie hochexplosives Dynamit. Ein falsches