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Kater Murr und die Mäuse
Helmut Höfling
published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de
Copyright: © 2013 Helmut Höfling
ISBN 978-3-8442-6234-6
Kater Murrs wilde Jagd
Murr träumt von Knackwürstchen
Eines schönen Tages lag der Kater Murr mal wieder auf seinem Kissen neben dem Küchenherd und schnarchte. Dabei schnappte er manchmal im Schlaf wie nach einem Leckerbissen und leckte sich genießerisch mit der Zunge über den Schnabel - oder besser gesagt über die Schnauze, denn Katzen haben ja bekanntlich keinen Schnabel. Während er schlief, träumte er nämlich von Mäusen, Würsten und Knochen, ganz besonders aber von den saftigen Knackwürstchen, die der Metzgermeister Speckbäuchle in seiner Wurstküche hängen hatte. Mehr als einmal schon war Murr dort eingedrungen und hatte sich einen Wurstkranz stibitzt, zusammen mit seiner Katzenfreundin Susi. Und wie unser Kater Murr im Traum so sehr mit den Knackwürsten beschäftigt war, da dachte er, es sei eigentlich mal wieder Zeit, mit Susi zum Metzgermeister Speckbäuchle zu gehen. Er hatte den Gedanken gerade erst zu Ende gesponnen, als er auch schon von der Fensterbank her ein freundliches Miauen hörte.
Verdutzt wachte er auf. „Nanu“, sagte er mehr zu sich, „schlafe ich oder wache ich? Mir war doch gerade so, als habe da jemand miaut.“
„Das war ich, lieber Murr“, antwortete dieser Jemand.
„Wer ist ich?“
„Deine kleine Susi, hier auf der Fensterbank.“
Noch immer schlaftrunken hob der Kater den Kopf und schaute dorthin, woher die Stimme kam. „Ach ja, entschuldige bitte, kleine Susi, aber ich kriege kaum die Augen auf, so verschlafen bin ich noch.“
„Hast du denn wenigstens etwas Schönes geträumt?“
„Oh ja“, schwärmte der Kater, „was sehr Schönes sogar, nämlich von dir, kleine Susi.“
„Wie lieb du bist, lieber Murr!“, antwortete die Katze geschmeichelt. „Und ich habe die ganze Zeit an dich gedacht, bis ich dann endlich von daheim ausreißen und zu dir kommen konnte.“
„Weißt du noch, kleine Susi“, sagte Murr mit verklärtem Blick, „wie wir so manches Mal in die Wurstküche des Metzgermeisters Speckbäuchle eingebrochen sind und uns reihenweise Knackwürste vom Haken heruntergezerrt haben?“
„Miau, miau“, erwiderte Susi begeistert. „Ob du es nun glaubst oder nicht, lieber Murr, daran habe ich auch gedacht. Und ich meine, es wäre doch eigentlich mal wieder an der Zeit, uns jetzt so ein paar Knackwürstchen zu besorgen.“
„Genau das ist auch mein Wunsch, kleine Susi.“
„Warum liegst du dann noch faul auf deinem Kissen herum?“, fragte die Katze unternehmungslustig. „Komm, lieber Murr, spring zum Fenster hinaus und lass uns zum Metzgermeister Speckbäuchle eilen!“
Mit einem Schlag war da der Kater hellwach und auf den Beinen. „Du hast Recht, kleine Susi, lass uns keine Zeit verlieren. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich nur schon an die saftigen Knackwürstchen denke, miau, miau.“
„Mir auch“, pflichtete Susi ihm bei, „mir auch, miau, miau!“
Und mit ihrem gemeinsamen Heißhunger auf Knackwürstchen zogen Murr und Susi auf und davon.
Schon tanzen die Mäuse auf dem Tisch
Kaum hatte der Kater die Küche verlassen, da schlüpften die Mäuse schon aus ihrem Loch. Zunächst wagte sich allerdings nur der Mäuserich mit dem Kopf heraus. Vorsichtig schaute er sich um und schnupperte. „Pieps, pieps“, meldete er dann, „die Luft ist rein.“
„Ganz bestimmt, Knabberich?“, fragte Flitzelinchen den Mäuserich.
„Nur keine Angst, Flitzelinchen“, munterte Knabberich die kleine Maus auf, „und das gilt auch für dich, Huscherinchen“, sagte er zu der anderen Maus, die mit ihm in dem Mauseloch lebte. „Kommt beide heraus, Kater Murr ist spazieren gegangen. Die ganze Küche gehört jetzt uns.“
„Pieps, pieps“, antwortete Huscherinchen erleichtert und huschte aus ihrem Versteck hervor. „Endlich mal wieder frische Luft. In dem Loch da ist es immer so muffig.“
„Was könnten wir es doch so schön haben, wenn Kater Murr uns nicht dauernd auflauerte“, klagte Flitzelinchen. „Er macht uns noch das Leben zur Hölle.“
„Aber was redest du denn da noch lange herum, Flitzelinchen“, meinte der Mäuserich. „Kater Murr ist fort, und so bald kehrt er nicht wieder zurück.“
„Ja, Knabberich, du hast Recht. Jetzt haben wir hier den Himmel auf Erden. Lasst uns doch mal rumschnuppern, was es denn alles für Leckereien in der Küche gibt.“
Und schon schwirrten die drei los.
„Ich habe ein Brötchen gefunden“, rief Flitzelinchen im nächsten Augenblick.
Damit aber konnte sie den Mäuserich nicht locken. „Wer knabbert denn schon Brötchen“, wandte er ein, „wenn es Kuchen gibt.“
„Wo ist Kuchen?“, wollte Huscherinchen von Knabberich wissen.
„Kommt nur her zu mir, alle beide. So leckere Buttercremetorte habe ich mein Lebtag noch nicht gegessen.“
„Wahrhaftig“, bestätigte Flitzelinchen, nachdem sie ein kleines Stückchen davon genascht hatte. „Da gehen einem ja die Augen über!
Das fand auch Huscherinchen, die mitten auf die Buttercremetorte geklettert war und den Hals nicht voll genug kriegen konnte. „Von der Torte allein könnten wir drei eine ganze Woche leben.“
„Aber schlagt euch nicht mit der Cremetorte den Bauch voll“, mahnte der Mäuserich seine beiden Mäuse. „Nachher wird es euch sonst wieder schlecht.“
Flitzelinchen hielt inne und schnupperte erregt. Ein Duft, dem sie nicht widerstehen konnte, kitzelte ihre Nase, und wenn ihre Nase sie nicht täuschte, dann musste ganz in der Nähe Kaffee sein. Sie brauchte auch nicht lange zu suchen, um eine Tasse zu finden, die noch halbvoll war. Gierig beugte sie sich über den Rand und begann zu schlürfen. Kaffee trank sie für ihr Leben gern, man bekam davon immer so ein angenehmes Herzklopfen, wie sie freimütig gestand.
„Komm lieber hierher, Flitzelinchen“, rief der Mäuserich ihr zu, „und probiere mal die saftige Birne, die ich gerade gefunden habe.“
Doch Flitzelinchen schüttelte den Kopf „Aus Birnen mach ich mir nicht viel, Knabberich.“
„Aber Obst ist viel gesünder als Kaffee.“
„Ich fühle mich gesund genug.“
„Kaffee macht hässlich“, foppte der Kater sie.
Flitzelinchen hätte sich vor Schreck fast verschluckt, als sie das hörte. „Ist das wirklich wahr?“, fragte sie ängstlich.
„Ja, man bekommt davon eine ganz schrumpelige Haut.“
„Dann allerdings rühr ich ab heute keinen Kaffee mehr an“, beteuerte Flitzelinchen. „Darauf kannst du dich fest verlassen.“
„Ach, kommt doch mal schnell her, ihr beiden!“, rief Huscherinchen von weitem. „Ich habe was ganz Besonderes gefunden.“
„Was denn?“
„Käse, saftigen Schweizer Käse und ganz fetten Holländer!“
Flitzelinchen rümpfte die Nase. „Also ich verstehe nicht, wie jemand Käse essen kann. Man stinkt doch nachher von Kopf bis Fuß nach diesem Zeug.“
„Du weißt eben nicht, was gut ist“, wies Huscherinchen sie zurecht. „Für mich ist Käse der köstlichste Festschmaus.“
„Warum redest du denn noch lange um den Käse herum, statt ihn zu essen?“, wunderte sich Knabberich, der noch immer an seiner Birne naschte.