Moses ist Feldherr und Ägypter, aber auch Abkömmling der unreinen und zerlumpten Hebräer. Er gilt heute als der Stifter der jüdischen und christlichen Religionen und doch weiß niemand, ob er je gelebt hat.
In diesem historischen Roman ersteht die Welt Moses in seiner Zeit, das Reich der Ägypter und die Parallelgesellschaft der Hebräer in Ägypten vor unsern Augen, wir erleben die Not des Volkes Israel und seine Flucht, seinen Hunger bei der Wanderung durch die Wüste und seine Tapferkeit. Und immer ist Moses bei ihm, groß, aufrecht, stark und innerlich von Zweifeln zerrissen. Ist er Abgesandter Gottes oder nur ein rechthaberischer, selbstgerechter Mann, der sich zum Führer des Volkes Israel aufschwingt?
Josua, Moses Nachfolger, erzählt dem jebusitischen Schreiber Abdi Hepa die Geschichte vom Auszug aus Ägypten, damit er sie aufschreibt.
Der Autor
Geboren 18.08.1946 aufgewachsen in Emlichheim, Grafschaft Bentheim, Niedersachsen. Gymnasium in Nordhorn, 1966 Abitur.
Studium der Rechtswissenschaft in Göttingen, 2. Juristische Staatsprüfung in Hamburg 1976.
Seit 1979 selbständiger Rechtsanwalt, seit 1983 auf Notar, in Bremerhaven.
Er lebt in Bremerhaven, ist verheiratet und hat keine Kinder.
Anfänge schriftstellerischer Tätigkeit etwa 2004.
Bisher sind von ihm erschienen:
„Rudolf Mittelbach hätte geschossen“ (2012)
„David, König der Israeliten“ (2012)
„Der Lauf der Zeit“ (2014)
Impressum:
©Copyright 2016: Friedrich von Bonin
Epubli Verlag GmbH, Berlin
ISBN 978-3-7375-4627-0
Friedrich v. Bonin
Moses, der Wanderer
Historischer Roman
Von Sonn´ und Welten weiß ich nichts zu sagen,
ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen
der kleine Gott der Welt ist stets vom gleichen Schlage
und ist so wunderlich als wie am ersten Tage
(Goethe, Faust 1, Vorspiel im Himmel)
1.
Wer ist Gott? An dieser Frage reiben sich seit Jahrhunderten und Jahrtausenden die Menschen auf, in unserem Kulturkreis die Juden, die Christen und die Muslime. Ist er der Gott der Juden, Jahwe, ist er die dreieinige Gottheit, Gott, Christus und Heiliger Geist oder ist er Allah, den Mohammed beschrieben hat?
Oder findet sich Gott gar in den Religionen der fernöstlichen Religionen, ist er Buddha, männlich, Shiva, weiblich, mehrere Götter wie im Shinto oder noch weiter?
Ist Gott nicht einer und nicht viele, ist Gott nicht alles, in allem und über allem?
Ist Gott vielleicht im mittleren Westen der USA, in dem aufrechte und ehrfürchtige Bewohner hadern mit der modernen Welt, Menschen, die die Erkenntnisse der Physik, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Entstehung der Arten aus dem Schulunterricht zu verbannen suchen, weil diese Weisheiten nicht denen ihrer Heiligen Schrift entsprechen?
Oder ist Gott vielleicht gar nicht? Ist er vielleicht untergegangen, hat aufgegeben angesichts der Gier des modernen Menschen der sogenannten westlichen Welt nach immer mehr Geld, Konsum oder Macht, nach Frauen und Luxus?
Oder hat er nie existiert, ist er die Erfindung von Menschen, die in namenloser Furcht vor dem Tode Schutz suchten in der Vorstellung von einer besseren Welt nach diesem Tode, in ihrer Angst vor den Schrecken des Lebens den Trost brauchten des Unterdrückten vor den Gewalten der Unterdrücker, die vor der Regellosigkeit des Lebens eine Regel, ein Gesetz suchten?
Fragen über Fragen, deren Antwort wir nicht kennen und auch nicht zu erfahren hoffen. Auf unserem Weg zur Formulierung dieser Fragen, nicht zu ihrer Beantwortung, stoßen wir auf eine Reihe von Überlieferungen, eine aufregender als die andere, Überlieferungen, die von Gründungen berichten, von Untergängen, von Brüchen, von Kriegen und Friedensschlüssen, einige banal, andere von dramatischer Bedeutsamkeit. Wir sahen Reiche wie das Perserreich, die griechischen Republiken, das Römerreich, das Heilige römische Reich deutscher Nation, aufsteigen und untergehen, wir sahen Nationen entstehen und vergehen.
Und wir fragten uns nach ihren Göttern, nach denen, die die Ideologie dieser Reiche bestimmten, nach den Religionen der Menschen und wo sie herkamen.
Auf diesen Reisen begegnete uns immer wieder ein uraltes Staatsgebilde, das sich über Jahrhunderte und Jahrtausende hielt, dessen Untergang wir sahen, nicht aber sein Entstehen, Ägypten. Als die jüdisch christliche Tradition begann, mit Abraham, Isaak und Jakob, waren die Pyramiden längst erbaut, in damals schon grauer Vorzeit, in die schon zu der Zeit niemand hinunterblicken konnte, keine Überlieferung gab es, nur verschwommene Nachrichten.
Und in diesem uralten Reich begegnet uns eine Gestalt, breit und hoch, schwarzbärtig, angestrengt, energisch und stotternd von Glauben, rechthaberisch und machtvoll: Moses. Moses, an den von den drei großen Religionen, die ihren Ursprung in jenem Stück Wüste zwischen Ägypten, dem Roten Meer, Sinai und Palästina haben, erinnert wird, Moses, der das Volk der Hebräer lehrte, es gebe nur einen Gott und die Götter der Ägypter seien sündhaft, ihre Lebensart verdammenswert. Damit brach er alle Traditionen der Religion, die bisher jede Art von Gottheit zu verehren gestattete, der erste Stifter einer Religion, in der ein eifersüchtiger Gott darauf achtete, dass es außer ihm keinen Gott gebe. Der erste?
Forscher haben auf ein seltsames Phänomen hingewiesen: Ob Moses je gelebt hat, ist unter Historikern äußerst umstritten, um nicht zu sagen, wird geleugnet. Ein anderer ist in Ägypten gewesen, dessen Existenz verbürgt ist und der ebenfalls gelehrt hat, es gebe nur einen Gott und die Verehrung aller anderen Gottheiten sei sträflich und verwerflich: Amenhotep der Vierte, ein Pharao in Ägypten, der sich selbst während seiner Herrschaft in „Echn´aton“ umbenannte und der weit vor der Zeit, in der das Leben Moses vermutet wird, gelebt hat. Echn´aton nahm ein schlimmes Schicksal, nicht nur, dass ihm nur relativ kurze Zeit zu herrschen vergönnt war, eine Zeit, in der es ihm trotz ihrer Kürze gelang, einen totalitären und repressiven Gottesstaat aufzubauen. Seine Erinnerung wurde auch noch von den ihm folgenden Pharaonen aus den Annalen getilgt, zu gefährlich war diese Lehre, als dass man sie in der Welt hätte lassen können. Er sei ein Ketzerkönig gewesen, dessen Nennung strafbar war, so strafbar, dass er tatsächlich für mehr als dreitausend Jahre vollkommen vergessen war, bis erste Kunde von ihm Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entdeckt wurde.
Der eine, Echn´aton, geschichtlich verbürgt, vergessen, der andere, dessen historische Existenz höchst zweifelhaft ist, Moses, durchgängig bis in unsere Tage erinnert und verehrt. Wer war er also, dieser Moses, oder besser, wer war er nicht und an wen erinnern wir uns? Wir jedenfalls glauben an seine Geschichte, er gab seinen Zeitgenossen, den Hebräern, den einen Gott, und der gab ihnen das Gesetz. Wer also ist dieser Gott? Ist er Gott oder ist er das Gesetz? Wir wollen diesem Moses in seine Zeit folgen, wollen ihm hinterher spüren, um unseren Fragen näher zu kommen.
2.
Wir wollen es ganz zu Anfang bekennen: Wir erzählen die Geschichte Moses, weil wir von den Geschichten des Alten Testamentes nicht loskommen, Geschichten, die voller Leben sind, voller Abenteuer, Tod und Verdammnis, aber auch voller Liebe und unendlichem Glück. Es sind Geschichten, die das Alte Testament erzählt, es ist nicht Geschichte, die beschrieben wird. Wollten wir Geschichte schreiben, nicht Geschichten, ist sehr fraglich, ob wir uns der Person Moses überhaupt genähert hätten.
Geschichtsschreiber haben sich erbitterten Streit geliefert, zum Beispiel, ob die Religion des Einen Gottes, die über den Glauben der Juden, über das Christentum, oder über den Islam auf uns gekommen ist, ihren Ursprung in